Geldblog: Amortisieren statt investierenIm Alter lohnt sich eine Risikoreduktion
Wer bezüglich des weiteren Börsengeschehens unsicher ist und eine Hypothek hat, sollte zumindest eine Teilamortisation in Erwägung ziehen.
Sollen wir unseren Auftrag zur Vermögensverwaltung bei der UBS kündigen und mit dem frei werdenden Betrag die Hypothek auf unserem Einfamilienhaus ganz oder zumindest teilweise zurückzahlen? Meine Frau und ich sind beide pensioniert. Ich habe mir meine Pension auszahlen lassen und einen Teil davon im Rahmen einer Vermögensverwaltung bei der UBS angelegt. Nun befürchte ich, dass ein massiver Einbruch an den Aktienmärkten bevorsteht und sich dieser entsprechend auf unsere Anlagen auswirkt. Aufgrund unseres Alters ist unser Anlagehorizont für längerfristige Anlagen beschränkt. Ich kann deshalb nicht einfach davon ausgehen, dass sich die Aktienmärkte in der langen Frist wieder auf das aktuell gesehene Niveau erholen werden. Ich möchte unser Vermögen – zumindest teilweise – vor einem solchen Einbruch schützen. Leserfrage von W.P.
Ihren Angaben entnehme ich, dass Sie eine Hypothek von rund einer Million Franken haben und eine ähnlich hohe Summe bei der UBS im Rahmen eines Mandates verwalten lassen. Darüber hinaus haben Sie bei anderen Banken weitere Vermögenswerte und ein Mehrfamilienhaus, das Ihnen dank Mieterträgen Ihre Renten aufbessert. Sie wären somit gut in der Lage, die bestehende Hypothek vollständig zu amortisieren.
Bei Ihren Erwägungen gilt es, zwei Aspekte besonders zu berücksichtigen. Das Vermögensverwaltungsmandat hat Ihnen laut Ihren Angaben in den letzten drei Jahren eine jährliche Rendite von 3 Prozent gebracht. Das ist angesichts der Aktienhausse der letzten Jahre nicht wirklich berauschend, zumal ich nicht weiss, ob es sich um eine Netto- oder eine Bruttorendite vor Gebühren handelt. Zudem wäre zu prüfen, wie hoch Ihr Aktienanteil ist und wie sich auch sonst Ihre Assetallokation präsentiert.
Positiv ist immerhin, dass Sie auch unter der Berücksichtigung der Hypozinsen immer noch eine positive Rendite auf Ihrem Geld haben. Nun stellen Sie sich zu Recht die Frage, ob dies wohl auch künftig so bleibt. Abschliessend wissen wir dies alle nicht. Ich gehe aber davon aus, dass die Turbulenzen an den Finanzmärkten künftig deutlich zunehmen und phasenweise erneut ein stärkeres Ausmass annehmen könnten. Dafür verantwortlich sein dürften der Krieg in der Ukraine, die verschärfte Geldpolitik der Notenbanken in den USA und Europa, die hohe Inflation sowie weitere geopolitische Risiken.
Wenn man einen langen Anlagehorizont hat, kann man auch einen heftigen Börsentaucher gut aussitzen. Doch wie Sie richtig schreiben, ist Ihr Anlagehorizont aufgrund Ihres Alters nicht mehr ganz so lang, was dafür spricht, dass Sie Ihre Risiken reduzieren sollten. Gleichzeitig dürften die Hypozinsen steigen. Im schlimmsten Fall sitzen Sie auf Buchverlusten im Rahmen Ihres Verwaltungsmandates, bezahlen aber dennoch steigende Hypozinsen an die Bank, da Sie eine Geldmarkthypothek besitzen und das volle Zinsrisiko tragen.
Denkbar ist auch, dass es an den Immobilienmärkten zu einer Korrektur kommt und Sie mit tieferen Kaufangeboten konfrontiert sind.
Vor diesem Hintergrund würde ich in Ihrer Situation die Hypothek lieber amortisieren. Dann sparen Sie sich wenigstens die Zinsen. Genau prüfen sollten Sie allerdings, wie es langfristig um Ihre Liquidität steht. Denn wenn Sie Ihre Hypothek amortisieren, ist ein Teil des Geldes in Ihrem Einfamilienhaus blockiert. Sie planen zwar, dieses in drei bis fünf Jahren zu verkaufen. Doch wissen Sie nicht, wie einfach ein Verkauf zu den Ihnen angedachten Konditionen dann später möglich sein wird. Denkbar ist auch, dass es an den Immobilienmärkten zu einer Korrektur kommt und Sie mit tieferen Kaufangeboten konfrontiert sind.
Wenn Sie ansonsten genügend Vermögenswerte haben, auf die Sie für die Begleichung Ihres Lebensstandards in Ergänzung zu Ihren Renten zurückgreifen können, sehe ich kein Problem, zumal Sie planen, nach einem Verkauf des Einfamilienhauses in eine Wohnung Ihres Mehrfamilienhauses zu ziehen. Mit diesem Schritt würden sich aber Ihre Mieteinnahmen reduzieren, auf die Sie jetzt als Ergänzung zur Rente angewiesen sind. Ich empfehle Ihnen, die Frage, wie viel liquide Mittel Sie letztlich zur Bewältigung Ihres Lebensstandes in den nächsten Jahren in Ergänzung zu den Renten benötigen, genau auszurechnen und Reserven einzuplanen.
Falls hier die Rechnung gut aufgeht, würde ich die ganze Hypothek amortisieren und ansonsten nur einen Teil. Das Vermögensverwaltungsmandat könnten Sie auch bei letzterer Variante kündigen und das verbleibende Geld in Eigenregie einigermassen konservativ anlegen. Damit könnten Sie zumindest die Teuerung schlagen, ohne dabei grösseren Risiken ausgesetzt zu sein.
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