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«House of Fools» – die britische Presse prügelt auf die Politik ein

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«Ausser Kontrolle», titelt i, und fügt hinzu, dass «Mays Strategie in Trümmern liegt, nachdem sie einen zweiten schweren Verlust erlitten hat».
Die «Sun» fährt der Premierministerin an den Karren und titelt «Krächzende Horrorshow» in Anspielung auf Mays heisere Stimme. «Die Premierministerin verliert ihre Stimme, während ihr Deal zerbröckelt», schreibt die Zeitung darunter.
Das Boulevardblatt «Daily Mail» geisselt indes das Unterhaus als ein «Narrenhaus»: «Sie schworen, den Brexit zu liefern, für den Grossbritannien gestimmt hat – und sie hatten ihn in der Hand. Aber gestern Abend entschieden sich höhnische Abgeordnete stattdessen, unsere verzweifelte Nation ins Chaos zu stürzen.»
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Auch die Last-Minute-Zugeständnisse aus Brüssel halfen nichts. Das britische Unterhaus schmetterte das Brexit-Abkommen von Premierministerin Theresa May erneut ab. Die Opposition stimmte mitsamt etwa einem Viertel von Mays konservativer Partei gegen den Deal der Premierministerin.

Müsste man nun am Mittwoch das dominierende Thema auf den Titelseiten der britischen Zeitungen bestimmen, dann wäre es wohl Kontrollverlust. Am klarsten kommt das bei der «Financial Times» und der Zeitung «i» zum Vorschein. «May verliert die Kontrolle über den Brexit», titelt die FT, während auf «i» einfach nur «Ausser Kontrolle» prangt.

Im ewigen Brexit-Grabenkampf werden dabei je nach Couleur und Allianz des Medienhauses die angeblichen Schuldigen am Schlamassel auch gleich beigemischt: Das meistgelesene Boulevardblatt «The Sun» fährt die Premierministerin persönlich an und titelt «Krächzende Horrorshow» in Anspielung auf Mays heisere Stimme. «Die Premierministerin verliert ihre Stimme, während ihr Deal zerbröckelt», schreibt die Zeitung darunter.

«Krächzende Horrorshow»: Die Titelseite der «Sun». Bild: Twitter

Dagegen hält die Nummer zwei auf dem britischen Medienmarkt: das Boulevardblatt «Daily Mail». Das Unterhaus sei in Anspielung auf die populäre Netflix-Politserie «House of Cards» (Kartenhaus) ein «House of Fools» (Narrenhaus). Wie das gemeint ist, macht die Zeitung gleich im Lead klar: «Sie schworen, den Brexit zu liefern, für den Grossbritannien gestimmt hat – und sie hatten ihn in der Hand. Aber gestern Abend entschieden sich höhnische Abgeordnete stattdessen, unsere verzweifelte Nation ins Chaos zu stürzen.»

«Narrenhaus»: Die Titelseite des «Daily Mail». Bild: Twitter

Der «Daily Mirror» fokussiert auf die Unsicherheit, die dem Land bevorsteht: «Brexit-Verzögerungschaos». Die Premierministerin habe nach einer «weiteren massiven Niederlage aufgegeben» und lasse Grossbritannien ins Chaos stürzen.

Die britische Qualitätspresse hält sich währenddessen bei der Schuldzuweisung zurück. «Zur Verzweiflung getrieben» titelt zwar auch die sonst so nüchterne «Times», doch die Berichterstattung bleibt ansonsten in der Tonalität neutral: «Grossbritannien wurde gestern Abend in eine politische Krise gestürzt, als Theresa May nach einer zweiten grossen Niederlage in den Commons die Kontrolle über Brexit verlor.» Inhaltlich ist der Artikel allerdings brisant: Es gebe Spekulationen, dass eine Gruppe hochrangiger Tories May noch diese Woche zum Rücktritt bitten wolle.

Der «Guardian» flicht das Thema Kontrollverlust über Mays Autoritätsverlust in die Titelstory ein. «Theresa May hat mit ihrem Brexit-Deal eine zweite schmachvolle Niederlage erlitten, als die Abgeordneten ihn mit einer vernichtenden Mehrheit von 149 Stimmen ablehnten und damit ihrer bereits zerschlagenen Autorität einen neuen Schlag versetzten.»

Viele Zeitungen erwähnen auf der Frontseite auch den weiteren Fahrplan für heute: Die Abgeordneten entscheiden, ob Grossbritannien ohne Abkommen aus der EU ausscheiden soll. Die Abstimmung wurde erneut auf 19 Uhr abends (Lokalzeit, 20 Uhr Schweizer Zeit) angesetzt; es wird mit einer klaren Ablehnung gerechnet.