AboEssay zu Genderklischees Heilige oder Hure – warum werden Frauen in diese Rollen gezwängt?
In Büchern und Filmen sind Frauen bis heute oft idealisiert oder dämonisiert. Das ist weder originell noch harmlos.
Die Netflix-Serie «Emily in Paris» strotzt vor Frauenklischees.
Foto: Stephanie Branchu/Netflix
Im März 2020 tat sich im SRF-Literaturclub ein Generationen- und Gesinnungsgraben auf. Auf der einen Seite sass der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Raoul Schrott, damals 56, auf der anderen der Komiker Renato Kaiser, damals 34. Als Peter Handkes Buch «Das zweite Schwert» an die Reihe kam, sagte Kaiser etwas, was ich noch nie einen Mann sagen hörte: dass ihm diese Beschreibung von Frauen als «Rätsel» unglaublich alt vorkomme. Wenn einer schon da aufgebe, meinte er, dann sei ja eh schon vorbei. Kaiser schrumpfte den Text des österreichischen Nobelpreisträgers in wenigen Sekunden zur Schmonzette.
