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Bizarres Interview mit Peng Shuai
«Ich war nie verschwunden» – sie redet, doch die Sorgen bleiben

Als wäre alles normal: Peng Shuai verfolgt den Big-Air-Wettkampf an der Seite von IOK-Präsident Thomas Bach. 
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Monatelang war Peng Shuai abgetaucht. Wie kam es nun zum Interview mit «L’Équipe»?

Am 18. Januar hatte die Zeitung eine Interviewanfrage platziert, direkt beim Präsidenten des Chinesischen Olympischen Komitees, Gou Zhongwen. Das Internationale Olympische Komitee half bei der Vermittlung. Lange gab es keine Antwort, erst am vergangenen Donnerstag kam die Zusage. Das Team von «L’Équipe» war da bereits in der Olympiastadt angekommen und hatte sein Logis im Hotel Guizhou bezogen.

Das Okay war mit einigen Auflagen verbunden. So sollte sich die mehrfache Grand-Slam-Siegerin im Doppel nicht auf Englisch, sondern in ihrer Muttersprache ausdrücken. Die Fragen mussten vorher eingereicht werden, und das Gespräch durfte später nur ohne zusätzlichen Kommentar veröffentlicht werden. Die Zeitung hatte sich ihrerseits ausbedungen, dass sie das Interview vor der Publikation nicht zum Gegenlesen schicken werde.

Am Sonntag kam es zum Rendez-vous, im 16. Stock eines Hotels. Eine halbe Stunde war ausgemacht, eine Stunde dauerte das Gespräch. Auch Nachhaken auf eine Antwort war möglich. Peng Shuai, in Kleidern des nationalen Eishockeyteams, war gemäss dem Bericht «en bonne forme».

Was hatte den Fall Peng Shuai ausgelöst?

Ein Post der Tennisspielerin am 2. November, in dem sie einen hohen Parteifunktionär beschuldigte, sie sexuell genötigt zu haben. Nach 30 Minuten war die ausführliche Mitteilung aus dem Netz verschwunden, bald darauf auch deren Urheberin vom Erdboden. Die Angst um sie wuchs, die Frauen-Profiorganisation WTA suspendierte schliesslich sämtliche Aktivitäten im für sie weltweit wichtigsten Markt China.

In der Folge hatte Peng Shuai einige öffentliche Auftritte, unter anderem auch mit IOK-Präsident Thomas Bach, die aber allesamt orchestriert wirkten und das Unbehagen weiter verstärkten. In den sozialen Netzwerken war das Hashtag #whereispengshuai monatelang das bestimmende Tennisthema weltweit.

Hat sie Bahnbrechendes erzählt?

Nein. Sie wiederholte grösstenteils die Aussagen, die unlängst bereits in chinesischen Medien publiziert wurden. «Mein Leben ist, wie es sein muss – nichts Spezielles», heisst der Titel des Interviews. In dieser Richtung geht es weiter. Sie habe den fraglichen Weibo-Post selber gelöscht. Wieso? «Weil ich Lust hatte.» Und: Sie sei nie verschwunden, alle hätten sie sehen können, und sie habe auch nie gesagt, jemand habe sie sexuell belästigt.

Newsgehalt gab es eher bei tennisspezifischen Fragen bezüglich ihrer Zukunft. Sie könne wegen zahlreicher Verletzungen nicht mehr auf die Tour zurückkehren. Auch eine Einladung des französischen Doppel-Stars Nicolas Mahut, mit ihr gemeinsam das Mixed-Turnier in Roland Garros zu bestreiten, lehnte sie lachend ab: «Ich danke ihm sehr für die Einladung. Ich glaube aber, dass ich künftig nur noch auf Veteranenniveau spielen kann.» Sie äusserte zudem die Hoffnung, dereinst den Hauptsitz des IOK in Lausanne zu besuchen, wohin sie Präsident Bach eingeladen habe. Anfänglich und bei Fragen zur Affäre habe sie die Arme verschränkt gehabt, dazwischen habe sie sich immer weiter entspannt. Den IOK-Präsidenten hat sie am Samstag zum Nachtessen getroffen.

Wie gross ist der Wahrheitsgehalt bei den Antworten zur Affäre?

Vermutlich sehr klein. Die Journalisten konnten in diesem Fall aufgrund der vorgegebenen Rahmenbedingungen die eigenen Stärken – Fachwissen, gepaart mit Hartnäckigkeit – nicht wirklich ausspielen, weder bei der Gesprächsführung noch bei der anschliessenden Aufbereitung.

«L’Équipe» verfolgte mit dem Gespräch aber auch andere Motive. Darauf deuten zumindest einige Aussagen in der Einleitung hin, auf der die Zeitung beharrt hatte. Im zweiten Satz heisst es, das Gespräch habe auch dazu gedient, Peng Shuai zu zeigen, dass die Aufmerksamkeit, die ihr geschenkt werde, nicht abnehme, und um festzustellen, ob sie gesund sei. Und gewiss auch, um andere mediale Schwergewichte zu animieren, den Fall nicht ruhen zu lassen.

Sophie Dorgan, eine der arriviertesten Tennis-Journalistinnen der Welt, hatte das Interview zusammen mit ihrem Kollegen Marc Ventouillac geführt. Am Sonntag war sie in Peking besonders froh um die FFP2-Maske, die ihr etwas Privatsphäre bot. Seit der Publikation des Artikels wurde sie ununterbrochen auf den verschiedenen Kanälen behelligt. Sie hätte wohl den ganzen Tag Interviews geben können, gab aber allen Medien, inklusive globaler Häuser wie CNN, einen Korb. Verständlich, angesichts des Versprechens, das Gespräch nicht zu kommentieren. 

Später sagte die Französin auf Twitter: «Ein Wort, nur eines: Ich denke fest an Peng Shuai.» 

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