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Porträt der Klimaaktivistin Luisa Neubauer
«Ich beschäftige mich nicht den ganzen Tag mit der Klimakrise. Ich beschäftige mich mit Leuten, die was dagegen tun»

Luisa Neubauer (27): Hoffnungsträgerin, Promi, Reizfigur.
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7. März, am frühen Morgen

07.49: Ich sitze im Zug nach Wiesbaden und frage mich, wie seltsam das Leben ist. Vor einigen Tagen dachte ich noch, der März würde gemütlich werden. Es standen kaum Termine im Kalender. Doch dann bekam ich die Anfrage, ob ich die Lesung von Luisa Neubauer in Zürich moderieren könne. Sie hat im Dialog mit ihrer neunzigjährigen Grossmutter ein Buch geschrieben. Es heisst: «Gegen die Ohnmacht».

Natürlich sagte ich sofort zu. Die Verlagsvertreterin fragte, ob ich mir auch vorstellen könne, bei den Terminen in Wiesbaden und Karlsruhe dabei zu sein. Klar, antwortete ich – nur wäre es vermutlich gut, wenn ich vorher mit Neubauer telefonieren könnte. Denn: Wenn wir uns nicht verstehen, wären drei Abende hintereinander ziemlich lang.

Also telefonierten wir. An das Gesagte kann ich mich kaum erinnern, ich war nervös und redete zum Beispiel davon, dass ich schon immer in einer Girlband sein wollte – und diese Lesereise ja fast schon eine Tour sei. Sie lachte, und wir legten mit dem Einverständnis auf, dass diese Zusammenarbeit eine gute Idee sei.

Wenn sie einen Tweet absetzt, werden danach Leit­artikel geschrieben. 2022 wählte sie das «Time Magazine» zu den 100 «aufstrebenden Stars» des Welt­geschehens.

Luisa Neubauer ist die bekannteste Klimaaktivistin Deutschlands. Ich selbst höre seit Jahren ihren Podcast «1,5 Grad», schalte ein, wenn sie bei Markus Lanz in der Talkshow sitzt und folge ihr – wie 433’000 andere Menschen – auf Instagram.

Hier nochmals das Wichtigste: 2018 lernte Neubauer an der Weltklimakonferenz Greta Thunberg kennen (mehr dazu später), und kurz darauf organisierte sie einen der ersten Fridays-for-Future-Proteste in Deutschland. Seither ist die Siebenundzwanzigjährige eine der zentralen Stimmen der Klimabewegung und prägt den Diskurs wie vielleicht keine Zweite.

Wenn sie einen Tweet absetzt, werden danach Leitartikel geschrieben, wenn sie bei einer Demonstration im Matsch steht, wird sie von Kamerateams begleitet. 2022 wählte sie das «Time Magazine» zu den 100 «aufstrebenden Stars» des Weltgeschehens.

Wie das so ist bei öffentlichen Personen, haben alle eine Meinung zu ihr. Die einen lieben sie, die anderen reiben sich an ihr. Während unserer Lesereise wird die «Süddeutsche Zeitung» schreiben: «Luisa Neubauer dürfte, zusammen mit Angela Merkel und Barbara Schöneberger, die bekannteste Frau Deutschlands sein.»

7. März, später Nachmittag

17.20: Wiesbaden. Der Weg vom Hotel zum Veranstaltungsort ist kurz. Das Kulturzentrum, in dem die Lesung stattfindet, heisst «Schlachthof», was lustig ist, denn Neubauer lebt vegan. Vor einem Tor rauchen einige Leute. Ich erkläre ihnen, dass ich die Moderatorin des Abends sei. Ohne viel zu fragen, lassen sie mich herein. Die Halle ist riesig. Gigantisch. Und leer – bis auf zwei Frauen.

Eine davon: Luisa Neubauer.

Ich gehe hin und stelle mich vor. «Oh Nina, wie schön», sagt sie. Die andere Frau, so erklärt Neubauer, sei eine Freundin, die ihr während des Studiums immer Kürbissuppe gekocht habe. Wir gehen in den Backstage-Bereich. An den Wänden hängen Konzertposter von Bands, die ich als Jugendliche gehört habe: The Kills, Babyshambles. Die haben alle hier gespielt.

18.00: Soundcheck. Neubauer und ich machen Witze, dass wir nicht singen können, und fassen den Plan, bis Zürich einen Tiktok-Tanz einzustudieren.

18.34: Noch eineinhalb Stunden bis zum Auftritt. Ich trinke ein alkoholfreies Bier und gehe meine Notizen durch. Neubauer hat einen Fototermin, dann ein Interview. Ich merke, dass ich unsicher bin, wie ich ihr begegnen soll. Alle scheinen etwas von ihr zu wollen. Ich will sie nicht auch noch belagern. Obwohl ich tausend Fragen habe: Wie viele E-Mails bekommst du am Tag? Woher sind deine coolen Stiefel? Wie war es, Barack Obama 2021 an der Klimakonferenz in Glasgow zu treffen?

20.10: Neubauer geht auf die Bühne und liest das erste Kapitel. Applaus. Dann muss ich hoch.

Neubauer (links): «Viele Menschen denken: Alle um mich herum machen weiter wie bisher. Ich bin so allein.» – Kunz: Und was hilft gegen diese Isolation?» – Neubauer: «Das Reden. Und das gemeinsame Demonstrieren.»

Nina Kunz: Hallo an alle im Saal. Hallo Luisa!

Luisa Neubauer: Hi!

Wir sind heute hier, weil du – zusammen mit deiner Grossmutter Dagmar Reemtsma – ein Buch geschrieben hast. Ich habe Dutzende Fragen, aber die wichtigste zuerst: Stimmt es, dass Dagmar letzte Woche neunzig Jahre alt geworden ist?

Ja! Aber wir durften nicht zu lange feiern, da meine Grossmutter meinte: Wir können nicht so sehr einen draufmachen, Luisa. Am nächsten Tag war Klimastreik. Und ihre erste Amtshandlung als Neuzigjährige war, dass sie an die Demo ging.

Beginnen wir ganz vorne. Wie wurdest du politisiert?

Ich bin 1996 geboren. Meine Eltern leiteten ein Altenheim, ich war das jüngste von vier Geschwistern. In meiner Erinnerung war die Zeit, in der ich aufwuchs, entpolitisiert. Mir wurde immer gesagt: Die Welt ist okay, und wenn du dich anstrengst und gute Noten schreibst, kannst du alles machen …

Und dann?

Mit der Zeit merkte ich, dass diese Erzählung nicht stimmt. Spätestens 2018, als in ganz Europa die Wälder brannten und in Deutschland der Hambacher Forst gerodet werden sollte, dachte ich: Da läuft doch etwas falsch. Also reiste ich nach Polen an die Weltklimakonferenz. Ich hatte damals schon ein bisschen Geografie studiert und wusste: Die Lage ist schlimm. Aber ich dachte auch: Unsere Institutionen klären das bestimmt. Doch dann bekamen wir am Eingang der Konferenz ein Souvenir, einen Ohrring mit einem Stück Steinkohle dran … Es stellte sich heraus: Die Weltklimakonferenz war von der Kohleindustrie gesponsert.

Im Ernst?

Ja! Das machte mich sehr nachdenklich. Ich verstand, dass ich wohl einiges umlernen musste in Bezug auf die Frage, wie viel Verlass ist auf die Politik. Zum Glück rannte ich bei dieser Konferenz auch in Greta Thunberg hinein. Die hatte keine Kohle-Ohrringe, dafür ein Protestschild. Ihre Antwort auf die Krise schien mir logischer als die Antwort der Menschen in Anzügen. Also richteten wir uns danach und machten Klimastreik.

Die Anfänge

Die Geschichte der Klimastreiks wurde schon oft erzählt: Am 20. August 2018, während der Dürre- und Hitzewelle in Europa, setzte sich Greta Thunberg mit einem Schild vor den schwedischen Reichstag, auf dem stand: «Skolstrejk för klimatet» – Schulstreik für das Klima.

Im Dezember 2018 lernte die zweiundzwanzigjährige Geografiestudentin Luisa Neubauer im polnischen Katowice Thunberg kennen und organisierte kurz darauf in Berlin den ersten grossen Klimastreik. Es war bitterkalt, nur vier Leute waren da, und Neubauer wollte nur noch nach Hause.

Doch genau in diesem Moment trudelten mehr und mehr Demonstrierende ein. «Heute sind wir an vierzehn Orten, in einem Monat sind wir an vierzig», rief Neubauer den Leuten zu. Tatsächlich fanden die Streiks einen Monat später an fünfzig Orten statt. Am 20. September 2019 gingen in Deutschland dann mehrere Hunderttausend Menschen fürs Klima auf die Strasse.

In Neubauers Leben gibt es also eine Zeit vor dem Dezember 2018. Und eine Zeit danach.

7. März, Wiesbaden, mittlerer Abend

Die Stimmung im Saal in Wiesbaden ist wohlwollend. Viel Applaus, viel Kopfnicken. Nach etwa einer Viertelstunde kommen wir auf eine spezifische Stelle im Buch zu sprechen.

In einem Kapitel schreibst du, dass dein Urgrossvater Joachim von Hänisch, der Vater deiner Grossmutter, 1944 im KZ Stutthof ermordet wurde. Warum war es dir wichtig, diesen Teil der Familiengeschichte offenzulegen?

Meine Grossmutter und ich wollten mit diesem Buch verstehen, woher unsere Ohnmacht kommt. Und da mussten wir schnell feststellen, dass dieses Gefühl nicht nur mit den politischen Umständen zu tun hat, sondern auch mit unserer Familienbiografie.

Deine Grossmutter fragt sich seit Jahrzehnten: Was schulde ich meinem Vater – richtig?

Genau. Sie suchte darüber auch immer wieder das Gespräch mit mir. Aber ehrlich gesagt dachte ich lange: Ach, kann sich nicht jemand anderes um die Vergangenheit kümmern … wir haben mit der Klimakrise schon genug um die Ohren.

Was verständlich ist.

Aber das funktioniert so nicht. Es geht nicht auf, dass meine Grossmutter immer für mich da ist, und ich wegrenne, wenn es um die Themen geht, die sie ohnmächtig machen. Also haben wir uns hingesetzt, viel Kaffee getrunken und sind diese Themen durchgegangen.

Nun muss ich sagen, dass es schwer ist, «Gegen die Ohnmacht» zu lesen und kein Fan deiner Grossmutter zu werden.

Oh, das wird sie freuen.

So erfahren wir zum Beispiel, dass deine Schulfreund:innen beim Nachmittagskaffee ihre Begeisterung für Flugzeuge erwähnten und Dagmar daraufhin «eine kleinteilige Abhandlung über die wirtschaftliche Unsinnigkeit der Produktionslogistik des Airbus A380 vortrug». Fandest du ihre Art schon immer cool?

Nein, es gab Phasen, da war mir meine Grossmutter unfassbar peinlich mit ihrem Öko-Kram. Mit vierzehn habe ich mein ganzes Nachhilfegeld in H&M-Tops gesteckt und fühlte mich missverstanden, wenn sie dann fragte, wie die Näherinnen in Bangladesch bezahlt werden.

Und heute?

Erlebe ich es als unglaublich wertvoll, dass ich eine Person in meinem Leben habe, die mir vorgelebt hat, was loslegen bedeutet. Eine prägende Anekdote in unserer Familie ist zum Beispiel, dass sich meine Grossmutter früher immer extra schick anzog – mit Hut! –, um an Demos zu gehen. Sie wollte damit zeigen, dass auch die Schickimickis ökologische Anliegen unterstützen.

Die Grossmutter

Dagmar Reemtsma ist – wie inzwischen wohl klar wurde – Aktivistin. Seit den Achtzigerjahren organisiert sie unter anderem Demonstrationen gegen die Kohlekraft oder spricht an der Aktionärsversammlung von Adidas über schlechte Arbeitsbedingungen.

Im Alltag diskutiert sie zudem mit der Nachbarin am Gartenzaun über den Unsinn von Laubbläsern, und über die Jahrzehnte hat sie sich auch immer wieder mit Leuten aus der Hamburger Landespolitik angelegt. Zu Olaf Scholz, heute Bundeskanzler, sagte sie einst: «Olaf, aus dir wird noch was!»

«Meine Grossmutter hat erkannt, dass alles Energie kostet. Sie kann die Energie nutzen, um sich einzureden, dass alles in Ordnung ist. Oder sie kann die Energie nutzen, um etwas zu verändern.»

Luisa Neubauer

Die Frage nach der Verantwortung stellt sich für sie womöglich auf eine besondere Weise. Denn was man wissen muss: Als junge Frau heiratete Dagmar von Hänisch in die Unternehmerfamilie Reemtsma ein, die – wie sie dann erfuhr – mit dem NS-Regime kollaboriert hatte.

Die Geschichte wollte es sogar, dass ihr Schwiegervater geschäftlich mit Erich Koch verbandelt war; dem Gauleiter, unter dem ihr Vater im KZ ermordet wurde. Ihre Ehe mit Feiko Reemtsma ging in den Siebzigern in die Brüche. Seither steht sie quer zu dieser Seite der Familie.

Als ich Neubauer auf unserer Reise einmal fragte, woher ihre Grossmutter diese Energie zur Empörung nimmt, meinte sie: «Ich glaube, sie hat einfach früh erkannt, dass alles Energie kostet. Sie kann die Energie nutzen, um sich täglich einzureden, dass alles in Ordnung ist. Oder sie kann die Energie nutzen, um etwas zu verändern.»

7. März, Wiesbaden, gegen Ende der Lesung

21.45: Nach eineinhalb Stunden kommen wir zu den Publikumsfragen. Es geht um Bildung, die wirtschaftliche Durchführbarkeit von Klimaschutz, und dann will jemand wissen: «Wie findest du die Leute, die sich gerade fürs Klima auf den Boden kleben?» Im Saal wird es still.

Neubauer überlegt und sagt: «Ich glaube, wir haben gerade keinen akuten Mangel an Menschen, die eine Meinung zu Protestformen haben. Ich habe auch Meinungen dazu, aber die entscheidende Frage ist nicht: Wie findest du diesen Protest? Sondern: Was machst denn du? Ich denke immer: Wenn du eine bessere Idee hast, dann leg los. Niemand muss in der Klimakrise am Seitenrand stehen. Denn einen Seitenrand gibt es nicht.»

Ich liege im Bett und scrolle mich durch Neubauers Instagram-Feed. Unter ihren Bildern stehen Kommentare wie: «Die sieht so harmlos aus, dabei ist sie eine hysterische Kampf­emanze.» 

22.05: Eine junge Frau hebt die Hand und fragt: «Wie schaffst du es, weiterzukämpfen?»

Neubauer: «Diese Frage höre ich häufig. Die Annahme dabei ist immer, dass ich mich den ganzen Tag mit der Klimakrise beschäftige. Dabei beschäftige ich mich gar nicht den ganzen Tag mit der Klimakrise. Ich beschäftige mich mit Leuten, die etwas dagegen tun. Das ist ein grosser Unterschied.» Ich starre sie an und denke: Was für eine Antwort.

22.10: Langer Applaus.

22.15: Das Büchersignieren beginnt. Ich schaue mit etwas Abstand zu und sehe, dass einige Leute bloss ein Autogramm wollen, andere haben halbe Ordner dabei – mit lokalpolitischen Anliegen, die Neubauer bitte unterstützen soll.

22.35: Wir schmieren uns hinter der Bühne Brote für den morgigen Tag.

23.05: Es regnet. Unter Schirmen zusammengepfercht spazieren wir zurück ins Hotel.

23.38: Ich liege im Bett und scrolle mich durch Neubauers Instagram-Feed. Unter ihren Bildern stehen Kommentare wie: «Die sieht so harmlos aus, dabei ist sie eine hysterische, linke Kampfemanze» /  «Playboyshooting jetzt» / «Das verwöhnte Millionärsbalg labert nur Scheisse und ist mediengeil» / «Deine Pfoten solln dir abfaulen». Es sind nicht nur Beleidigungen, sondern auch Drohungen. Jetzt verstehe ich, warum sie auf der Lesereise von Sicherheitspersonal begleitet wird.

Das 1,5-Grad-Ziel

Neubauer erzählt immer wieder, dass sie 2018 noch annahm, dass das Fridays-for-Future-Projekt maximal drei Monate dauern würde. Eines der Hauptanliegen der Bewegung war nämlich der Kohleausstieg bis 2030, und die Aktivistin dachte: Das sei machbar.

Doch bald musste sie feststellen, dass die Politik regelmässig die Klimaziele umgeht, die sie sich selbst gesetzt hat.

Seit nun mehr als vier Jahren erinnert die Bewegung die Öffentlichkeit also daran, dass die Versprechungen, die 2015 im Rahmen des Pariser Klimaabkommens gemacht wurden, von den Regierungen nicht eingehalten werden – und die Zeit immer knapper wird, um den globalen Temperaturanstieg (im Vergleich zur vorindustriellen Zeit) auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken.

Laut dem jüngsten Bericht des Weltklimarats IPCC steuern wir mit der aktuellen Klimapolitik auf eine Erwärmung von 3,2 Grad bis 2100 zu.

8. März, Karlsruhe

07.25: Draussen schüttet es. Neubauer hat einen Termin an einer Schule.

12.00: Am Bahnhof scheisst mir eine Taube auf die Schulter.

12.25: Unser Zug nach Karlsruhe hat eine Stunde Verspätung.

14.25: Ich sehe, dass die «Süddeutsche Zeitung» etwas über den gestrigen Abend geschrieben hat. «Die Performance der sechsundzwanzigjährigen Aktivistin ist auf der Höhe der Erwartungen ihres Publikums. Man hätte Mühe, im Deutschen Bundestag, an Hochschulen oder in den Vorständen der grossen Unternehmen so eine Eloquenz aufzuspüren.» Der Journalist lobt auch, dass der Abend nicht kitschig war und ohne ökologische Folklore auskam.

16.35: In Karlsruhe können wir uns im Hotel etwas ausruhen. Im Fall von Neubauer bedeutet das: Sie gibt zwei Interviews.

17.30: Wir spazieren zum Veranstaltungsort. Neubauer erzählt, dass sie vor einigen Jahren den Klimaaktivisten Bill McKibben interviewte. Sie überlegte sich damals, Journalistin zu werden, aber dann merkte sie: Die Dinge, von denen McKibben spricht, würde sie am liebsten selbst tun.

19.15: Wir sitzen im Backstage-Bereich und reden über den Schneemangel in den Alpen (traurig) und Bernhard Russi (ja, wirklich).

Kunz: «Was tun, wenn eine innere Stimme sagt: Alles, was ich tue, hilft eh nichts?» – Neubauer: «Hörst du diese Stimme?» – Kunz: «Manchmal.»

19.35: Neubauers Handy liegt auf dem Tisch. Sie hat mehrere Tausend ungelesene Mails und Nachrichten. Sie hat kein Geschäftstelefon, und alle Anrufe nimmt sie selbst entgegen. Allgemein, so denke ich, ist ihr Leben unglamouröser, als ich mir das vorgestellt habe.

So wie ich das mitbekomme, sitzt sie an vielen Tagen im Zug, reist von Berlin (wo sie wohnt) zu Sitzungen, zu Konferenzen, zu Protesten, zu Auftritten. «Daneben» studiert sie Geografie im Master. Seit 2019 hat sie drei Bücher publiziert.

«Die Übermacht von Kohle und Öl ist nicht nur wirtschaftlich und politisch, sondern auch emotional und kulturell.»

19.37: Ich überlege, dass Klimaaktivist:innen immer wieder vorgeworfen wird, sie seien privilegiert. Und im Fall von Neubauer stimmt das auch: Sie ist materiell behütet aufgewachsen, besuchte das Gymnasium, lernte Deutsch als erste Sprache, musste nie Ausgrenzungserfahrungen machen. Sie hatte Zeit für Aktivismus, und die Öffentlichkeit hört ihr zu, wenn sie spricht.

Ich glaube, es ist wichtig, das zu benennen. Doch damit endet die Geschichte nicht, denn Privilegien sind laut Neubauer auch eine «Ansammlung gesellschaftlicher Handlungsmacht», die es zu nutzen gilt.

19.45: Mit jeder Minute wird das Grummeln in der Halle lauter.

20.15: Die Lesung beginnt.

20.30: Die Stimmung im Saal ist ausgelassen. Klatschen, Lachen, Rufen. Bier. Aperol. Nach etwa zwanzig Minuten kommen wir auf das Metathema des Buches zu sprechen.

Ich möchte noch ein bisschen ausführlicher über die Ohnmacht reden.

Gerne.

An einer Stelle schreibst du: «Ohnmacht erwächst nicht dort, wo schlechte Dinge passieren, sondern dort, wo diejenigen, die durch Macht Verantwortung haben, dieser Verantwortung nicht gerecht werden.»

Gut, dass du diese Stelle zitierst. Die ist zentral.

Warum ist sie wichtig?

Weil ich die Ohnmacht im Buch eben nicht nur als Gefühl verstehen will. Sondern als Ausdruck einer Machtasymmetrie. Die Ohnmacht ist in der Klimakrise nicht einfach da, sie ist kein Naturgesetz. Sie kommt vor allem daher, dass wir glauben, nicht angemessen reagieren zu können.

Was macht das mit dir als Aktivistin?

Diese Erkenntnis ist hilfreich. Denn sie zeigt uns auf, dass es eine wichtige Aufgabe der Klimabewegten sein muss, eine Erzählung über die Krise zu finden, die es uns erlaubt, die Welt wieder als veränderbar wahrzunehmen.

Ich habe im Buch einen Begriff gelernt, der mir enorm geholfen hat, die aktuelle Lage in der Klimakrise zu verstehen.

Ah, welchen denn?

Fossilität. Stimmt es, dass du dieses Wort erfunden hast?

Nein, nein! Das hat bestimmt schon mal jemand benutzt.

Ich bin mir nicht sicher. Ich habe es heute Nachmittag gegoogelt, und es kamen nur obskure Einträge zu Fossilien. Also: Gesteinen.

Oh. Also – ich suchte beim Schreiben einfach nach einem Begriff, der beschreibt, wie vielschichtig die Übermacht der fossilen Energien ist. Und dann landete ich bei: «Fossilität». Ich sehe das Wort als eine Art Klimakrisenäquivalent zum «Patriarchat».

Und was heisst das konkret?

Das heisst, dass die Übermacht von Kohle, Öl und Gas nicht nur wirtschaftlich und politisch ist, sondern auch emotional und kulturell. Was verstehen wir denn zum Beispiel unter Fortschritt? Fortschritt ist, wenn die fossile Produktivität brummt. Was verstehen wir unter Freiheit? Freiheit heisst: 180 km/h auf der Autobahn und nichts darunter …

Könnte man also sagen: Die Fossilität ist eine Grundlogik, die unser Denken und Handeln prägt?

Ja. Es gibt eine Anekdote, die diesen Punkt verdeutlicht: Vor einigen Jahren diskutierte ich in einer Talkshow über die Verkehrswende, also darüber, wie wir die Mobilität nachhaltiger gestalten können. Der Chef von VW war auch da und erzählte von den Elektroautos, die er bauen will, und dann sagte der Journalist Ulf Poschardt: Das Elektroauto habe in Deutschland keine Zukunft, weil es keine Seele hat. Ich sass da und dachte: Ja, was sagt man auf sowas?

Und, was hast du gesagt?

In diesem Moment sah ich ein, dass wir noch lange mit unseren Studien kommen können – denn die Debatte wird auf einer anderen Ebene geführt. Ich verstand, dass es schwer wird, mit rationalen Argumenten gegen eine lange Tradition, gegen kulturelle Bilder anzukommen.

Haben diese Bilder auch dein Aufwachsen geprägt?

Natürlich. Nach dem Abitur wollte ich zum Beispiel unbedingt mit einer Freundin einen Roadtrip mit dem Auto nach Spanien machen. Ich war überzeugt: Ich brauche das. Denn in jedem Teenie-Hollywoodfilm, den ich je gesehen hatte, wurde mir vorgelebt: Du bist erst dann richtig spontan und frei, wenn du einen Roadtrip machst. Daran, dass es diese popkulturellen Motive auch gibt, weil es in den USA etwa kein vergleichbares Zugnetz gibt, dachte ich nicht.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann verbindet die Fossilität auch «soft» und «hard» Power, korrekt?

Genau. Es geht einerseits eben um Geschichten und Bilder. Und dann geht es um handfeste Entscheidungen wie: In Deutschland werden fossile Energieträger jährlich mit mehreren Milliarden Euro subventioniert. Neuerdings kann man LNG-Terminals hierzulande in Lichtgeschwindigkeit aufbauen … aber bei jedem Windrad muss man sieben Jahre warten. Wir haben also eine politische Kultur, die sich darauf geeinigt hat: Was fossil ist, hat Vorrang. Dekarbonisierung muss sich immer beweisen.

Die Aufmerksamkeit

Das Phänomen «Luisa Neubauer» zu erklären, ist keine leichte Aufgabe. In den letzten Jahren wurde so viel über sie geschrieben, dass man nicht weiss, wo man beginnen soll.

Vielleicht so: Kurz nach den ersten Fridays-for-Future-Demonstrationen erschienen die ersten grossen Zeitungsporträts. Die Medien waren fasziniert von dieser zweiundzwanzigjährigen Studentin, die so eloquent reden kann. Die deutsche Wochenzeitung «Zeit» schrieb zum Beispiel: Neubauer wirke wie eine Berufsaktivistin «samt Popstar-Qualitäten der Ära YouTube».

Kunz: «Fossilität. Stimmt es, dass du dieses Wort erfunden hast?» – Neubauer: «Nein, nein! Das hat bestimmt schon mal jemand benutzt.»

Woran es lag, dass sich die Aufmerksamkeit sofort auf ihre Person fokussierte, ist eine komplexe Frage. Ich glaube, dass es einerseits damit zu tun hat, dass Neubauer telegen ist – und andererseits damit, dass wir Geschichten gerne auf eine gewisse Weise erzählen. So hören wir viel lieber Geschichten über Menschen als über komplexe Phänomene wie «die Klimakrise»: Es ist viel leichter über Neubauer zu berichten als über den ökologischen Kollaps an sich.

Zudem glaube ich, dass auch ihr Frausein eine Rolle spielt. Ich finde es etwas schwierig, diesen Punkt in Worte zu fassen, aber wenn ich zum Beispiel sehe, wie gierig sich die Öffentlichkeit auf Figuren wie Sanna Marin (die abtretende finnische Ministerpräsidentin), Greta Thunberg oder Alexandria Ocasio-Cortez (die 1989 geborene demokratische Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses) stürzt, dann komme ich zum Schluss, dass es heute eine Aufmerksamkeitsökonomie gibt, in der man sich auf eine spektakelhafte Art an Frauen abarbeitet.

Es geht dann auch schnell um Fragen wie: Darf sie tanzen? Woher ist ihre Hose? Für wen hält sie sich eigentlich? Das ist eine Qualität der medialen Aufregung, die ich bei einem – sagen wir – Cédric Wermuth nicht erlebe.

8. März, Karlsruhe, Mitte des Gesprächs

21.15: Die Leute in Karlsruhe sind weiterhin am Ausrasten. Nach jedem Halbsatz – tosender Applaus. Die Energie im Saal ist flirrend. Ich denke, das Gespräch ist intensiver und fordernder als gestern.

Wie kommen wir aus dieser Fossilität wieder heraus?

Um diese Frage zu beantworten, muss ich etwas ausholen. Als ich 2018 mit dem Klimaaktivismus begann, hätte ich vermutlich gesagt: Wir müssen mehr aufklären. Lange ging ich schliesslich – wie viele – davon aus, dass die Klimakrise auf einer Art Informationsdefizit beruht. Doch leider hat mehr Wissen in den letzten Jahrzehnten nie zu effektiverem Klimaschutz geführt.

Aber wie kann das sein? Ich meine: Der erste staatliche Bericht zur Erderwärmung wurde 1965 dem US-Präsidenten Lyndon B. Johnson vorgelegt.

Weil in der Klimakrise nicht die Argumente zählen, sondern die Macht hinter den Argumenten.

Es geht also darum, wer die Regeln macht.

Genau. Und da wird es schwierig. Vor einigen Jahren sass ich zum Beispiel mit Friedrich Merz, dem Bundesvorsitzenden der CDU, in einer Fernsehsendung, und da meinte er, es gebe neuerdings diese klimafreundliche Kohleenergie. Damals hoffte ich noch, er habe bloss seine Recherche nicht richtig gemacht. Aber mit der Zeit musste ich feststellen, dass immer wieder die gleichen falschen Argumente kamen – nur wurden Leute wie Merz besser darin, an den ökologischen Fakten vorbeizureden.

Und was heisst das?

Die Politik erfindet etwa gerne neue Worte, um uns winzige Einzelschritte als den grossen Fortschritt zu verkaufen. Es heisst dann: Nein, das ist keine Gasturbine. Das ist eine Brückentechnologie.

Aber wenn nicht Aufklärung die Lösung ist, was dann?

Möglichst viele Menschen für den Klimaschutz zu mobilisieren. Denn in der Klimakrise geht es nicht ums Rechthaben, sondern darum, Menschen zu gewinnen. Und das passiert auch. Bei mir trudeln täglich Nachrichten über neue Initiativen ein, ich rede mit Lehrpersonen, die sich überlegen, wie man die Klimakrise vermitteln kann, ich sehe Unternehmen, die innerhalb der planetaren Grenzen wirtschaften wollen, Schornsteinfeger tragen ihren Teil dazu bei, genauso wie Ärztinnen … Wir sind an einem Punkt, an dem ich immer mehr an die Aussage glaube: In der Klimakrise kann man nicht alles tun. Aber alle können etwas tun.

Doch offenbar ist es schwer, diese Stimmung dorthin zu tragen, wo konkrete Entscheide gefällt werden?

Das ist tatsächlich die grosse Hürde. Zwar ist das Klima bei Wahlen inzwischen ein entscheidendes Thema. Doch bisher regiert die Politik am 1,5-Grad-Ziel vorbei. Daher braucht es auch andere Werkzeuge. Wie zum Beispiel die Rechtsprechung.

Danke für das Stichwort! Wir sind ja gerade in Karlsruhe …

(Jubel aus dem Publikum)

… und hier wurde vor zwei Jahren ein wegweisendes Urteil gefällt. Das Verfassungsgericht hielt nämlich – vereinfacht gesagt – fest, dass die Freiheit der zukünftigen Generationen eingeschränkt wird, wenn wir jetzt nichts gegen die Klimakrise tun. Wie revolutionär war dieses Urteil?

Ich würde sagen: Absolut revolutionär und spektakulär!

Warum?

Weil die Rechtsprechung die Dinge wieder auf die Füsse stellte und definierte, was Recht und Unrecht ist in der Klimakrise. Zudem wurde der Freiheitsbegriff neu definiert. Die Richterinnen und Richter hielten fest: Freiheit ist nicht nur 180 km/h auf der Autobahn. Freiheit heisst auch: auf einem intakten Planeten leben zu dürfen.

Die Gleichzeitigkeit

Wenn man die Arbeit von Neubauer mitverfolgt, stellt man fest, wie eng Erfolge und Rückschritte in der Klimakrise beieinander liegen.

Denn ja: Die Fridays-for-Future-Bewegung hat es geschafft, viele Menschen zu politisieren. Sie hat es geschafft, auch in der Schweiz hunderttausend Menschen auf die Strasse zu bringen. Und sie hat es geschafft, dass inzwischen die Mächtigen zuhören. Neubauer hat allein in den letzten Jahren – nur um einige zu nennen – etwa Emmanuel Macron am EU-Gipfel getroffen und King Charles III. am WEF.

Das ist eindrücklich. Doch gleichzeitig gelingt der Bewegung vieles nicht. Während der Pandemie setzte sich Neubauer dafür ein, dass die EU-Kommission Erdgas und Kernenergie nicht als «grün» einstuft. Was missglückte. Und gerade eben entschied die deutsche Regierung, dass die Autobahnen ausgebaut werden dürfen, obwohl der Verkehrssektor die Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes im Jahr 2022 erneut verfehlt hat. Diese Nicht-Linearität von Wandel ist in der Klimakrise schwindelerregend.

8. März, Publikumsfragen

21.50: Das Gespräch wird wieder geöffnet fürs Publikum. Tatsächlich kommt wieder die Frage, wie Neubauer das alles aushält – und dann kommt ein Mann zu Wort, der etwas erzählt von Pfand und einer Zukunftswährung. Er gibt das Mikrofon nicht mehr aus der Hand und redet und redet; die Stimmung im Raum wird immer angespannter.

Dann sagt Neubauer: «Ich bin total gespannt, was jetzt die Frage ist.»

Alle kichern vor Erleichterung.

22.20: Wir gehen von der Bühne und schauen uns an. Unser Gefühl ist: Wir haben es nicht gut gemacht. Wir waren verkrampft.

22.22: Der Booker kommt und sagt: «So intensiv … Gänsehaut.»

22.34: Ich beobachte wieder das Signieren. Viele wollen ein Selfie. Ein Mann überreicht Neubauer eine Packung Mozartkugeln.

23.14: Hinter der Bühne gibt es Pasta an Peperonisauce. Der Veranstalter erzählt uns, dass die Band Culcha Candela morgen in dieser Halle spielen wird.

23.49: Wir haben noch ein Bier mitgenommen und trinken es in der Lobby. Neubauer und ich tauschen uns über die Misogynie aus, die wir im Alltag erleben. Das Gespräch ist wie ein Sog. Ich will nicht, dass es aufhört.

9. März, Karlsruhe, früher Vormittag

07.14: Kaum geschlafen, weil mein Kopf so voll ist.

7.16: Mein erster Gedanke nach dem Aufwachen ist: Wie konnten wir vor zwei Jahren nur das CO2-Gesetz versenken?

07.17: Ich sitze am Laptop und google «Indirekter Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative». Wie krass ist es, dass wir am 18. Juni – direktdemokratisch – darüber entscheiden dürfen, ob die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden soll?

08.12: Ich gehe im Hotelzimmer auf und ab. Meine Ohren sind heiss, weil ich merke, dass ich an die Grenzen meines Berufs komme. Erstens verliere ich jegliche journalistische Distanz zu Neubauer. Weil: Sie ist halt super. Und zweitens frage ich mich, was «Objektivität» in der Klimakrise noch bedeutet. Heisst das: Man muss immer auch eine Person zu Wort kommen lassen, die an der Erderwärmung zweifelt?

Oder heisst das nur, dass man aufzeigt, wie unterschiedlich «vernünftiger Klimaschutz» ausgelegt wird? Und: Heisst das wiederum nicht, dass sich der normative Rahmen tatsächlich dahingehend verschoben hat, dass es jetzt Konsens ist, dass eine intakte Erde wichtig ist? Das war doch 2012 noch nicht so!

08.14: Ich merke, dass ich – trotz allem – ein diffuses Unbehagen habe, das Klima über alles zu stellen. Natürlich weiss ich, dass der ökologische Kollaps eine Art Sonderstellung einnehmen muss, weil er alles betrifft. Aber wie macht man das, ohne totalitäre Tendenzen zu riskieren?

08.16: Vielleicht, so überlege ich, verbirgt sich hier ein Schlüsselkonflikt der Debatte. Die Klimabewegten verlieren immer mehr das Vertrauen in die Institutionen und verzweifeln, dass sich so wenig tut. Sie fordern, endlich die Versprechungen von Paris wahr zu machen.

Und dann gibt es Leute, die befürchten, dass sich die Klimabewegung – im Namen der Krisenbekämpfung – immer mehr herausnimmt. So sagte etwa Friedrich Merz von der CDU: «Das Klimaproblem lösen wir nicht mit Verboten und Regulierung und Drangsalierung der Bevölkerung, sondern mit einer guten Rahmengesetzgebung und vor allem mit technischen Innovationen.» Ich verstehe natürlich, was er meint. Nur: War nicht genau das – das Ruhebewahren, Weiterwerkeln und Vertrauen in Technik – die missglückte Strategie der letzten dreissig Jahre?

Die Kritik

Natürlich polarisiert Neubauer. Vor kurzem titelte die NZZ: «Das Märchen von der netten Aktivistin.» Und schon 2022 schrieb dieselbe Zeitung: Luisa Neubauer habe ein «ungeklärtes Verhältnis zur Gewalt».

Realität ist: Die Klimabewegung funktioniert heute viel breiter gefächert als vor einigen Jahren. Es geht längst nicht mehr «nur» um Schulstreiks im Fridays-for-Future-Stil.

In den letzten Wochen blockierte die Gruppierung Letzte Generation etwa immer wieder Strassen und legte damit den Verkehr lahm; bei den Protesten in Lützerath (ein Dorf, das dem Kohletagbau weichen muss) wurden laut der Polizei Steine auf Beamte geworfen.

Die Frage ist nun: Wie viel ziviler Ungehorsam ist legitim? Und wo liegen die Grenzen?

Für manche Menschen ist Neubauer die Stimme der Vernunft, ein Gegengewicht zu den «Klimaklebern»; für andere grenzt sie sich jedoch zu wenig von Gesetzesübertritten ab. Der stellvertretende Chefredaktor der «Welt» sagte sogar, Neubauer stehe für den «intellektuellen Flirt mit dem Autoritären».

9. März, Karlsruhe, später Vormittag

09.52: Wir stehen am Bahnhof in Karlsruhe, und Neubauer zieht die Mascha-Kaléko-Biografie von Jutta Rosenkranz aus ihrer Tasche. Sie zeigt mir ein Gedicht, das ihr besonders gefällt:

Sonne klebt wie festgekittet.
Bäume tun, als ob sie blühn.
Und der blaue Himmel schüttet
Eine Handvoll Wolken hin.

Grossstadtqualm statt Maiendüfte.
– Frühling über Gross-Berlin! –
Süsse, wohlbekannte Düfte …
Stammen höchstens von Benzin.

10.57: Im Zug von Karlsruhe nach Basel frage ich sie, ob wir dem Publikum in Zürich sagen sollen, dass wir schon drei Tage unterwegs – und langsam etwas lustig drauf sind. Sie sagt: «Nein, ich möchte den Leuten das Gefühl geben, wir machen das zum ersten Mal.» Ich denke: Wow, sie macht sich nie kleiner, als sie ist. Ich hingegen beginne jeden Satz mit einer Entschuldigung.

Kunz: «Wenn nicht Aufklärung die Lösung ist, was dann?» – Neubauer: «Möglichst viele Menschen mobilisieren.»

11.45: Auf der Höhe von Frick diskutieren wir über das Buch «Wir Klimawandler» von Elizabeth Kolbert. Neubauer sieht es als wohlwollendes Porträt über Forschende, die Geoengineering betreiben. Ich als kritischen Beitrag dazu. Wir werden uns nicht einig. Dann reden wir über Nagellack (Fazit: Die Deckkraft ist entscheidend).

13.04: Wir laufen durch die Zürcher Bahnhofstrasse. Eine Frau stolpert über Neubauers Rollkoffer und ruft: «Äxgüsi-hallo!?»

13.45: Ich gehe kurz nach Hause, um mein Gepäck abzulegen.

17.25: Wir trinken im Kaufleuten Ingwertee.

19.40: Meine sechsundachtzigjährige Grossmutter kommt hinter die Bühne. Sie erzählt, dass sie es fast nicht mehr an die Lesung geschafft habe, da sie gerade so viel zu tun habe. Sie und Neubauer schütteln sich die Hände.

Die Aktivistin

Je länger ich mit Neubauer unterwegs bin, desto mehr glaube ich zu verstehen, was ihre politische Rolle ist. Was sie ausmacht, ist nämlich ihre Fähigkeit, eine andere Logik in den Diskurs hineinzubringen.

Zwar ist Neubauer Mitglied der Grünen, aber weil sie keine gewählte Politikerin ist, hat sie die Freiheit, Dinge zu benennen und Erzählungen zu hinterfragen, die in der Politik oder Wirtschaft inzwischen als Wahrheiten gelten. Zudem thematisiert Neubauer auch immer wieder den Rahmen, in dem wir das Klima verhandeln. Wenn alle wissen wollen: Was kostet Klimaschutz? – fragt Neubauer: Ja, wie teuer wird es, wenn wir nichts tun? Und: Mit wessen Geld wird die Klimakrise eigentlich befeuert? Das, so scheint mir, macht, dass sich einige genervt fühlen von ihr. Oder bedroht.

Kunz: «Wie über die Klimakrise reden?» – Neubauer: «Das Klima ist nicht der Elefant im Raum. Das Klima ist der Raum.»

Neubauer zeigt, wie das Gespräch aussehen würde, wenn man die Welt vom Klimaschutz her denken würde, und zumindest in meiner Erinnerung gab es vor ihr und der Fridays-for-Future-Bewegung (in der jüngeren Geschichte) keine gesellschaftliche Instanz, die dieses «diskursive Stören» so öffentlichkeitswirksam und erfolgreich tat.

Ich glaube, Neubauer sieht ihre Rolle ähnlich. Als man ihr einen Aufsichtsposten bei Siemens Energy anbot, lehnte sie 2020 mit der Begründung ab: «Mit dem Posten könnte ich Siemens nicht mehr unabhängig kommentieren.»

9. März, Zürich, früher Abend

20.10: Lesung.

Luisa, du sprichst im Buch viel über Veränderung. Aber ich möchte dir ein Problem schildern.

Leg los.

Also – ich denke im Prinzip jeden Tag daran, dass ich mehr fürs Klima tun sollte. Doch dann kommt mir zum Beispiel in den Sinn, dass inzwischen eines von drei CO2-Molekülen in der Atmosphäre auf menschliche Emissionen zurückgeht, und dann erstarre ich. Was wäre also ein sinnvoller erster Schritt für mich, um die Welt wieder als veränderbar wahrzunehmen?

Ich glaube, es hilft sich zu vergegenwärtigen, dass unsere Welt – das, was wir für die Normalität halten – letztlich auch das Produkt von Menschen ist. Von Menschen, die Kohle und Öl aus dem Boden holten. Aber auch von Menschen, die sich für das Wochenende, das Frauenstimmrecht oder den Mindestlohn einsetzten.

Du meinst also, nur schon die Geschichte zeigt uns, dass der Status quo veränderbar ist?

Ja. Zudem braucht niemand Superkräfte, um den ersten Schritt zu machen.

«Vermutlich gibt es immer noch diese Angst, dass man die Stimmung ruiniert, wenn man zum Beispiel an einem Abendessen vom Klima anfängt.»

Wie hast du selbst gemerkt, dass du einen ersten Schritt machen kannst?

Spätestens während des Studiums. Da erfuhr ich nämlich, dass die Uni Göttingen mehrere Millionen Euro an Kapitalanlagen in fossile Energie investiert hatte. Das störte mich und andere Studierende. Also setzten wir uns zusammen und machten ein bisschen Lärm. Wir erklärten der Uni-Präsidentin unser Anliegen, und sie pflichtete uns bei. Es hätte vermutlich Leute gegeben, die diesen Protest besser gemacht hätten. Aber wir waren eben die Leute, die dort waren.

Das klingt so easy.

Auf eine Art ist es das auch. Ich glaube, Aktivismus hat manchmal auch was von einer Überraschungsparty. Man lädt Leute ein, dekoriert, und dann stellt man fest: Diese Party hätte es nicht gegeben, wenn ich sie nicht organisiert hätte.

Was tut man aber, wenn man immer wieder diese Stimme im Kopf hört, die einem zuflüstert: Was ich tue, nützt eh nichts?

Hörst du diese Stimme?

Manchmal. Und dann lese ich in deinem Buch zum Beispiel dieses Zitat der Philosophin Amia Srinivasan – «Zu sagen, dass ein Problem strukturell ist, entbindet uns nicht davon, darüber nachzudenken, was wir dagegen tun sollten» –, und dann fühle ich mich noch schäbiger.

Dieses Spannungsfeld zwischen Gesellschaft und Individuum finde ich interessant. Denn ein anderer Satz, den ich oft höre, ist: Wenn du etwas tun willst, dann fang doch bei dir an.

Wir befinden uns also in der Situation, in der man häufig das Gefühl hat, als Individuum nichts ausrichten zu können – und wenn man sich engagiert, bekommt man zu hören: Du lebst doch selbst nicht perfekt ökologisch?

Auf jeden Fall geht es in den politischen Diskursen schnell um Fragen wie: Welche Tiefkühlpizza kaufst du? Was ist da drin? Und hast du vor drei Jahren nicht mal an Fleisch gedacht?

Und das ist problematisch?

Es ist einfach erstaunlich, dass man es geschafft hat, den Menschen einzureden, dass sie nur bei sich selbst anfangen können. Denn in der Regel verbringen wir den Alltag nicht im Supermarkt, sondern am Arbeitsplatz, in der Familie, im Austausch mit Menschen. Und da gibt es unzählige Möglichkeiten, sich einzubringen. Man kann die Kollegin nach dem Fussballtraining fragen: Kommst du an die Demo? Man kann sich für ein veganes Gericht in der Bürokantine einsetzen. Oder am Frühstückstisch über die anstehenden Abstimmungen reden.

Macht man sich nicht angreifbar, wenn man so durch den Alltag geht?

Das kann sein. Vor einiger Zeit flogen zum Beispiel zwei Klimaaktivistinnen nach Thailand in den Urlaub, und danach brannte das Internet. Es hiess: Was für eine Doppelmoral!

Das meine ich.

Wir können gerne über Moral reden. Oft sind es Leute, die keinen Finger gegen die Klimakrise rühren, die dann hingehen und Regeln aufstellen für diejenigen, die sich jeden Tag einsetzten. Wenn du mich fragst, geht das nicht auf.

Der Unterschied

Ich frage mich, warum es in der Schweiz keine Figur wie Neubauer gibt. Eine Person, bei der alle Geschichten der Klimabewegung zusammenlaufen. Eine Person, die öffentlichkeitswirksam bündeln kann, was bereits gelungen ist und was noch geschehen muss.

Vielleicht gibt es diese Figur nicht, weil sich die Schweiz schwertut mit grossen Gesten jeglicher Art. Stattdessen wird verwaltet. So sagte der Bundeskanzler Walter Thurnherr in einem Gespräch mit der NZZ kürzlich: «Die Vorstellung, dass uns politisch jemand ‹führt›, ist hierzulande immer noch sehr befremdlich. Dann lieber der Ameisenhaufen.»

9. März, Zürich, späterer Abend

Ich möchte zum Schluss noch über ein Kapitel reden, das mir sehr nahegegangen ist. Über deinen Vater.

Oh, jetzt machen wir einen ziemlichen Themensprung, aber das kriegen wir hin … (sammelt sich kurz) Also, um etwas Kontext zu geben: Mein Vater starb 2016 an Lungenkrebs, und im Buch schreibe ich über diese Erfahrung.

Warum hast du dich entschieden, diese Geschichte zu teilen?

Weil mich damals eine grosse Einsamkeit plagte. Ich wusste nicht, wie ich über diesen Schmerz reden soll, was dazu führte, dass ich mich sehr ohnmächtig fühlte. Ich brauchte lange, um zu verstehen, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der Verlusterfahrungen macht, sondern dass die meisten Leute irgendwann Schmerz und Trauer erleben …

Das Buch ist also auch der Versuch, dieser Vereinzelung und Sprachlosigkeit etwas entgegenzusetzen?

Ja. Und hier beginnt wieder die politische Dimension der Ohnmacht. Denn ich glaube, viele Menschen, die anfangen, sich mit der Klimakrise zu beschäftigen, kommen an einen Punkt, an dem sie denken: Alle um mich herum machen weiter wie bisher. Ich bin so allein.

Und was hilft gegen diese Isolation?

Das Reden. Und natürlich das gemeinsame Demonstrieren. Denn auf der Strasse sieht man: Ich bin gar nicht allein. Wir sind ja ganz viele.

Was mich bei der Lektüre dieses Kapitels überraschte, war, wie behäbig dein Vater – auf eine gewisse Weise – auf die Welt blickte.

Er war auf jeden Fall ein Bilderbuch-Boomer. Er hätte sein letztes Hemd für mich gegeben. Aber nicht das letzte Stück Roastbeef.

Hattest du Verständnis dafür?

Ja. Er ist im Wirtschaftswunder-Deutschland aufgewachsen. Die fossile Produktivität – der Konsum, das Autofahren, das Fleischessen – war für ihn gleichbedeutend mit Frieden und Fortschritt. Im Kontext der Zeit ergibt das Sinn. Genauso viel Sinn ergibt für mich aber die Idee, dass wir fürs 21. Jahrhundert neu überlegen müssen, was Frieden und Fortschritt bedeuten; was auch heisst, dass wir gewisse Vorstellungen im 20. Jahrhundert zurücklassen dürfen.

21.50: Zeit für Publikumsfragen. Typisch schweizerisch meldet sich zuerst niemand. Dann meldet sich doch eine Frau und sagt: «Ich möchte gerne mit meinen Freundinnen über die Klimakrise reden … aber gleichzeitig möchte ich sie nicht vor den Kopf stossen. Was soll ich tun?»

Neubauer: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, wie immer ist die Kommunikation wichtig. Vielleicht hilft es, wenn du dich vorsichtig herantastest und sagst: Hey, wir haben jetzt drei Stunden lang über deinen Ex geredet. Können wir noch über die Sache reden, die mich beschäftigt?

(überlegt)

Neubauer: Vermutlich gibt es immer noch diese Angst, dass man die Stimmung ruiniert, wenn man zum Beispiel an einem Abendessen vom Klima anfängt. Das ist verständlich. Ich selbst muss mir immer wieder sagen: Das Klima ist nicht der Elefant im Raum. Das Klima ist der Raum. Wer von der Krise spricht, ist also keine Spielverderberin, sondern nur die Vermittlerin der Realität …

«Es braucht die Bereitschaft, grosse Geschichten zu erzählen. Die Erzählung, dass sich nichts tut, kommt vor allem jenen zugute, die nicht wollen, dass sich etwas ändert.»

21.59: Eine junge Aktivistin meint, dass sie immer desillusionierter werde, weil die Politik immer nur das Nötigste tue, aber nie den grossen Wurf wage. Warum sei das so?

Neubauer: Das hat mit einer Krise der Utopie zu tun. Tatsächlich wird gerade ständig der Minimalkompromiss gefordert und nicht der grosse Wandel. Und das ist ein Problem, denn beide Strategien brauchen im Endeffekt dieselbe Energie. Nur das Ergebnis unterscheidet sich sehr.

(Die Aktivistin schaut sie weiter an)

Neubauer: Es braucht aktuell die Bereitschaft, grosse Geschichten zu erzählen. Denn die Erzählung, dass sich nichts tut, kommt vor allem denjenigen zugute, die nicht wollen, dass sich etwas ändert. Wenn man hinschaut, hat der Druck in den letzten Jahren aber viel gebracht. Unternehmen müssen sich heute zum Beispiel zum Thema Nachhaltigkeit positionieren. Das war vor fünf Jahren noch nicht so. Erneuerbare Energien werden im Bundestag plötzlich als «Freiheitsenergien» bezeichnet. Das ist neu. Solche Geschichten müssen wir erzählen.

Die Botschaft

Luisa Neubauer, so denke ich auf dieser Lesereise oft, ist ein bisschen wie eine Sportlehrerin, die Gleichgesinnte im Kampf gegen die Klimakrise anfeuert – selbst, wenn diese nicht mehr mögen.

Sie ist da, mit ihren Reden und Podcasts und Instagram-Live-Videos, wenn die Resignation verlockender wirkt als das Handeln. Nur schon in den Wochen um unsere Lesereise, protestierte sie – unter anderem! – gegen den Ausbau der Stadtautobahn A100 in Berlin, demonstrierte in Lützerath, forderte den Rücktritt von Verkehrsminister Volker Wissing (die Online-Petition haben bisher über 216’000 Menschen unterschrieben) und warb für einen Volksentscheid in Berlin, der forderte, dass die Stadt bereits 2030 klimaneutral wird. Und nicht erst 2045.

Letztlich fehlten in Berlin 165’000 Stimmen. Aber Neubauer stellte sich vor die Medien und erklärte, dass nur schon der Fakt, dass man über dieses Ziel abstimmen könne, und die über 442’000 Ja-Stimmen ein Zeichen für Wandel seien. Ihre Botschaft ist stets: Das Glas ist halbvoll.

Kunz: «Fandest du den Aktivismus deiner Grossmutter schon immer cool?» – Neubauer: «Nein. Es gab eine Zeit, da war sie mir unfassbar peinlich mit ihrem Öko-Kram.»

9. März, Zürich, nach der Lesung

22.15: Als ich nach der Lesung zum Signiertisch gehe, sehe ich, dass meine Grossmutter in der Schlange steht, aufrechte Haltung, Handtasche unter dem Arm. Vorne angekommen, redet sie mit Neubauer über Laubbläser und sagt, dass sie diese «auf den Mond schiessen könnte».

23.20: Wir sitzen in der Hotelbar und reden über Humor. Neubauer erzählt, dass sie nicht wisse, ob sie die Witze von Barack Obama – den sie inzwischen mehrmals getroffen hat – so lustig finde, aber man schmeisse sich trotzdem weg; aus Erleichterung, dass der Mann Humor hat. Ich denke: Ihr Leben ist absurd, und jetzt habe ich doch noch etwas über Obama erfahren.

00.50: Wir verabschieden uns, und dann spaziere ich nach Hause. Die Strassen der Zürcher Innenstadt sind leer und verzaubert.

01.22: In meinem Kopf hallen Neubauer-Sätze nach. Etwa: «Das Gute an der Hoffnung ist, dass man nicht auf sie warten muss, um etwas zu tun. Die Hoffnung kommt in dem Moment, in dem man etwas tut.»

Zürich, am nächsten Tag

08.18: Ich schreibe in mein Tagebuch: «Ist es nicht eine Art Armutszeugnis, dass wir so viel über Luisa Neubauer reden? Ich meine: Was die Klimabewegung doch ausmacht, ist das Kollektive, das Gemeinsame. Warum haben wir keine Sprache dafür? Ich wüsste nicht mal, wie ich so eine Geschichte, ohne Heldin, erzählen würde. Werde ich jetzt auch wieder eine Geschichte über Neubauer schreiben? Hilfe.»

08.52: Zweiter Eintrag: «Der prägendste Austausch war in Karlsruhe. Ich fragte Neubauer, ob ihre Grossmutter ein Vorbild für sie sei, und sie sagte: ‹Ich glaube, es wird manchmal missverstanden, was Vorbilder leisten können.› Vermutlich schaute ich sie verwirrt an, denn sie ergänzte: ‹Es ist doch verlockend, sich aus Vorbildern eine Art Ausrede zu basteln. Im Sinne von: Ich finde ja diese und diese Person gut, also habe ich schon genug getan.›

‹Es ist also ambivalent, wenn Leute zu dir kommen und sagen: Luisa Neubauer ist ein Vorbild für mich?›

‹Ich sage einfach: Es geht auch ohne Vorbilder. Denn letztlich muss man selbst den Mut aufbringen, etwas zu tun.›» 

Luisa Neubauer/Dagmar Reemtsma: Gegen die Ohnmacht. Meine Grossmutter, die Politik und ich. Tropen-Verlag, Stuttgart 2022.

Nina Kunz ist «Magazin»-Redaktorin. nina.kunz@dasmagazin.ch