Im Kanton Zürich stehen 26 Poststellen auf der Kippe
Im Kanton Zürich gibt es momentan 130 Poststellen. Innert drei Jahren werden 26 davon überprüft. Die meisten dürften geschlossen und als Filialen bei einem Partner wie Volg integriert werden.

Die Post befindet sich derzeit in einer Charmeoffensive. Thomas Baur, der Leiter Poststellen & Verkauf, tourt durch die Schweiz und sagt, was Sache ist. Er präsentiert das Schweizer Postnetz der Zukunft – wobei diese Zukunft lediglich den Zeitraum bis ins Jahr 2020 umfasst.
Der Kanton Zürich war gestern an der Reihe. Konkret heisst das: Die Post garantiert bis 2020 den Fortbestand von 104 Poststellen, also Filialen, die von der Post selber betrieben werden (siehe Karte unten). «Bis ins Jahr 2025 können wir das Versprechen nicht abgeben», stellte Baur am Mediengespräch klar.
Wer wisse denn schon, wie die Leute in drei bis fünf Jahren ihre Rechnungen bezahlen werden. «Gibt jemand heute eine Garantie auf zehn Jahre ab, dann würde ich ihm nicht trauen», sagte Baur. Der Leiter Poststellen betonte, die Post passe ihr Filialnetz nicht aus purer Freude an. Vielmehr seien die Frequenzen in den Postfilialen stark rückläufig. «Jeder soll sich selbst fragen, wann er das letzte Mal auf der Post war», sagte Baur.

Die Post im Lädeli
Neben den 104 garantierten bleiben im Kanton Zürich 26 Poststellen, die «überprüft» werden. Überprüfen bedeutet, dass die Post Handlungsbedarf festgestellt hat, das Endresultat aber noch ungewiss ist. In diese Kategorie gehören beispielsweise die Poststellen in Elgg, Hirzel, Kilchberg und Oetwil am See.
«Jeder soll sich selbst fragen, wann er das letzte Mal auf der Post war»
Während die sieben bestehenden Filialen in Winterthur bis 2020 garantiert sind, zeigt sich in der Stadt Zürich ein anderes Bild. Die Post will die Filialen Aussersihl, Giesshübel, Rämistrasse, Wipkingen und Zürichberg überprüfen. Es verbleiben 22 garantierte Poststellen in der Stadt Zürich.
Man kann zumindest vermuten, dass die Mehrzahl der 26 Wackelkandidaten innerhalb der nächsten drei Jahre geschlossen wird. Allerdings verspricht die Post Ersatz. Wo eine eigene Poststelle verschwindet, soll eine neue Postfiliale mit einem Partner eröffnet werden – beispielsweise in einem Volg. Die Post spricht denn auch nicht von der Schliessung einer Poststelle, sondern von einer Umwandlung.
Barzahlung beim Pöstler
In einer Poststelle mit Partner kann der Kunde zwar mit einer Karte, nicht aber mit Bargeld einzahlen. Es lassen sich keine Expressbriefe ins Ausland schicken und aus Diskretionsgründen können in diesen Filialen keine Zahlungsbefehle abgeholt werden. Bis jetzt ist es zudem nicht möglich, Massensendungen aufzugeben. Als Vorteil hebt die Post andererseits die langen Öffnungszeiten hervor.
Was die Bargeldeinzahlungen und die Massensendungen anbelangt, will die Post bis im Septemter Abhilfe schaffen. In Gemeinden, die nur noch über eine Poststelle mit Partner verfügen, können Kundinnen und Kunden allfällige Bareinzahlungen direkt beim Pöstler tätigen. Die Kunden erhalten bei der Post Hinweisschilder, die sie jeweils dann am Briefkasten anbringen, wenn sie eine Bareinzahlung vornehmen wollen. Massensendungen sollen ebenfalls ab September ermöglicht werden. Das sei allenfalls eine Platzfrage.
«Die Post betreibt Profitoptimierung auf Kosten des Service public und der Bevölkerung»
«Kritik am Modell mit den Partnerfilialen kommt ausschliesslich von Leuten, die das Modell nicht kennen», sagte Thomas Baur gestern. Im Kanton Zürich werden aktuell 86 Filialen mit Partner betrieben. 12 weitere befinden sich in Planung. Anfang Juni eröffnet eine solche Filiale an der Breitensteinstrasse in Zürich, Ende Juli in Wangen bei Dübendorf.
Inzwischen blickt die Post auf zehn Jahre Erfahrung mit Partnerfilialen zurück. Während es in den Anfängen teilweise mühsam gewesen sei, Partner zu finden, habe sich dies heute geändert. Eine Postfiliale im Laden zu betreiben, kann sich für den Partner durchaus lohnen. So bringt die Post dem Partner Frequenzen ins Geschäft.
Gewerkschaft kritisiert Pläne
Auch finanziell ist das Modell für den Partner interessant. Die Post bezahlt einen fixen Sockelbetrag – über dessen Höhe schweigt sie sich aber aus. Zusätzlich erhält der Betreiber eine Kommission, die vom Umsatz abhängig ist. Stimmt die Qualität, gibt es eine weitere Abgeltung. So kann ein Partner im Durchschnitt mit jährlichen Zusatzeinnahmen von 20 000 bis 30 000 Franken rechnen.
Durch die Veränderungen im Zürcher Postnetz werden bis 2020 rund 100 Vollzeitstellen verloren gehen. Wie die Post sagt,will sie Entlassungen vermeiden. Für die betroffenen Mitarbeitenden suche man nach passenden Lösungen.
Harsche Kritik an den Plänen der Post äusserte gestern die Gewerkschaft Syndicom. «Die Post betreibt Profitoptimierung auf Kosten des Service public und der Bevölkerung», schrieb die Gewerkschaft. Mit den Schliessungen versuche die Post, Fakten zu schaffen, die einen weiteren Abbau legitimieren. Die Post betreibe in ihren Ankündigungen Schönfärberei, statt die Bedürfnisse und den Unmut der Bevölkerung ernst zu nehmen. Wie sie Kündigungen verhindern wolle, bleibe weiterhin schleierhaft.
Regierungsrätin Carmen Walker Späh (FDP) zeigte Verständnis dafür, dass die Post das Vertriebsnetz dem veränderten Umfeld anpasse. Einsparungen, die die Post im Kanton Zürich erziele, dürften aber nicht verwendet werden, um das Postnetz in weniger dicht besiedelten Gebieten aufrechtzuerhalten.
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