Heimatbuch 2023Wo Meilens Planungsleichen vergraben liegen
Im neuen Heimatbuch schlängelt sich die Gemeinde durch ihre Verkehrsgeschichte. Dabei wird Altes neu entdeckt und von futuristischen Schulwegen geträumt.

Bekanntlich führen viele Wege nach Rom. Im Vergleich zu vergangenen Jahrhunderten gilt dies heute aber auch für kleinere Ortschaften als die Metropole Italiens – beispielsweise für Meilen. So führen doch vier Zug- und drei Buslinien in den Bezirkshauptort. Zudem ist die Gemeinde per Schiff und natürlich Auto erreichbar. Oder sogar mit der Fähre ab Horgen und Meilen.
Noch vor wenigen Hundert Jahren sah dies allerdings ganz anders aus, weswegen sich das 63. Heimatbuch der Gemeinde mit diversen Meilensteinen der Verkehrsentwicklung seit dem 19. Jahrhundert befasst.
Schiffe ohne Steg und Strassen ohne Belag
So war für Meilen «während Jahrhunderten der See der wichtigste, bequemste und leistungsfähigste Verkehrsweg», ist bereits im ersten Kapitel des Jahrbuches nachzulesen. Schiffstege gab es damals noch keine. Auch nicht, als 1835 das erste Dampfschiff Minerva auf dem Zürichsee seine Runden drehte. Die Fahrgäste wurden darum mit Kähnen vom Ufer aus zu den Dampfschiffen gefahren.
Erst 15 Jahre später ist der erste Meilemer Schiffsteg entstanden. Er wurde in den 1850er-Jahren privat vom damaligen Wirt des Gasthofs Hirschen erbaut. 1864 folgte schliesslich der Dampfschiffsteg beim Löwen, welcher heute noch in Betrieb ist.

Auf dem Landweg ging es derweil noch etwas holpriger voran. So waren jahrhundertelang die heutige Alte Landstrasse sowie der Herrenweg am Pfannenstiel die wichtigsten Strassenverbindungen der Gemeinde. Die Strassen waren jedoch bis ins 19. und auch 20. Jahrhundert immer wieder unbefahrbar. Der Zustand war schlicht zu prekär. Auch die heutige Seestrasse ist in Meilen erst seit gut 100 Jahren asphaltiert.
Tote Projekte und mit dem Bett zur Schule
Das Heimatbuch erzählt jedoch nicht nur von den wichtigsten Stopps der Meilemer Verkehrsentwicklung. Auch die gescheiterten und begrabenen Verkehrsprojekte der Gemeinde werden wieder ausgebuddelt.
Eine der Planungsleichen liegt zum Beispiel – zumindest im rhetorischen Sinne – auf dem vorderen Pfannenstiel. Dort wollte 1955 eine private Gruppe Investoren ein Luxusresort inklusive Hotel, Golfanlage und Swimmingpool verwirklichen. Die Gemeinde verhinderte dies jedoch, indem sie das Land gleich selbst erwarb.
Auf der Meilemer Allmend hingegen sah ein Richtplan des Sportplatzes in den 70er-Jahren «allen Ernstes» eine Kunsteisbahn vor, heisst es im Heimatbuch weiter. Im Dorfkern sollten hingegen bereits zwei Tunnel gegraben worden sein, wären die Kredite nicht an den Gemeindeversammlungen abgelehnt worden. Der eine hätte gar vom Seebad Dorf bis fast zum Bahnhof reichen sollen – sprich, unter dem gesamten Zentrum hindurch.
Als Gegenpol zu den toten Projekten erfreuen derweil die Zukunftswünsche von Meilemer Schulkindern. Für den Schulweg der Zukunft wünschen sie sich in Meilen etwa fliegende Autos, eine Rolltreppe vom Dorfkern «den Berg hoch», Gokarts als Schulbusse oder eine Gemeinde ohne Autos und Baustellen. Ausserdem würden sie künftig gerne mit dem Bett ins Klassenzimmer rollen und sowieso einen Pool unter den Bahngleisen begrüssen.
Das Meilemer Heimatbuch 2023 ist unter www.heimatbuch-meilen.ch/buecher-beziehen erhältlich. Preis: 32 Franken.
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