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Meinung

Kolumne «Miniaturen des Alltags»
Hochmut kommt vor dem Schlamm

Eine Wanderung in den Golanhöhen in Israel stellte sich für den Autor als grössere Herausforderung als erwartet heraus.
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Schnittpunkt verschiedener Kulturen und Religionen, jahrtausendealte Geschichte, atemberaubende Natur – darauf hatte ich mich vorbereitet, als ich vor einigen Jahren während zehn Tagen mit einer Reisegruppe Israel bereiste. Schliesslich überschattete ein Ereignis aber alle Eindrücke des Landes.

So war an einem Tag eine Wanderung in die Golanhöhen vorgesehen. Vermutlich war meine Eitelkeit als Schweizer – der Wanderlust sozusagen im Blut hat – der Grund, weshalb ich den Marsch durch den bescheidenen hügeligen Landstrich unterschätzte. Die guten Wanderschuhe waren nämlich in der Schweiz geblieben. «Sportschuhe sollten doch reichen», dachte ich mir.

Eine Stunde liefen wir also auf einem felsigen Weg bergauf, bis er an einer Stelle schlammig wurde. Mutig trat ich in meinen durchgelaufenen Sneakers vor, um als Erster der Gruppe das Gelände zu erkunden. So tat ich zwei Schritte in den Schlamm: Ich sank einige Zentimeter ein. «Kein Problem, es ist nicht tief!», rief ich den anderen zu. Ich drehte mich wieder um, nahm gelassen den nächsten Schritt, da steckte ich mit einem Bein plötzlich bis zum Oberschenkel im Dreck fest. 

Mit Mühe zog man mich auf den festen Boden zurück. Der Schuh blieb jedoch zurück und versank unwiederbringlich im Untergrund. Ich, der sich vorgewagt hatte, stand also mit einem völlig verdreckten Bein und nur einem beschuhten Fuss vor der Reisegruppe. Peinlich berührt entschied ich mich, zurück zum Bus zu laufen. 

Bei ihrer Rückkehr berichteten die anderen der Gruppe, dass sie sich auf der Wanderung in einer Oase mit einem Wasserfall abgekühlt hätten. Ich hingegen hatte das Vergnügen gehabt, mit nacktem Fuss den felsigen Rückweg zu beschreiten und dann drei Stunden bei nahöstlicher Sommerhitze im Bus zu schmoren.