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Überfluteter Flughafenbahnhof
Schuld waren der Bach und eine Baugrube

Ein Wassereinbruch am Flughafenbahnhof führte am späten Mittwochabend und am Donnerstag  zu gesperrten Gleisen am Flughafen in Kloten.
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Zürcherinnen und Zürcher, die heute Morgen via Flughafen Zürich in die Ferien verreisen wollten, kamen ins Schwitzen. Praktisch alle Bahnlinien, die zum unterirdischen Bahnhof führen, waren blockiert, teilweise bis in den späten Nachmittag hinein. Passagiere aus der Stadt wurden angewiesen, die Tramlinien 10 oder 12 zu benutzen.

Der Auslöser für die gröbere Störung waren die Gewitter vom Mittwochabend. Insgesamt seien 37 mm innert einer Stunde niedergegangen, sagt Heinz Maurer, Meteorologe bei Meteo Schweiz. «Das ist viel, aber nicht aussergewöhnlich viel Niederschlag.» Gemäss Informationen der Messstation rechnet man in Kloten alle 10 bis 20 Jahre mit solchen Niederschlagsmengen. Zuletzt ist in Kloten am 11. Juli 1995 mehr Regen gefallen: 48,7 mm war der damals erreichte Stundenwert.

Kloten war von den gestrigen Unwettern mit 40 bis über 60 mm Niederschlag pro Stunde sehr stark betroffen. 

Dennoch stellt sich die Frage, weshalb ein überdurchschnittliches, jedoch nicht aussergewöhnliches Sommergewitter reicht, um eine der wichtigsten Bahnlinien der Schweiz ausser Gefecht zu setzen. Nach Auskunft von Jasmin Bodmer, Mediensprecherin des Flughafens Zürich, sind bis jetzt keine ähnlichen Hochwasservorfälle am Flughafenbahnhof bekannt.

«Zusammenspiel unglücklicher Ereignisse»

Bodmer spricht von «einem Zusammenspiel unglücklicher Ereignisse». Am Ursprung des Unglücks steht der Altbach, ein unscheinbarer Zufluss der Glatt, der teilweise direkt unter dem Hauptgebäude des Flughafens Zürich durchfliesst. Die starken Regenfälle brachten den Bach gestern Abend zum Überlaufen. Das Wasser gelangte zunächst in die Baugrube einer Flughafenbaustelle, erreichte von dort einen provisorischen seitlichen Tunnelzugang, floss weiter in die Betriebsräume der SBB und letztlich auf die Geleise. So schildert Mediensprecherin Bodmer den Hergang.

Die Aufräumarbeiten sind am Donnerstag zur Hauptverkehrszeit im Gang. 

Der Vorfall deutet darauf hin, dass das Flughafengelände derzeit vulnerabel ist. Neben dem Circle sind gleich mehrere Grossprojekte am Entstehen, mit starker Bautätigkeit als Folge. Der Wasserschaden ereignete sich auf einer dieser aktuellen Baustellen: auf einem rund 230 Millionen Franken teuren Bauprojekt, auf dem dereinst auch eine neue Einkaufsmeile entstehen soll. Damit will der Flughafen oberhalb des Bahnhofs die Flächen im Bereich der Bordkartenkontrolle ausbauen. Die Passagierflächen im nördlichen Teil des Airport-Centers sollen neu gestaltet werden.

Wie genau das Wasser letztlich von der Baustelle in den Tunnel gelangen konnte, ist aber unklar. Normalerweise sind Tunnels mit Schutzvorkehrungen für Hochwasser ausgerüstet.

Wasser wird noch abgepumpt

Silvia Schoch Keller, Tunnelbau-Expertin bei einer Schweizer Ingenieurfirma, sagt: «Solche Vorfälle können durchaus vorkommen.» Entwässerungsanlagen der Tunnels seien jeweils auf eine maximale, eher selten auftretende Niederschlagsmenge ausgelegt. Bei der Planung eines solchen Infrastrukturprojekts werde jeweils eine Risikoabwägung gemacht, sagt Schoch Keller. «Wie viel baulicher Aufwand ist sinnvoll, wo ist die obere Grenze? Mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen, ergibt keinen Sinn.» So bleibe im Sinne der Verhältnismässigkeit meist ein Restrisiko. Gerade bei sommerlichem Starkniederschlag wie vergangene Nacht könne es zu Überschwemmungen kommen.

Der Vorfall am Flughafen Zürich verlief insgesamt glimpflich – auch für die Reisewilligen. Der Flughafensprecherin Bodmer sind nur zwei Passagiere bekannt, die ihren Flug verpasst haben. Die Airline habe sie umbuchen können. Die Gleise würden gegenwärtig noch gereinigt, sagte Bodmer am Nachmittag. Über die Kosten, die der Vorfall verursacht habe, könne man noch nichts sagen.