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Benefizspiel gegen Dynamo Kiew
Im St.-Jakob-Park dominieren für einmal die Farben Gelb und Blau

Eine Peace-Fahne beim Spiel zwischen dem FC Basel und Dynamo Kiew im Basler St.-Jakob-Park.

Irina war noch nie im St.-Jakob-Park. Warum auch, sie interessiert sich ja eigentlich gar nicht für Fussball und noch viel weniger für den FC Basel. Aber als ihr Bruder vor ein paar Tagen vom Benefizspiel zwischen dem FCB und Dynamo Kiew erzählte, da war den beiden sofort klar, dass sie dabei sein wollen. Nein, müssen.

Seit Mitte Februar ist Irina in Basel, das erzählt sie auf dem Weg ins Stadion. Ein paar Tage vor dem Ausbruch des russischen Angriffs ist sie aus Kiew in die Schweiz gekommen, ihr älterer Bruder arbeitet schon seit ein paar Jahren hier. Natürlich hat sie von Dynamo gehört, dem grossen Club aus ihrer Heimatstadt, ein Spiel hat sie bisher aber noch nie live im Stadion gesehen.

Irina und ihr Bruder sind an diesem Mittwochabend bei weitem nicht die Einzigen, die zum ersten Mal im St.-Jakob-Park sind. Sie sind zwei von Tausenden, die gekommen sind, um ein Zeichen der Solidarität mit ihrem Heimatland zu setzen und Geld zu sammeln für ihre Landsleute in Not. Man hört es an der Sprache. Und man sieht es auf den Tribünen, wo ausnahmsweise die Farben Gelb und Blau dominieren.

Viele haben Fahnen oder Plakate dabei. «Stop the War» oder «Peace» steht auf ihnen, einige sind auf Kyrillisch geschrieben. Hinter einem der Tore wird irgendwann in der zweiten Halbzeit eine riesige Flagge über die leeren blauen Sitzschalen gehängt. 15’371 sind im Stadion, das ist trotz der Gratistickets eine beachtliche Zahl. Für den Eintritt konnten alle zahlen, was sie wollten. Und auch sonst kommen sämtliche Einnahmen des Abends den Menschen in der Ukraine zugute.

Die beiden Mannschaften betreten den Rasen – die Spieler aus Kiew mit der ukrainischen Nationalflagge über ihren Schultern.

Vor einigen Wochen kam die Anfrage von Dynamo Kiew in Richtung des FCB, ob der Club von Trainerlegende Mircea Lucescu bei seiner Tour durch Europa auch in Basel spielen könne. Es sei eine «Herausforderung» gewesen, die Partie neben dem Spielbetrieb auf die Beine zu stellen, so sagt es FCB-Kommunikationsdirektor Remo Meister vor dem Anpfiff.

Der Club hat ein Rahmenprogramm organisiert, damit auch an einem Mittwoch möglichst viele Menschen kommen, zusehen und spenden. Vor dem Spiel singt die Ukrainerin Tina Karol die Hymne, der Applaus ist gross, in der Halbzeit ist Baschi an der Reihe. Es gibt eigens für die Partie kreierte Hotdogs und in der Loge ein Menü von mehreren Basler Starköchen. Der Mittelkreis ist einen Abend lang ein riesiges Peace-Zeichen.

An der Seitenlinie steht Maryna Striletska, die Schiedsrichterassistentin aus der Ukraine. Sie hat vor wenigen Monaten Geschichte geschrieben, weil sie Teil des ersten weiblichen Schiedsrichterinnen-Trios war, das ein Spiel der englischen Nationalmannschaft leitete. Im Juli wird sie an der EM der Frauen im Einsatz sein. Auch sie musste vor dem Krieg fliehen und lebt inzwischen in Basel.

Schiedsrichterassistentin Maryna Striletska beim Benefizspiel im St.-Jakob-Park.

Die Partie endet 2:3, es ist kurz wie bei einem ganz normalen Spiel. FCB-Trainer Guillermo Abascal steht an der Linie und regt sich über einige der Entscheidungen seiner Spieler auf. Fabian Frei nervt es, dass man wieder die gleichen Fehler gemacht habe wie gegen den FCZ. Nur ist es dieses Mal weniger gravierend, weniger schlimm. Weil der Fussball nicht im Vordergrund steht.

Die Basler wechseln in der Halbzeit fast ihre ganze Mannschaft aus, auch die Verletzten sind gekommen und sitzen auf der Tribüne. Nur Fjodor Tschalow fehlt, der russische Leihspieler der Basler. Natürlich wäre auch das ein Zeichen gewesen, ein ziemlich starkes sogar. Aber ein Einsatz des 23-Jährigen war nie eine Option.

In wenigen Wochen wird er wohl nach Russland zu ZSKA Moskau zurückkehren. Und ein Einsatz in einem Spiel gegen Kiew hätte für ihn Konsequenzen haben können. Nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen steht Tschalow also weder auf dem Rasen noch sitzt er auf der Ersatzbank.

Nach dem Abpfiff ist rund um den St.-Jakob-Park noch immer viel los. In den bereitgestellten Spendensäulen liegen die Geldscheine. Wie viel gespendet wurde, das wird der FC Basel in der nächsten Woche mitteilen. Aber klar ist schon jetzt, dass der FCB und auch der Schweizer Fussball mit dem «Match for Peace» einen wichtigen Teil beigetragen haben in dieser schweren Zeit. Und viele der in die Schweiz Geflüchteten immerhin für ein paar Stunden ablenken konnten.

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