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IG macht Ernst gegen Freileitung

Susanna Kramer verlangt im Namen der Interessensgemeinschaft, dass die Stromleitung in die Erde verlegt wird.
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Nach 49 Jahren genügt die 50-Kilovolt-Stromleitung, die von Wädenswil über Horgen nach Thalwil führt, nicht mehr den Ansprüchen. Sie soll auf 110 Kilovolt verstärkt werden, auch müssen einige Masten ersetzt , andere repariert werden. Für das 6-Millionen-Projekt hat der Energieanbieter Axpo das Plangenehmigungsverfahren via das Eidgenössische Starkstrominspektoriat eingeleitet.

Seit Freitag läuft die öffentliche Planauflage in Wädenswil und Horgen. Konkret geht es um 8 Kilometer Freileitung. Der Abschnitt in Horgen soll unter den Boden verlegt und die Masten dort rückgebaut werden. Im Wädenswiler Berg hingegen soll alles beim Alten bleiben. Die Leitung führt weiterhin über 33 Masten durch mehrheitlich landwirtschaftlich genutztes Land. Die Eigentümer wollen das ändern. Sie verlangen wie in Horgen die unterirdische Verlegung der Leitung.

Sammeleinsprache geplant

«Ich habe seit Weihnachten täglich darauf gewartet, dass die Planauflage ausgeschrieben wird», sagt Susanna Kramer. Sie ist Sprecherin der «Interessensgemeinschaft Starkstromleitung in den Boden». Jetzt sieht Kramer den Moment für gekommen, um Axpo juristisch die Stirn zu bieten. «Wir sind gut vorbereitet.» Die IG wird die 30-tägige Planauflage nutzen, um gegen das Projekt eine Sammeleinsprache zu erheben. Eine Rechtsanwältin ist mit diesem juristischen Schritt betraut worden.

Die IG gibt es seit 3. Februar 2016. Der Widerstand ist viel älter. 2013 kündigte Axpo an, die Freileitung auf 110 Kilovolt verstärken zu wollen. Das rief die Landbesitzer und Naturschützer in Wädenswil auf den Plan, den Konzern für eine Bodenverlegung der Leitung zu gewinnen. Eine anstehende Strassensanierung nahe des Trassees würde sich dazu anbieten. Axpo lehnte aus Kostengründen ab.

Rund 70 Mitglieder in der IG

Im Winter 2015/16 gelangte Axpo an die Landbesitzer, um die fast 50 Jahre alten Dienstbarkeitsverträge zu verlängern. Kramer nennt sie Knebelverträge. «Wir hätten uns Axpo mit Haut und Haaren ausgeliefert.» Da war die Zeit reif für den organisierten Widerstand. Drei oder vier Landbesitzer hatten den Vertrag zwar bereits unterschrieben, die 13 übrigen, die von Masten und Leitung betroffen sind, haben ihn nicht unterzeichnet und die IG gegründet. Ausserdem zählen rund 60 Sympathisanten, Spender und Gönner zur Gruppe.

Auch die Stadt Wädenswil ist als Grundeigentümerin betroffen und spricht sich für eine Erdverkabelung aus. Sie hat den Dienstbarkeitsvertrag ebenfalls nicht unterschrieben, wie Stadtpräsident Philipp Kutter (CVP) bestätigt. Mitglied in der IG ist sie jedoch nicht. Er erklärt das mit der «besonderen Position der Stadt» als Teil des Staatswesens. «Aber wir unterstützen die IG ideell wie auch mit einem Beitrag zur Deckung der Anwaltskosten», sagt er.

Eine von Axpo vorgeschlagene Kostenbeteiligung Wädenswils von rund 4 Millionen Franken lehnt Kutter kategorisch ab: «Wir sind weder finanziell dazu in der Lage, noch sehen wir es als eine kommunale Aufgabe an, sich an den Kosten einer Erdverkabelung zu beteiligen.»

Die IG spielt auf Zeit . «Wir blockieren das Bauvorhaben – notfalls bis vor Bundesgericht», sagt Susanna Kramer. Diese Taktik werde den Energiekonzern zum Einlenken zwingen, glaubt sie. «Wir zögern das Projekt hinaus bis Axpo an ihre Schmerzgrenzen kommt.»

Stadt zieht mit

Ob auch Wädenswil Einsprache erheben wird, ist noch nicht beschlossen. «Wir werden uns aber sicher der Sammel-Einsprache der IG anschliessen», sagt Stadtpräsident Kutter. Auf den ersten Blick hält er ein solches Vorgehen für nützlicher, weil so die Kräfte des Widerstands gebündelt würden.

Im Kampf David gegen Goliath sieht Susanne Kramer einen zweiten Trumpf in der Hand der Interessengemeinschaft. Ohne unterzeichnete Dienstbarkeitsverträge mit den Landbesitzern büsse Axpo an Verhandlungsstärke ein. «Die Veträge laufen Ende Mai aus», sagt Kramer. «Wir haben also zurecht Hoffnung, dass Axpo einlenkt und am Ende die Leitung doch in die Erde verlegt.»