Henry Bernet siegt in Melbourne«Er spielt gerade wie Federer, das ist einfach zu gut»
Am 18. Geburtstag schlägt der Basler im Juniorenfinal des Australian Open Benjamin Willwerth souverän. Die Prognose sei gewagt: Von ihm wird man noch viel hören.
- Henry Bernet gewinnt das Juniorenturnier des Australian Open.
- Bernet ist der erste Schweizer, der diesen Juniorentitel holen konnte.
- Ein vielseitiges Spiel und ein starker Aufschlag zeichnen ihn aus.
- Vieles darf für seine Profikarriere optimistisch stimmen.
Als Roger Federer 2017 bei seinem mirakulösen Comeback das Australian Open gewann, klebte der junge Henry Bernet zu Hause vor dem Fernseher und fieberte mit. Acht Jahre später, gerade 18 geworden, stand er nun selber in der Rod Laver Arena und strahlte mit der Siegertrophäe in die Sonne.
Der junge Basler gewann zur Mittagszeit in Melbourne den Juniorenfinal gegen den Amerikaner Benjamin Willwerth in 71 Minuten 6:3, 6:4 und krönte damit seine Traumwoche am Australian Open. Als erster Schweizer gewann er das Juniorenturnier des «Happy Slam».
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Auf dem Weg zum Titel gab er nur einen Satz ab, gegen Willwerth bestimmte er das Spiel von Beginn weg mit seinem wuchtigen Aufschlag und seiner Vorhand. Er schlug 23 Winner, sein Gegner 7. «Er spielt gerade wie Federer, das ist einfach zu gut», lobte Willwerth den Schweizer bei der Siegerzeremonie.
Bernet schüttelte leicht verlegen den Kopf. Er hatte zuvor schon am Vorbereitungsturnier in Traralgon triumphiert, zwei Autostunden von Melbourne entfernt. Inzwischen hat er zwölf Matches in Serie gewonnen.
Bei der professionell aufgezogenen Siegerzeremonie dankte Bernet zuerst seinem Coach Kai Stentenbach, mit dem er bei Swiss Tennis seit Herbst 2022 zusammengearbeitet hat: «Ohne dich wäre ich nicht hier. Du gabst mir den Glauben, dass ich das schaffen könnte. Das ist unser letzter Trip und das Happy End für uns.»
Künftig wird beim Verband Sven Swinnen die Betreuung von Bernet übernehmen und auch wochenweise der langjährige Federer-Coach Severin Lüthi. Stentenbach schickt sich an, die nächsten talentierten Jungen an die Grand-Slam-Bühne heranzuführen.
«Seine mentale Reife sah man nun in Australien»
Der Deutsche sagt: «Natürlich tut es weh, Henry abzugeben. Aber das ist mein Job. Henry hat in dieser Zeit eine immense Entwicklung gemacht. Er traf den Ball schon immer sehr sauber. Aber inzwischen hat er spielerisch grosse Fortschritte gemacht und zuletzt auch im Kopf. Seine mentale Reife sah man nun in Australien.» In Melbourne gewann Bernet alle fünf Tiebreaks und attackierte auch in wichtigen Momenten.
Auf dem Weg zurück ins Hotel sagt Bernet im Telefoninterview: «Diesen Geburtstag werde ich nie vergessen. In der Rod Laver Arena zu spielen, war eine megacoole Erfahrung. Die schnellen Bedingungen am Australian Open kamen mir entgegen. Ich hatte ja schon immer ein offensives Spiel. Und in der Hitze fliegen die Bälle noch schneller. Wie ich mein Niveau über beide Turniere konstant hochhalten konnte, macht mich sehr stolz. Und es gibt mir Selbstvertrauen.»
Ein Juniorentitel an den Grand Slams ist prestigeträchtig, garantiert aber noch keine erfolgreiche Karriere bei den Profis. In der Siegerliste des Juniorenturniers in Melbourne finden sich prominente Namen wie Nick Kyrgios, Alexander Zverev, Sebastian Korda und Lorenzo Musetti, aber auch Spieler, von denen man danach kaum mehr etwas hörte.
Sein Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft
Was bei Bernet optimistisch stimmen darf: 1,91 Meter gross, hat er mit seinem Aufschlag schon einmal einen grossen Trumpf, und er pflegt – ähnlich wie der junge Federer – ein vielseitiges, angriffiges Spiel. Das gilt es nun noch weiter zu entwickeln. Sein Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft.
Bernet empfing den Pokal aus den Händen von Marcos Baghdatis, der hier 2006 gegen Federer im Final unterlegen gewesen war. Er dankte seinem Vater Robert und seiner Schwester Amy, die ihn nach Australien begleitet hatten, und seiner Mutter Michèle und seinem drei Jahre älteren Bruder Louis, dem er in jungen Jahren im Fussball und im Tennis nachgeeifert hatte. «Ich bin der, der den Pokal hält», sagte er. «Aber er gehört eigentlich euch.» Auf der Tribüne wischte sich sein Vater eine Träne aus den Augen.
Neunter Schweizer Grand-Slam-Sieger der Junioren
Bernet ist der erste Schweizer Grand-Slam-Champion bei den Junioren seit Dominic Stricker, der in Roland Garros 2020 im Final Leandro Riedi schlug. Vor Bernet konnten schon acht Schweizerinnen und Schweizer einen Grand-Slam-Titel bei den Junioren feiern: Heinz Günthardt (Paris, Wimbledon 1976), Martina Hingis (Paris 1993 und 1994, Wimbledon 1994), Roger Federer (Wimbledon 1998), Roman Valent (Wimbledon 2001), Stan Wawrinka (Paris 2003), Belinda Bencic (Paris, Wimbledon 2013), Rebeka Masarova (Paris 2016) und eben Stricker (Paris 2020).
Der erste Trip nach Australien hat den jungen Basler in neue Sphären katapultiert. Sein Vater und seine Schwester flogen noch am Abend des Finals zurück in die Schweiz, er feierte den Triumph mit seinem Coach bei einem guten Essen, ehe er am Sonntag zurückreist. So sehr er Australien genossen habe, nun freue er sich, in die Schweiz zurückzukehren und seine ganze Familie und seine Kollegen wieder zu sehen.
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