So steht es um Roger Federer«Ich würde gern viel mehr tun, aber die Ärzte bremsen mich»
Er kann noch nicht rennen oder Tennis spielen – und glaubt trotzdem weiter an ein Comeback. Melbourne-Sieger Rafael Nadal dient ihm dabei als Inspiration.
Nach dem verblüffenden Titelsturm von Rafael Nadal in Melbourne spekulierten eingefleischte Federer-Fans in den sozialen Medien, ob ihr Liebling in Wimbledon vielleicht Ähnliches schaffen könnte. Ein schöner Gedanke.
Aber es wird nicht passieren. Zumindest nicht in diesem Jahr. Denn der 40-Jährige wurde im Raum Zürich zwar zuletzt ab und zu auf dem Court gesichtet. Aber er trainierte nicht selber, sondern spielte seinen Kindern Bälle zu wie vergangene Woche im Center Sihlsports in Langnau am Albis seinen Töchtern Myla und Charlene. Natürlich begrüsste er alle höflich, so wie man das von ihm kennt, und am Schluss räumte er in der Cafeteria den Tisch ab.
Federer machte einen sehr entspannten Eindruck, doch eben: Er ist noch nicht so weit, um selber Tennis trainieren zu können. Ein Comeback auf die Rasensaison hin im Juni ist daher unrealistisch. In einem Gespräch für seinen Sponsor Credit Suisse äusserte sich der Baselbieter nun erstmals seit Mitte November über seine Fortschritte auf dem Weg zum Comeback. Wie zuletzt meist gab es positive und negative Nachrichten.
Nicht «halb zurückgetreten»
Die positiven News vorweg: Trotz eines langsamen Genesungsprozesses nach der zweiten Operation an seinem rechten Knie (im August 2021) ist er immer noch fest entschlossen, ein Comeback zu schaffen. «Ich will nochmals auf den Court und herausfinden, was möglich ist.» Er wolle sich nicht als «halb zurückgetreten» sehen, sondern «als kompletten Tennisprofi, der nochmals stark zurückkehren will». Sollte das nicht klappen, dann müsse er es akzeptieren. Aber er wolle nichts unversucht lassen.
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Das Problem ist: Der Weg zurück gestaltet sich für Federer tückisch und langwierig: «Bis jetzt war es mir noch nicht erlaubt, zu rennen und intensivere Übungen zu machen mit Sprüngen und Stop-and-go. Ich hoffe, dass das in ein paar Wochen möglich sein wird. Und dann werden wir sehen, wie mein Körper darauf reagiert. Denn diese Übungen brauche ich, um auf den Court zurückzukehren. Ich habe sehr wichtige und interessante Monate vor mir. Ich habe das Gefühl, dass ich im April viel besser wissen werde, wie es um meinen Körper steht.»
Er arbeite aber mit ungebrochenem Elan am Comeback, betonte er. «Ich bin sehr motiviert, das zu tun, was mir erlaubt ist. Ich gehe täglich ins Gym und arbeite so hart, wie ich darf. Es geht mir gut, obschon es ein bisschen langsam vorwärtsgeht. Ich würde gern viel mehr tun, aber die Ärzte und alle anderen bremsen mich ein bisschen.»
Mit Nadal am Laver-Cup
Aber wann kehrt er zurück, wenn überhaupt? Das ist offen. Klar ist: Anders als 2021, als er sich als Ziel setzte, in Wimbledon wieder in Topform zu sein, und sein rechtes Knie mit diesem sportlichen Fahrplan überforderte, lässt er sich jetzt die Zeit, die sein Körper braucht. Und sollte er es nicht mehr zurück auf die Profitour schaffen, so dürfte er zumindest alles daransetzen, am von ihm ins Leben gerufenen Laver-Cup zu spielen. Der geht am 23. bis 25. September in der O2-Arena zum fünften Mal über die Bühne. Am Donnerstag gaben die Organisatoren nun bekannt, dass Federer und Nadal fix in London dabei sein sollen.
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Im CS-Gespräch, an dem auch der brasilianisch-schweizerische Biermilliardär Jorge Paulo Lemann teilnahm, der mit Federer befreundet ist und ebenfalls am oberen Zürichsee wohnt, sprach der 20-fache Grand-Slam-Champion auch über die Zeit nach der Karriere: «Ich freue mich auf den nächsten Schritt. Er macht mir keine Angst. In den letzten zwei Jahren bekam ich Einblicke darin, wie es sein wird. Ich wache nun um 7 Uhr auf, weil mein Körper nicht mehr so viel Erholung braucht. Die Kinder sind in einer wichtigen Phase, die Jungs sind sieben, die Mädchen zwölf. Da will ich da sein für sie.»
Mit der Arbeit für seine Sponsoren, seinem Investment bei der Schweizer Schuh- und Bekleidungsfirma On und mit seiner Stiftung werde er zudem viele Beschäftigungen haben. «Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass der Übergang total okay sein wird.» Er versuche allerdings, noch nicht zu sehr an den Rücktritt zu denken. «Sonst nimmt das zu viel Raum ein in meinem Kopf.»
Die Freude für Nadal
Er habe sich das Ende des Australian-Open-Finals angeschaut, sagte Federer. Aber nicht das ganze Spiel. «Es dauerte zu lange. Ich habe zu viele Kinder, als dass ich jeden Punkt schauen könnte. Aber ich schaltete fürs Ende ein. Es war schön, diese Emotionen zu sehen. Rafa sagte mir monatelang, dass sich sein Körper nicht so gut anfühle, und nun hält er auf einmal den Pokal des Australian Open hoch. Er ist ein grossartiges Beispiel dafür, dass Träume wahr werden können. Und ein wunderbares Vorbild.»
Ausgeträumt hat auch Federer noch nicht. Und Nadal dürfte ihm bei seinem mühseligen Weg zurück eine Inspiration sein. Er sei ihm übrigens nicht gram, dass er seinen Rekord an Grand-Slam-Titeln gebrochen habe, sagte der Schweizer. «Ich bin happy für jeden, der einen Rekord bricht. Denn ich weiss, wie hart es ist.» Auf Instagram hatte er seinem langjährigen Rivalen ja schon unmittelbar nach dem Sieg über Daniil Medwedew in blumigen Worten gratuliert.
Nadal bedankte sich nun in einem Interview im spanischen Fernsehen für die Message von Federer: «Wir haben uns immer sehr respektiert und viele positive Dinge erreicht. Und egal, wer mehr Grand Slams gewinnt oder wer der Beste ist oder nicht, wir haben etwas geschafft, was wichtiger ist: eine sportliche Rivalität auf eine gesunde Weise zu leben.»
Schön, würde sie noch eine Fortsetzung finden.
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