AboInterview zu digitaler Überwachung«Herr Glättli, gehen Sie davon aus, dass wir gerade abgehört werden?» – «Ja.»
Balthasar Glättli gehört zu den wenigen Politikern, die sich mit Informatik auskennen. Er würde Edward Snowden Asyl gewähren – unter einer bestimmten Bedingung.
Was hat Edward Snowden bewirkt?
Er hat viel Bewusstsein geschaffen, konnte aber leider nur wenig Wandel bewirken – was aber nicht sein Versagen, sondern ein Versagen der Politik war. Snowden hat aufgedeckt, was viele vermutet haben: dass es Massenüberwachung gibt. Und wie wichtig hier nicht nur die Inhalte sind, sondern auch die sogenannten Randdaten, wer wann mit wem kommuniziert: Die Geheimdienste orientieren sich tatsächlich an einer Ansteckungstheorie. Das nähere und weitere Umfeld eines Verdächtigen wird auch verdächtigt und automatisch ebenfalls ausspioniert. Leider wurde die digitale Spionage trotz Snowden nicht kleiner, die Macht der Geheimdienste kaum beschränkt. Das sehen wir gerade in der Schweiz: Das neue Nachrichtendienstgesetz gibt der Behörde nun ganz offiziell die Legitimation, den Internetverkehr zu überwachen – also zu tun, was Snowden 2013 aufgedeckt hat.