Schlag gegen HizbollahWar es der Mossad? Die Theorien zu den Pager-Explosionen
Nach der beinahe zeitgleichen Explosion Hunderter Funkempfänger im Libanon und in Syrien wird gemunkelt, dass ein elektronisches Signal die Pager aktiviert haben könnte.
War es eine israelische Sabotageaktion?
Bei der Massenexplosion von Pagern der proiranischen Hizbollah im Libanon handelt es sich einem Bericht zufolge offenbar um eine israelische Sabotageaktion. Dem israelischen Geheimdienst sei es gelungen, eine Lieferung von Pagern abzufangen und in den Geräten einige Gramm Sprengstoff zu platzieren, berichtete die «New York Times». Bei den Explosionen wurden am Dienstag laut Angaben der Regierung in Beirut neun Menschen getötet und fast 2800 weitere verletzt, rund 200 von ihnen schwer.
Eine der Hizbollah nahestehende Quelle sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass «die explodierten Pager eine kürzlich von der Hizbollah importierte Lieferung von 1000 Geräten betreffen», die offenbar «an der Quelle sabotiert» worden seien.
Was sagt der Pager-Hersteller?
Nach der zeitgleichen Explosion Hunderter Funkempfänger im Libanon hat die in Taiwan ansässige Marke jener sogenannten Pager eine Verbindung zu dem Vorfall von sich gewiesen. Wie der Vorstand von Gold Apollo, Hsu Ching-Kuang, in Neu-Taipeh sagte, trugen die Geräte lediglich das Logo der Firma und wurden nicht von seinem Unternehmen in Taiwan gefertigt.
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Auf telefonische Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärte Gold Apollo, dass eine in Ungarn ansässige Firma die Funkgeräte entworfen und gefertigt habe. «Gemäss einer Vereinbarung ermächtigen wir BAC, unser Markenzeichen für den Verkauf von Produkten in bestimmten Regionen zu nutzen, aber Design und Herstellung werden vollständig von BAC übernommen», teilte Gold Apollo ausserdem mit. Auch das in Medienberichten genannte Modell AR-924 werde von BAC produziert und verkauft. Taiwanischen Medienberichten zufolge will Gold Apollo rechtliche Schritte einleiten, da sich die Firma als Opfer sieht.
Was explodierte im Libanon überhaupt?
Lithium-Ionen-Batterien, wie sie in den Pagern verwendet wurden, könnten beim Überhitzen auch Feuer fangen. «Aber ich habe noch nie gesehen, dass eine so explodiert ist», sagte der Waffenexperte Alex Plitsas vom Thinktank Atlantic Council, der Videos davon gesehen hatte. «Es sieht aus wie eine kleine Sprengladung.» Das würde nahelegen, dass Israel über eine Lieferung von Pagern an die Hizbollah informiert gewesen sei und sie manipuliert habe, sagte Plitsas. In jedem Fall wäre es dann eine von langer Hand geplante Aktion gewesen.
Charles Lister von der US-Denkfabrik Middle East Institute sagt: «Das war mehr als Lithium-Batterien, die ausser Kraft gesetzt wurden.» Vielmehr sei höchstwahrscheinlich an der Batterie eine kleine Menge Plastiksprengstoff eingebaut worden, der durch einen Telefonanruf oder ein Funksignal zur Explosion habe gebracht werden können.
Wie kam der Sprengstoff in den Pager?
Um neue Pager mit Sprengsätzen zu versehen, «hätte Israel Zugang zur Lieferkette dieser Geräte gebraucht», sagt der in Brüssel ansässige Militär- und Sicherheitsexperte Elijah Magnier. Der israelische Geheimdienst habe also offenbar «den Produktionsprozess infiltriert, eine explosive Komponente und Fernzündemechanismen in die Pager eingebaut, ohne Verdacht zu erregen». Laut Magnier könnte es sich bei dem Anbieter der Pager sogar um ein Unternehmen gehandelt haben, das der israelische Geheimdienst eigens dafür aufgebaut hat.
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Auch Lister geht davon aus, dass die Sprengsätze schon während der Produktion platziert wurden, und er schlussfolgert mit Blick auf den israelischen Geheimdienst: «Der Mossad hat die Lieferkette infiltriert.» Für den in Dubai ansässigen Analysten Riad Kahwaji steht fest, dass eine Fabrik in Israels Besitz «diese Sprengsätze hergestellt und geliefert hat, die heute explodiert sind».
Was meint die Hizbollah?
Die libanesische Miliz hat Israel bereits «für diese sündhafte Aggression» verantwortlich gemacht. Israel, das sich generell nicht zu Aktionen der Sicherheitsbehörden ausserhalb des Landes äussert, hat dies bislang weder bestätigt noch dementiert.
Ein Hizbollah-Funktionär sagte der Nachrichtenagentur AP, die Gruppe habe kürzlich Pager eines Herstellers erhalten, den sie zuvor nicht genutzt habe. Welcher Hersteller das war, sagte er nicht. Die Hizbollah verwendet solche Empfänger statt Handys, um nicht geortet werden zu können.
DPA/nag
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