Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Beten Richtung Mekka
Hetzt da die SVP gegen Schweizer Soldaten?

Ist das unschweizerisch? Soldaten beten zu Beginn des Opferfests Kurban Bayrami.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Das Bild ist unter anderem bei «20 Minuten» erschienen. Und es hat die SVP sofort getriggert. Es zeigt ein muslimisches Feldgebet zum Beginn des Opferfests Kurban Bayrami am Mittwoch. Ein gutes Dutzend Soldaten in Tarnanzügen beugen sich Richtung Mekka, angeführt von Hauptmann Muris Begovic, dem ersten Armeeseelsorger mit muslimischem Hintergrund.

Die Teilnahme am Gebet ist freiwillig. Ebenso freiwillig stehen hinter den Betenden weitere Armeeangehörige anderer Religionen, die das kurze Gebet mitverfolgen. Etliche unter ihnen sind Offiziere. Denn es ist der Armee wichtig, respektvoll mit der religiösen Vielfalt in ihren Reihen umzugehen.

Die SVP hingegen sieht deswegen die Schweiz gefährdet – zumindest jene Schweiz, für die sie steht. Sie hat gestern Nachmittag das Bild auf Twitter gepostet und dazu geschrieben: «Was kommt als Nächstes? Kinderehen, Scharia-Gerichte, Steinigungen? Wer will, dass die Schweiz Schweiz bleibt, wählt am 22. Oktober SVP!»

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Das wiederum kommt bei der politischen Konkurrenz schlecht an, etwa bei Mitte-Präsident Gerhard Pfister. Diese Soldaten würden den Rechtsstaat Schweiz und die Religionsfreiheit verteidigen, gibt er zu bedenken. Die Armeeangehörigen dürften daher so viel beten, wie sie wollten – «zu wem auch immer», so der Präsident jener Partei, die bis vor einigen Jahren das Christentum in ihrem Namen trug und sich wie die Armee geöffnet hat.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Für FDP-Präsident Thierry Burkart ist ebenfalls klar, dass Soldaten ihre Religion pflegen dürfen – egal ob sie Christen, Muslime, Juden oder einer anderen Religion zugehörig sind. Selbstverständlich dürfe dies den Dienstbetrieb nicht stören. Aber diese Männer und Frauen würden die Werte der Schweiz verteidigen – und dazu gehöre auch die Religionsfreiheit. «Wenn die SVP nun ein Feldgebet mit einer Steinigung vergleicht, ist das völlig daneben und verletzt den Kern unserer Religionsfreiheit», sagt Burkart. 

Auch von Hetze ist die Rede. Etwa bei GLP-Nationalrat Beat Flach, der noch einen Schritt weiter geht und den Freisinnigen auf Twitter vorhält: «Mit solchen Antidemokraten und Hetzern macht die FDP Aargau eine Listenverbindung für die Wahlen.» Auch Armeeangehörige, die das Feldgebet vor Ort mitbekommen haben, ärgern sich über die Reaktion der SVP. «Im Gegensatz zu euch, die nur hetzen können, leisten meine Kameraden verantwortungsbewusst ihren Dienst für Heimat und Vaterland», twittert Leutnant Thomas Percy. Und er ergänzt am Telefon, niemand habe sich vor Ort über das Feldgebet geärgert. Die meisten hätten es gar nicht richtig mitgekriegt, weil sie etwas abseits bei den Fahrzeugen Pause gemacht hätten.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

War der SVP-Tweet etwa nur eine Überreaktion des Parteisekretariats? Keineswegs. Das zeigt die deutliche Antwort von SVP-Präsident Marco Chiesa auf Anfrage dieser Redaktion. «Wir wollen keine muslimischen Armeeseelsorger», schreibt er. Die Schweiz sei ein christlich geprägtes Land, davon zeuge auch das Kreuz im Schweizer Wappen.

Es gebe hier anerkannte christliche Landeskirchen. «Die SVP lehnt eine Ausweitung dieses Status auf andere Religionsgemeinschaften, insbesondere auf den Islam ab», so Chiesa. Man wolle «keine schleichende Islamisierung des Landes». Deshalb kämpfe man auch gegen spezielle Gebetsräume für muslimische Schüler.

Sie möchten mehr solche Artikel lesen? Abonnieren Sie hier den passenden Newsletter.

Der SVP-Präsident konstatiert zwar, dass die Bundesverfassung die Glaubensfreiheit garantiert. «Wir tun allerdings gut daran, einer Religionsgemeinschaft enge Grenzen zu setzen, die diese Glaubensfreiheit selber nicht vorsieht.» Der Islam kenne ja keine Trennung von Kirche und Staat, gewährleiste die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht und lasse sogar die Todesstrafe für Homosexuelle zu, gibt Chiesa zu bedenken. 

Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner geht wie meistens noch einen Schritt weiter. Für ihn ist die Schweizer Armee wegen des Feldgebets «definitiv verloren».

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Doch diese wird sich von solchen Voten kaum irritieren lassen. Neben dem muslimischen Armeeseelsorger Muris Begovic haben auch zwei Vertreter des jüdischen Glaubens ihren Dienst angetreten. Und mit weiteren Religionsgemeinschaften werden Gespräche geführt. Ganz im Sinne der Glaubens- und Gewissensfreiheit.