Neues Solo «Immer noch wach»Hazel Brugger wäre gern lesbisch, um Alice Weidel beim Sex auf links zu drehen
Die Schweizer Comedian trat zum ersten Mal mit ihrem neuen Bühnenprogramm auf. Es gab Pointen zu Kindern, zu Männern mit Fischen. Und einen Running Gag zu einem Hautausschlag.
Hazel Brugger sei nicht mehr lustig. Die Schweizer Stand-up-Comedian, inzwischen Mutter zweier kleiner Kinder, sei bieder, harmlos – und unter der Fuchtel ihres deutschen Mannes zu einer moralinsauren Aktivistin mutiert: Das war zuletzt öfters in Zeitungsartikeln und Onlinekommentaren zu lesen.
Tatsächlich gab Brugger zuletzt einigen Anlass, sie nicht mehr lustig zu finden. Wobei das durchaus gewollt war – angesichts der ernsthaften Anliegen, die für die heute 30-jährige Komikerin plötzlich wichtig waren. So etwa, als sie zuletzt ihren Hausbaustreit nutzte, um damit – dank Werbung während ihres Podcasts und zwischen Instagram-Posts zu den Baumängeln – noch etwas Kasse zu machen. Oder als sie vor einiger Zeit zusammen mit ihrem Ehemann Thomas Spitzer #MeToo-Vorwürfe gegen den deutschen Comedian Luke Mockridge erhob, der nie verurteilt wurde – aber vor einigen Tagen wegen Behindertenwitzen zu den Paralympics seine Fernsehshow verlor.
Gute Pointen und eine tiefenentspannte Hazel Brugger
Am Dienstag war Hazel Brugger nun erstmals seit einem Jahr mal wieder live zu sehen: Mit bei einem öffentlichen Probelauf zu ihrem neuen Solo «Immer noch wach», das in einem Monat Premiere haben wird. Und bei dem schon jetzt auf mehrere Monate hinaus in Deutschland, Österreich und der Schweiz alle Termine ausverkauft sind.
Bei der Vorpremiere im Bierhübeli in Bern stand auf der Bühne eine angenehm tiefenentspannte Hazel Brugger: In einem lose gestrickten Abend mit Running Gags zu einem Hautausschlag – aufgrund einer Antibiotikaallergie – gab es ziemlich gute Pointen über alles Mögliche.
Natürlich über ihre beiden Kinder, derentwegen sie nun aufs Land gezogen sei («Ich habe mir überlegt, warum sollten meine Kinder mehr Möglichkeiten haben, als ich sie in ihrem Alter hatte»). Oder über Freundinnen, die noch daten, während sie schon seit über zehn Jahren in einer festen Beziehung sei. Einmal habe ihr eine Freundin erlaubt, in ihrem Datingprofil rumzuwischen. «Für mich war das megalustig, weil das für mich einfach Fotos von Männern waren, die einen Fisch gefangen hatten.»
Sie wohnt in der deutschen Version von Sissach
In Deutschland habe man das gar nicht lustig gefunden, meinte Hazel Brugger einmal, als sie gerade erzählt hatte, dass man sich ihren neuen Wohnort wie die deutsche Version von Sissach BL vorstellen müsse: Das Dorf sei so abgelegen, dass dort Schweizer Studenten ihr Erasmus-Studium verbrächten, um Brunnen zu bauen. Das Bierhübeli lachte.
Wer glaubt, dass Hazel Brugger angesichts der Themenfelder Dorf und Kinder etwas von ihrer blitzenden Bösartigkeit verloren hat, konnte am Abend in Bern den Gegenbeweis erleben – in dieser einen Nummer, in der es um die AfD-Politikerin Alice Weidel ging, die ihren Zweitwohnsitz in der Schweiz hat und auf die Brugger schon mal vor einigen Jahren bei einem Parteitag der AfD getroffen war. Damals war sie als Reporterin für die «Heute-Show» unterwegs. Und damals war Alice Weidels schwarz beschäftigte Hausangestellte in der Schweiz das Thema.
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Bei der Vorpremiere von «Immer noch wach» ging es nun um Bruggers Coming-out: Sie sei heterosexuell, erzählte die Schweizerin da. Was schade sei, denn eigentlich wäre sie gern lesbisch. Und zwar aus dem einzigen Grund, um die lesbische Alice Weidel «eigenfingrig» beim Sex auf links zu drehen, wie Brugger ausführte.
Rollenspiel mit Fräulein Rottenmeier
Damit war diese Nummer aber noch nicht zu Ende. Vielmehr wurde sie immer absurder – und endete damit, dass Weidel die Comedian zu einem sexuellen Rollenspiel einlädt, bei dem Weidel die Rolle von Fräulein Rottenmeier übernimmt, während Brugger im Bett das Heidi zu spielen hat. «Müssten Sie nicht bei Clara sein?», fragt das Heidi da. «Scheiss auf Clara, die ist behindert», antwortet Fräulein Rottenmeier und drückt in Hazel Bruggers Bühnenerzählung das Heidi aufs Bett.
In dieser Nummer kommt so einiges zusammen, was eigentlich nicht geht. Aber wer das nun irgendwie daneben findet, benimmt sich genau so wie die linken Tugendwächter im Namen der politischen Korrektheit, die von rechts immer kritisiert werden – und zu denen man die Schweizer Comedian ja auch schon zählen wollte. Mangelnde Bösartigkeit wird man Hazel Brugger nach diesem Abend in Bern wohl kaum mehr vorwerfen wollen.
Hazel Brugger ist mit «Immer noch wach» am 18. September im Bierhübeli und am 23. November für zwei Vorstellungen im Kongresshaus in Zürich. Alle Termine sind ausverkauft.
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