«Tatort»-Schauspielerin Anna SchudtIhr letzter Satz beginnt mit «Du»
Die Dortmunder Kommissarin Martina Bönisch starb am Sonntagabend völlig unerwartet den Serientod. Wie geht es jetzt weiter mit ihr – und der Serie?
Niemand hat das kommen sehen. Am Schluss des Dortmunder «Tatort» vom Sonntag liegt Kommissarin Martina Bönisch erschossen am Boden. Ihr Ermittlungspartner Peter Faber hält ihr die Hand. Und schickt andere, die in den Kellerraum eindringen wollten, raus. Diesen Moment allein mit ihr braucht er.
Gedreht wurde die Szene bereits vor acht Monaten. Alle Beteiligten hielten dicht, schon das ist eine Überraschung in der geschwätzigen Film- und TV-Branche. Und noch erstaunlicher: Darstellerin Anna Schudt machte ihren von langer Hand geplanten Ausstieg nirgends publik, keine Ankündigung vor der Ausstrahlung, wie bei Kolleginnen und Kollegen üblich, die genug von einer Serie haben.
22 Einsätze in zehn Jahren
Zehn Jahre lang spielte die in Konstanz aufgewachsene Schauspielerin ihre «Tatort»-Rolle, 22 Einsätze waren es insgesamt. «Ich merkte, ich muss mich verabschieden, wenn ich nicht bequem werden will», sagte Anna Schudt jetzt der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ). Die konkrete Umsetzung sei ihr allerdings nicht leichtgefallen, bei den Dreharbeiten der Sterbeszene seien echte Tränen geflossen.
Anna Schudt als Bönisch und Jörg Hartmann als Peter Faber waren eines der profiliertesten, aber auch sperrigsten Duos der «Tatort»-Geschichte: Er schwer angeschlagen, weil seine Familie vor Jahren von einem Irren umgebracht worden war. Sie brillant, aber kühl und unnahbar, mit komplizierten Männergeschichten.
In der letzten gemeinsamen Folge namens «Liebe mich!» taten Faber und Bönisch nun endlich das, was schon lange erwartet worden war: Sie küssten sich. Auch diese Szene war allerdings doppelbödig: Eigentlich handelte es sich um ein Rollenspiel zu Ermittlungszwecken. Dabei kamen sie sich als Kunstfiguren näher. Doch der Kuss am Ende, der war echt. Ein Todeskuss.
Nicht verplant zu sein, findet sie aufregend
Um ihre Zukunft muss sich Anna Schudt (47) keine Gedanken machen. Sie hat sich schon früh auf der Bühne und im Film einen Namen gemacht. Und spielte neben dem «Tatort» immer wieder andere Rollen, erhielt zum Beispiel für ihren Auftritt in einem Biopic über die Komikerin Gaby Köster einen TV-Emmy.
Privat ist Anna Schudt seit 2010 mit ihrem Berufskollegen Moritz Führmann verheiratet, mit dem sie zwei Söhne hat. Ein weiterer Sohn stammt aus einer früheren Beziehung. Ihre Theaterseele habe gegenwärtig grosse Lust auf historische Stoffe, sagte Anna Schudt der FAZ. Und: «Nicht verplant zu sein, finde ich aufregend.»
«Du bleibst hier. Versprochen?»
Trotzdem: Ihr Abschied ist ein herber Verlust für den «Tatort». Wie gut Martina Bönisch und Peter Faber zusammen funktionierten, zeigte sich noch einmal in der berührenden Sterbeszene. Ihre letzten Worte begannen mit einem «Du» – die Kommissare hatten sich sonst stets gesiezt: «Du bleibst hier. Versprochen?» Dann sank sie zu Boden.
Dieses «Hierbleiben» hat auch programmatischen Charakter. Denn natürlich fragt man sich, was aus Faber wird. Der zuständige TV-Redaktor beruhigte aber in diversen Medien die Fans und sagte, dass die Figur dieses Kommissars «integraler Bestandteil des Dortmunder ‹Tatort› ist und bleiben wird».
In der nächsten Folge, die im Frühling gedreht wird, hat Faber-Darsteller Jörg Hartmann sogar noch mehr Gewicht als sonst: Er schreibt auch das Drehbuch.
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