Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Knochenfund in Haut Vernet
Das Mysterium um den 2-jährigen Émile erschüttert Frankreich

French Gendarmes discuss with a resident of Le Vernet, on the road to the French southern Alps tiny village of Le Haut-Vernet, in Le Vernet on March 31, 2024, after French investigators have found the "bones" of a toddler who went missing last summer. The discovery is the first major breakthrough in the case of two-and-a-half-year-old Emile, who vanished on July 8 last year while staying with his grandparents. (Photo by NICOLAS TUCAT / AFP)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Ein Schicksal samt Mysterium bestürzt die Franzosen, es zerreisst ihnen das Herz. Es ist das Schicksal des «petit Émile», des kleinen Emil, so nennen ihn die französischen Medien. An Ostern hat eine Wanderin in den Alpen der Provence, hoch über dem Weiler Haut Vernet, wo der zweieinhalb Jahre alte Émile im vergangenen Sommer verschwunden war, scheinbar spurlos, einen Kinderschädel und einige Zähne gefunden. Die Knochen wurden schnell nach Lyon geflogen, die Gentests brachten traurige Gewissheit: Es sind Émiles.

Alle Hoffnung, ihn trotzdem noch lebend zu finden, irgendwo, irgendwie, ist verweht. «Eine kollektive Tragödie», titelt die Zeitung «Le Parisien», die den Fall des kleinen Émile wie keine andere begleitete über die vergangenen Monate.

Nun, vielleicht bringt der Fund auch erste Aufschlüsse über die Todesursache. Zumal dann, wenn der Schädel Verletzungen aufwiese. Die Gerichtsmediziner brauchen dafür wohl einige Wochen. Alles scheint möglich zu sein: Mord, eine versehentliche Tötung, ein fataler Sturz. Die Gendarmen haben den Weiler sofort abgeriegelt, sie suchen jetzt nach weiteren Überresten des Jungen.

Eine Frage treibt alle um: Wie konnte das zweieinhalb Jahre alte Kind da nur hinkommen, zwei Kilometer vom Ort, wo er an jenem 8. Juli 2023 zum letzten Mal gesehen wurde? Und wie kann es sein, dass Émile da nicht viel früher gefunden worden war, wo die Gegend doch «durchkämmt» worden sei von den Ermittlern?

Nach dem Nachmittagsschlaf verschwand er

Es war 17.15 Uhr an jenem Julitag, als Émile verschwand. Er hatte gerade einen langen Nachmittagsschlaf gemacht, trug ein gelbes T-Shirt, weisse, kurze Hosen, Wanderschuhe, und spazierte durchs Dorf. Im Weiler über Vernet leben nur wenige Menschen, 17 waren an jenem Tag da. Die Eltern hatten den Jungen zu den Grosseltern mütterlicherseits gebracht, die da oben zwischen Gap und Digne-les-Bains ein Ferienhaus besitzen, selbst sollten sie später nachkommen.

This photograph shows a general view of the Alpine village of Le Vernet on March 31, 2024, after French investigators have found near the village the "bones" of a toddler who went missing last summert. The discovery is the first major breakthrough in the case of two-and-a-half-year-old Emile, who vanished on July 8 last year while staying with his grandparents. (Photo by NICOLAS TUCAT / AFP)

Um 18 Uhr wurde die Polizei informiert, plötzlich war er weg. Eine Grosssuche begann. Freiwillige meldeten sich spontan, um mitzusuchen nach Émile. Aber nichts. Wochen, Monate vergingen. In den Talkshows am Fernsehen wurden alle möglichen Theorien diskutiert, vor allem wurde auch viel spekuliert.

Gerüchte über die katholische Familie

Die Familie hielt sich lange zurück und meldete sich dann mit einem Schreiben, in dem sie ihre Sorge und ihr Leid ausdrückte. Eine sehr katholische, traditionalistische Familie. Sie geriet nun in den Fokus der Medien.

Der Grossvater, so wurde bekannt, hänge strengen Erziehungsmethoden an. Eigentlich wäre er gerne Priester geworden, doch dann verliebte er sich in seine Frau und wurde Osteopath. In den 1990er-Jahren arbeitete er an einer Schule im Norden des Landes, die später wegen des Verdachts auf Gewalt in Verruf gekommen ist.

Der Prozess läuft noch, der Grossvater tritt als Zeuge und Sachverständiger auf. Einer der Kläger, ein ehemaliger Schüler des Internats, erzählte im Prozess von «monumentalen Ohrfeigen», die der Mann verteilt habe. Selbst rechtfertigte der sich, den einen oder anderen Klaps habe er schon verteilt.

Für das Verschwinden des kleinen Émile gibt es bis heute keine Indizien gegen den Grossvater, nur halt, dass das Kind in den fatalen Stunden in dessen Obhut gestanden hatte. Seine Biografie wurde trotzdem in der Öffentlichkeit verhandelt.

Warum tauchte der Schädel gerade jetzt auf?

Vergangene Woche stellten die Ermittler den 8. Juli 2023 nach, mit allen 17 Anwesenden jenes Tages. Sie wollten auch herauszufinden, ob sich jemand widersprechen würde.

Zwei Tage nach der Übung tauchten der Schädel und die Zähne auf. Und in Vernet fragt man sich, ob das Zufall sein könne, oder ob da jemand kalte Füsse bekommen habe. Oder kann es am Ende sein, dass ein Tier die Knochen weggetragen und an diese Stelle gebracht hat? Oder ein kleiner Erdrutsch, ein Wetterphänomen? Das Rätsel ist noch immer so dicht wie zu Beginn. Nur die Hoffnung, die ist weg.