Idorsia setzt auf gesunden Schlaf
Die Schweizer Biotechfirma will ein Schlafmittel ohne Nebenwirkungen auf den Markt bringen. Dafür braucht sie Geld.
Forschen ist teuer. Das zeigen die Zahlen des Allschwiler Biotechunternehmens Idorsia. Der Nettoverlust von 448 Millionen Franken fällt um 108 Millionen Franken höher aus als vor Jahresfrist. Die Einnahmen haben sich von 61 auf 24 Millionen verringert, und die Aufwendungen sind um 71 Millionen auf 470 Millionen gestiegen. Trotzdem zeigte sich die Firma gestern bei der Präsentation der Zahlen des Vorjahres optimistisch. Hoffnung schöpft sie ausgerechnet aus einem Schlafmittel: Dora, so die Kurzform für Daridorexant, befindet sich aktuell in der letzten klinischen Testphase III.
Idorsia-Chef Jean-Paul Clozel stellte am Donnerstag den Zulassungsantrag für Ende Jahr in Aussicht. Spätestens Anfang 2022 soll die Arznei auf den Markt kommen und die Kasse klingeln lassen. Dafür haben die Baselbieter ein Lizenzabkommen mit Mochida für Japan abgeschlossen.
Idorsia verspricht sich von Dora einen «bedeutsamen klinischen Nutzen beim Ein- und Durchschlafen». Mit Dora soll für Patienten, die unter Schlafschwierigkeiten leiden, die Nacht nicht zum Tag werden. Die Arznei soll ihnen auch helfen, nach einer durchschlafenen Nacht gut durch den Tag zu kommen. Symptome wie Rebound, Entzugserscheinungen oder Toleranzentwicklung sollen vermieden werden. Damit, so das Versprechen von Idorsia, werde sich Dora von anderen Schlafmitteln unterscheiden.
Idorsia war im Frühjahr 2017 von Martine und Jean-Paul Clozel gegründet worden, nachdem das Ärztepaar seine Actelion für 30 Milliarden Dollar an den amerikanischen Gesundheits- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson verkauft hatte.
Liquidität reicht nicht
Dora ist aber nur einer von mehreren Hoffnungsträgern der Baselbieter. Hinzu kommen drei weitere Wirkstoffe in der spätklinischen Phase-III-Entwicklung. Insgesamt forscht Idorsia an zwölf Arzneien. Doch selbst nach dem Actelion-Verkauf werden langsam die Gelder knapp.
Im Fall von Idorsia schätzen Analysten, dass eine weitere Milliarde Franken notwendig sein wird. Diese Summe sei nötig, um mit den eigenen Medikamenten die Gewinnschwelle zu erreichen. Selbst für die nach dem Actelion-Verkauf finanziell äusserst gut ausgestatteten Allschwiler ist das zu viel.
Die Liquidität werde nicht bis zur Gewinnschwelle ausreichen, sagte daher auch Finanzchef André C. Muller. Sonst sei es nicht möglich, «unsere Produkte auf den Markt zu bringen». Ende Jahr hatte Idorsia noch 739 Millionen Franken liquide Mittel in der Bilanz.
Auch Clozel machte klar, dass nicht alle Wirkstoffe aus eigener Kraft entwickelt werden können. Es würden deshalb «geeignete Partnerschaften» gesucht. Zudem sollen die strategischen Prioritäten verfeinert werden. Clozel will als grösster Idorsia-Aktionär aber weiterhin möglichst viel Kontrolle über die Medikamenten-Pipeline behalten. An diesem Anspruch ändert sich auch in Zukunft nichts. Clozel ist der Region verbunden und lebt mit seiner Frau in Binningen. Seine gesamten Bezüge beziffern sich für 2019 auf über 2,9 Millionen Franken – rund 232'000 Franken weniger als 2018.
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