LiveTicker zur zweiten TV-Debatte+++ Umfrage sieht Biden als Sieger der TV-Debatte +++ «Joe, sie nennen dich einen korrupten Politiker»
Das zweite Fernsehduell verlief ruhiger als das erste. Einige persönliche Attacken gab es trotzdem – auch von Joe Biden.
Das Wichtigste in Kürze:
Am Freitagmorgen Schweizer Zeit fand die zweite und letzte TV-Debatte zwischen Joe Biden und Donald Trump statt.
Trump hat offensichtlich seine Strategie verändert. Er unterbrach Biden kaum und lobte die Moderatorin.
Joe Biden zeigte sich überraschend angriffig. Vor allem bei den Themen Corona und Aussenpolitik.
CNN-Umfrage sieht Biden als Sieger der Debatte
In der TV-Debatte hat Joe Biden nach dem Ergebnis einer Umfrage des Senders CNN einen besseren Eindruck gemacht als Donald Trump. Die Umfrage unter Zuschauern des direkten Aufeinandertreffens vom Donnerstag ergab, dass 53 Prozent Biden als Sieger sahen. 39 Prozent sahen Trump vorn.
Befragt nach ihrem Eindruck, wer die Fragen von Moderatorin Kristen Welker direkt beantwortet habe, nannten 62 Prozent Biden und 31 Prozent Trump. Einen Gleichstand von 49 zu 49 Prozent ergab die Frage, wer in der Debatte die stärkere politische Führungskraft gezeigt habe.
Basis der Erhebung war eine telefonische Befragung von 585 registrierten Wählern durch das Institut SSRS. Der Sender gab die statistische Fehlerquote der Umfrage mit 5,7 Prozent an.
Nach der ersten Fernsehdebatte Ende September sahen in einer Umfrage des Senders CBS 48 Prozent der Zuschauer Biden vorn, 41 Prozent Trump.
Zusammenfassung der Debatte
US-Präsident Donald Trump hat in der letzten TV-Debatte vor der Wahl versucht, die Glaubwürdigkeit seines Herausforderers Joe Biden zu untergraben. Er brachte immer wieder Vorwürfe auf, dass Bidens Sohn Hunter zweifelhafte Geschäfte in der Ukraine gemacht habe – und das Biden, damals Vizepräsident, angeblich davon profitiert habe. «Ich habe niemals in meinem Leben einen Penny von einer ausländischen Quelle angenommen», konterte Biden.
«Ich bin die am wenigsten rassistische Person in diesem Raum»
Zentrale Themen der Debatte in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee waren der Kampf gegen die Corona-Krise, Hilfen für Unternehmen und Verbraucher, die Gesundheitsversorgung der Amerikaner und Rassismus. «Ich bin die am wenigsten rassistische Person in diesem Raum», sagte Donald Trump einmal. Eine eher überraschende Aussage, ist doch Moderatorin Welker dunkelhäutig.
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Die Debatte verlief gesitteter als das erste Duell Ende September. Die Kandidaten liessen einander ausreden und folgten weitgehend den Fragen der Moderatorin Kristen Welker. Ihre Missbiligung füreinander drückten sie eher mit einem Grinsen oder einem Kopfschütteln aus.
Deutlich wurden die unterschiedlichen Ansätze zum Weg aus der Corona-Krise. Trump, der sich selbst infiziert hatte und erkrankt war, betonte auch vor dem Hintergrund wieder steigender Fallzahlen, dass er auf keinen Fall weitere Lockdowns wolle. «Die Medizin darf nicht schlimmer als das Problem selbst sein», sagte der Präsident. Amerika lerne, mit dem Virus zu leben.
«Es ist Chinas Schuld»
Das löste eine scharfe Reaktion des 77-jährigen Bidens aus: «Die Leute lernen, damit zu sterben!» Auf den Vorwurf, er übernehme keine Verantwortung für die Krise entgegnete Trump: «Ich übernehme die volle Verantwortung. Es ist nicht meine Schuld, dass es hierher bekommen ist. Es ist nicht Joes Schuld. Es ist Chinas Schuld.»
Der bei Schwarzen populäre Biden bekräftigte, dass es in Amerika in den Institutionen verankerten Rassismus gebe. Trump bezeichnete er als den rassistischsten Präsidenten. «Er giesst in jedes einzelne rassistische Feuer Öl.» Der Präsident wiederholte seine Behauptung, dass niemand mehr als er für schwarze Amerikaner getan habe – mit Ausnahme von Präsident Abraham Lincoln mit der Abschaffung der Sklaverei.
«Wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel.»
Beim Thema Aussenpolitik betonte Trump abermals, dass es in seiner Amtszeit entgegen Warnungen seines Vorgängers Barack Obama keinen Krieg mit Nordkorea gegeben habe. Biden entgegnete: «Wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel.» Trump hielt ihm vor, in seinen acht Jahren als Vizepräsident eine zu schwache Aussenpolitik betrieben zu haben.
Biden reagierte mehrfach mit ungläubigem Lachen, unter anderem als Trump davon sprach, dass Windräder «alle Vögel töten». Der Herausforderer betonte: «Der Klimawandel, die Erderwärmung sind die nächste existenzielle Bedrohung für die Menschheit.» Er werde deshalb dem Klimaabkommnen von Paris wieder beitreten, aus dem die USA unter Trump ausgetreten waren.
Mit Blick auf die Stimmen im besonders hart umkämpften US-Staat Pennsylvania hat US-Präsident Donald Trump seinem Herausforderer Joe Biden vorgeworfen, sich gegen die umstrittene Ölfördertechnik Fracking zu stellen. «Er ist gegen Fracking», sagte Trump. Er will das Thema ganz offensichtlich weiter bewirtschaften.
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Biden wies dies zurück und sagte, er sei zwar dagegen, neue Genehmigungen für Fracking-Projekte auf bundeseigenem Land zu erteilen. Bei bestehenden Projekten werde es aber darauf ankommen, Emissionen aus dieser Art der Förderung einzufangen. Dafür müsse in zusätzliche Techniken investiert werden.
Das erste TV-Duell der beiden Kandidaten Ende September war im Chaos versunken. Vor allem Trump fiel Biden immer wieder ins Wort und liess ihn nicht ausreden. Biden bezeichnete Trump im Gegenzug unter anderem als «Rassisten», «Lügner», «Putins Welpen» und «den schlechtesten Präsidenten, den Amerika je hatte». Eine ursprünglich für Anfang Oktober geplante zweite Debatte platzte nach der Covid-19-Erkrankung des Präsidenten. (sda)
«Wenn Joe in das Amt kommt, werden Sie eine Depression erleben»
Zum Abschluss werden beide gefragt, welche Worte sie bei einer Wahl an das amerikanische Volk richten würden. Donald Trump beginnt: «Ich werde die USA wieder dorthin führen, wo das Land vor der Plage aus China war». Vor Corona sei seine Regierung wirtschaftlich unglaublich erfolgreich gewesen. «Wenn Joe in das Amt kommt, werden Sie eine Depression erleben, wie Sie sie nie zuvor gesehen haben», behauptet Trump. «Ihre Pensionspläne werden zur Hölle fahren, und es wird ein sehr, sehr trauriger Tag für dieses Land.»
Joe Biden versucht es mit einer versöhnlichen Schlussrede. Wer ihn wählt, würde «Würde, Ehre und Anstand» auf den Wahlzettel schreiben. «Ich werde sagen: Ich bin ein amerikanischer Präsident, ich vertrete euch alle, ob ihr für oder gegen mich gestimmt habt.»
Bizarrer Vortrag über Windräder
Vier weitere Jahre unter Donald Trump könnten im Umweltschutz wirklich problematisch werden, sagt Joe Biden. Er will aber ein Verbot von Fracking ausschliessen. Er würde mittelfristig aufhören, die Ölindustrie zu unterstützen. Darauf schiesst sich Trump sofort ein. Die ökonomischen Auswirkungen seien schlimm.
Dazwischen hält der Präsident einen Vortrag über Windenergie. «Ich weiss mehr über Wind als du», sagte Trump. «Windräder sind extrem teuer, töten alle Vögel, sie sind sehr sporadisch, es gibt eine Menge Probleme und sie werden zufällig in Deutschland oder China hergestellt.». Die Ausführungen zur Windenergie sind doch eher bizarr, beim Fracking hat Trump aber vielleicht ein Thema gefunden, das er weiter bewirtschaften kann.
«Joe, sie nennen dich einen korrupten Politiker»
Die Debatte wird jetzt doch hitziger. Joe Biden richtet sich an die Zuschauer und sagt, er sei im Gegensatz zum Präsidenten eine ehrenwerte Person. Trump: «Joe, benimm dich nicht so, als seiest du ein unschuldiges Baby. Sie nennen dich einen korrupten Politiker».
«Niemand hat mehr für die Schwarzen getan als Donald Trump.»
Moderatorin Welker sagt, schwarze Familien müssten ihre Kinder darauf vorbereiten, dass die Polizei gegen sie sein könnte. Biden kann das nachvollziehen. «Es ist ein Fakt, dass es in den USA einen systematischen Rassismus gibt. Und er giesst noch Öl ins Feuer.»
Und Donald Trump? Nimmt den Mund jetzt doch sehr voll. «Niemand hat mehr für die Schwarzen getan als Donald Trump. Ich bin die am wenigsten rassistische Person in diesem Raum», sagt der Präsident und räumt dann ein, dass Abraham Lincoln mit der Abschaffung der Sklaverei vielleicht doch mehr für die Schwarzen getan habe.
Danach wechselt er abrupt das Thema und will auf den «Laptop aus der Hölle» zu sprechen können. Auf dem sollen belastende Mails zu finden sein, die nachweisen, dass Biden korrupt sei. Ganz offensichtlich passt dem Präsident das Thema Rassismus nicht besonders.
Biden räumt bei Migrationspolitik Fehler ein
Moderatorin Welker spricht die Nulltoleranzpolitik von Donald Trump an der US-Grenze zu Mexiko an. Ein Bericht enthüllte kürzlich, dass Eltern von über 500 Kinder nicht auffindbar seien. Biden bezeichnet das mehrfach als «kriminell».
Trump kontert, diese Immigrationspolitik sei damals von der Obama-Regierung aufgegleist worden. «Wir haben jetzt eine stärkere Grenze als je zuvor.»
Biden räumt ein, dass die damalige Obama/Biden-Regierung eine geplante Reform zu langsam angegangen sei. Das sei «ein Fehler» gewesen.
Trump lobt Moderatorin
«Sie machen ihren Job sehr, sehr gut!» Tatsächlich, Donald Trump lobt Moderatorin Welker. Das kommt jetzt doch überraschend. Noch vor der Debatte hatte der Präsident die Moderatorin scharf kritisiert. Ganz offensichtlich versucht er sich diesmal von seiner staatsmännischen Seite zu zeigen. Man muss aber auch sagen, dass Kristen Welker einen exzellenten Job macht. Sie ist gut vorbereitet und strahlt eine natürliche Autorität aus.
Bidencare statt Obamacare
Jetzt geht es um Krankenversicherungen, konkret um Obamacare. «Wir wollen das abschaffen», sagt Donald Trump. Er stellt Obamacare als eine Art «sozialistisches Gesundheitssystem» dar.
Biden kontert, er würde Obamacare weiterentwickeln zu «Bidencare». «Jeder sollte das Recht auf eine bezahlbare Gesundheitsversorgung haben», sagt Biden. Er würde eine Public option einführen für Minderprivilegierte. Private Krankenversicherungen würde es weiter geben. In der Pandemie gäbe es Millionen von Amerikanern, die auf eine Krankenversicherung angewiesen seien. «Was sollen diese Menschen machen?»
Aus dem Nichts versucht es Trump mit einem Themenwechsel: «Der Aktienmarkt wird boomen, wenn ich gewählt werde. Bei einem Präsident Biden wird er in den Boden fallen». Das schien jetzt eher verzweifelt.
Trump und die Diktatoren
Biden wirft dem Präsidenten vor, er würde Diktatoren wie Kim Jong-und und Wladimir Putin umschmeicheln. Trump würde Kim als «seinen Freund» bezeichnen. Dabei sei er ein Gauner. «Es ist eine gute Sache, gute Beziehungen mit anderen Ländern zu haben», sagt Trump. «Und wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel. Come on!» Joe Biden stammelt ab und zu. Aber dieser rhetorische Konter sitzt.
Die Geschäfte von Hunter Biden
Jetzt wird es potenziell gefährlich für Joe Biden. Die Moderatorin Kristen Welker fragt ihn nach den Geschäften seines Sohnes Hunter in der Ukraine. Trump hatte Joe Biden deswegen im Vorfeld als «kriminell» bezeichnet.
Es geht um Korruptionsvorwürfe. Hunter Biden habe einen Job im Verwaltungsrat der ukrainischen Gasfirma nur wegen des Einflusses seines Vaters erhalten, der damals Vizepräsident war. Biden weist das kategorisch zurück.
Umgekehrt spricht Biden Trump zu chinesischen Verklüngelungen an. Er habe ein Bankkonto in China. «Was läuft da?» Er habe überall Bankkonten, sagt Trump. «Ich bin nun mal ein Geschäftsmann». Bidens Vorwurf bleibt schwammig, da hat der Präsident gut gekontert.
Es gibt niemanden, der härter gegen Russland eingestellt ist als Donald Trump.»
Jetzt geht es um eine mögliche Einmischung Russlands in die US-Wahlen. «Jedes Land, das sich in die Wahlen einmischt, wird einen Preis zahlen, wenn ich Präsident werde», sagt Joe Biden. Russland wolle nicht, dass er, Joe Biden Präsident werde. Er wisse nicht, wieso Donald Trump sich dem russischen Präsidenten nicht entschlossen entgegenstelle.
Trump antwortet darauf: «Es gibt niemanden, der härter gegen Russland eingestellt ist als Donald Trump.» Der amtierende Präsident wirft Biden vor, dieser habe Geld aus Russland angenommen. Er bezieht sich auf die Geschäfte der Familie des Herausforderers. Der Vorwurf bleibt aber im Ungefähren. Biden sagt, er habe noch nie in seinem Leben Geld von einer ausländischen Regierung angenommen. «Veröffentlichen Sie Ihre Steuererklärung. Oder hören Sie auf, über Korruption zu sprechen», sagt er.
«Niemand, der für so viele Todesfälle verantwortlich ist, darf Präsident bleiben.»
Diesen rhetorischen Konter hat Biden sicher vorbereitet: «Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben», sagt Trump. «Damit zu leben? Come on! Wir sterben damit!»
Beim Thema Corona ist Trump in der Defensive. Seine Bilanz ist desaströs. Über 228'000 Menschen sind am neuen Erreger gestorben. Der Präsident versucht mehrmals, China die Schuld zu geben. «Ich übernehme die volle Verantwortung. Es ist nicht meine Schuld, dass es hierher gekommen ist. Es ist nicht Joes Schuld. Es ist Chinas Schuld», sagt Trump.
Biden dagegen macht den Präsidenten perösnlich für die Toten verantwortlich: «Niemand, der für so viele Todesfälle verantwortlich ist, darf Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bleiben.»
Trump pocht auf Öffnung des Landes
Er spricht davon, dass man das Land wieder öffnen müsse und nimmt seine Heimatstadt New York als Beispiel. «Das ist eine Geisterstadt!» Es sei keine Lösung, alle Restaurants mit Plexiglas auszustatten. «Wir müssen das Land öffnen. Wissen Sie, ich habe es oft gesagt, das Heilmittel darf nicht schlimmer sein als das Problem selbst.»
Biden sagt es stimme nicht, dass er das Land herunterfahren wolle. Immer wieder zeigt er auf seine schwarze Gesichtsmaske, die er ans Pult genommen hat.
Erstes Thema: Corona-Krise
Es geht los mit dem Thema Corona.
«Ich hatte die Erkrankung», es sei ihm aber schnell wieder besser gegangen, sagt Donald Trump. Er sei nun immun. Seine Regierung bekämpfe das Virus. «Das wird weggehen». Der US-Präsident sagt, er könne keine Garantien für einen Impfstoff geben, aber die Forschung verlaufe bei mehreren Unternehmen vielversprechend.
Joe Biden sieht bei dem Thema seine Chance, anzugreifen. Der Präsident habe «keinen Plan», sagt er – und stellt seinen vor: «Masken tragen, Testkapazitäten erhöhen, Schulen wieder öffnen».
Trump macht sich über Biden lustig, der einen grossen Teil des Wahlkampfes aus seinem Keller in Delaware bestritten hat. «Die Menschen können sich nicht im Keller einschliessen, wie Joe das machte», sagt er.
Diese Themen stehen auf dem Programm
Die Debatte wird um drei Uhr morgens Schweizer Zeit beginnen und in der Belmont-Universität in Nashville stattfinden. Moderieren wird die NBC-Journalistin Kristin Welker.
Folgende Themen stehen auf dem Programm:
Die Corona-Krise
Familienpolitik
Ethnien in Amerika
Klimawandel
Innere Sicherheit
Leadership
Man darf davon ausgehen, dass Donald Trump auch über Hunter Biden sprechen will, den Sohn von Joe Biden. In seiner Zeit als Vizepräsident habe Biden seinen Sohn auf korrupte Weise finanziell unter die Arme gegriffen, so Trumps Vorwurf. Es geht um einen lukrativen Verwaltungsratsposten bei der ukrainischen Gasfirma Burisma. Bei der Theorie des Präsidenten gibt es allerdings ein paar Fragezeichen, wie unser Korrespondent Martin Kilian hier aufgeschrieben hat.
Höchste Wahlbeteiligung seit über Hundert Jahren?
In den USA zeichnet sich eine rekordverdächtige Wahlbeteiligung bei der Präsidentenwahl am 3. November ab. Nach am Donnerstag veröffentlichten Daten des US-Wahl-Projektes von der Universität Florida haben über zehn Tage vor dem Wahltermin mit über 47 Millionen Wählern mehr Menschen ihre Stimme abgegeben als es insgesamt Briefwähler oder frühe Stimmabgaben bei der Präsidentenwahl 2016 gab.
Nach den Statistiken des Projektes haben bislang rund 47,095 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimme per Post oder persönlich abgegeben. 2016 waren es bis zum Wahltag 47,015 Millionen. Der Leiter des Projektes, Michael McDonald, geht von einer Wahlbeteiligung von rund 150 Millionen Amerikanern aus, die rund 65 Prozent der Wahlberechtigten vertreten. In diesem Wahl hätte die kommende Präsidentenwahl die höchste Wahlbeteiligung seit 1908.
Der Anstieg der vor dem Wahltermin abgegeben Stimmen wurde ausgelöst durch die Entscheidung vieler Bundesstaaten, Briefwahl und frühe Stimmabgabe wegen der Coronavirus-Pandemie zu erleichtern. Zudem gibt es eine hohe Mobilisation der Amerikaner, sich an der Wahl zwischen Amtsinhaber Donald Trump und seinen Herausforderer Joe Biden zu beteiligen. In landesweiten Umfrage führt Biden deutlich vor Trump, allerdings liegen beide in möglicherweise wahlentscheidenden Bundesstaaten nah beieinander. (Reuters)
Trump veröffentlicht CBS-Interview
US-Präsident Donald Trump hat ein Interview mit dem TV-Sender CBS vor dem Ausstrahlungstermin veröffentlicht und die kritischen Fragen der Interviewerin scharf verurteilt.
Auf Twitter forderte Trump dazu auf, sich «die Voreingenommenheit, den Hass und die Unhöflichkeit» in dem knapp 38-minütigen Gespräch mit der renommierten CBS-Journalistin Lesley Stahl anzuschauen.
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Der Republikaner schrieb zugleich, die Moderatorin des TV-Duells mit seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden am Donnerstagabend, die NBC-Journalistin Kristin Welker, sei noch «weitaus schlimmer».
Trump hatte bereits nach dem Gespräch am Dienstag mit der Veröffentlichung vor dem Sendetermin gedroht. Das Interview für «60 Minutes» an diesem Sonntag sollte eigentlich mit Trump und Pence fortgesetzt werden. Trump sagt am Ende der Aufzeichnung aber: «Ich denke, wir hatten genug.» Davor beschwerte er sich bei Stahl darüber, dass sie zu Beginn des Interviews sagte: «Sind Sie bereit für ein paar harte Fragen?»
Die 78 Jahre alte TV-Journalistin Stahl arbeitet seit 1991 für «60 Minutes». Sie hatte nach Angaben von CBS 2016 das erste TV-Interview mit Trump nach dessen Wahlsieg geführt. 2018 interviewte sie ihn erneut.
Drohung und Verteidigung
Bei einem Wahlkampfauftritt am Dienstagabend im US-Bundesstaat Pennsylvania schien Trump CBS zu drohen. «Ihr müsst Euch anschauen, was wir mit «60 Minutes» machen. Ihr werdet einen solchen Kick daraus bekommen», sagte der Präsident vor jubelnden Anhängern. «Lesley Stahl wird nicht glücklich darüber sein.»
CBS verteidigte seine Sendung am Donnerstag. «60 Minutes» werde für seine Fairness, seine Tiefgründigkeit und Informationsfülle geschätzt. Die «beispiellose Missachtung» der Abmachung zwischen dem Sender und dem Weissen Haus werde CBS nicht davon abhalten, das Interview wie geplant auszustrahlen.(SDA)
Ein Blick zurück
... und falls Sie sich dafür interessieren, wie die Debatten in den vergangenen Jahren den Wahlkampf beeinflusst haben, lege ich Ihnen den folgenden Text ans Herz:
Die letzte Debatte endete im Chaos
Eine solche Debatte hatte es noch nie gegeben. Das letzte Aufeinandertreffen von Biden und Trump Ende September haben unsere US-Korrespondenten damals genau analysiert. Als eine «Mischung aus Faustkampf und Theaterstück» beschrieb sie Hubert Wetzel. Gar eine «Clownshow in Cleveland» sah Martin Kilian. Und Alan Cassidy hat vier zentrale Erkenntnisse herausgearbeitet. Als Einstimmung kann ich Ihnen die Texte, die unten verlinkt sind, sehr empfehlen.
Neue Regeln fürs letzte TV-Duell: Stummtaste für die Mikros
Nach dem chaotischen ersten TV-Duell zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden werden die Regeln für ihr nächstes Zusammentreffen angepasst.
Teilweise soll das Mikrofon eines Kandidaten stummgeschaltet werden, während der andere spricht, wie die zuständige unabhängige Kommission mitteilte. Damit sollen gegenseitige Unterbrechungen der Kandidaten bei der Debatte reduziert werden.
Der Republikaner Trump warf der Kommission im Sender Fox News erneut vor, auf Bidens Seite zu stehen. Er kündigte aber an, an der Debatte teilzunehmen.
Zu jedem neuen Themenkomplex dürfen Trump und Biden wie gehabt jeweils zwei Minuten Stellung nehmen. Dabei wird aber jetzt nur das Mikrofon des Kandidaten eingeschaltet sein, dem der Moderator das Wort erteilt.
Für jedes Thema sind rund 15 Minuten Gespräch vorgesehen – für den Grossteil des TV-Duells werden daher beide Mikrofone eingeschaltet bleiben, um einen Austausch der Ideen zu gewährleisten, wie die Kommission erklärte.
Man hoffe, dass die Kandidaten dabei die Sprechzeit ihres Gegenübers respektieren würden, «um zum Vorteil der Zuschauer einen zivilen Austausch zu fördern», hiess es weiter. Beide Kandidaten sollten in der Summe etwa auf die gleiche Sprechzeit kommen. Falls ein Kandidat durch Unterbrechungen Zeit verliere, werde er jene Zeit extra gutgeschrieben bekommen, hiess es in der Pressemitteilung.
Die Kommission erklärte, die Anpassung der Regeln für das TV-Duell in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee werde wohl keines der beiden Wahlkampfteams zufriedenstellen. Für manche gingen die Änderungen nicht weit genug, andere lehnten auch diese ab. «Wir sind zuversichtlich, dass diese Massnahmen das richtige Mass darstellen und dass sie im Interesse der Menschen in Amerika sind, für die diese Debatten stattfinden», erklärte die Kommission.
Auch Trumps Wahlkampfmanager Bill Stepien erklärte, der Präsident werde trotz der «Regeländerung in letzter Minute» an dem TV-Duell teilnehmen. In der ersten Debatte Ende September hatte Trump Biden häufig unterbrochen, was zu teils chaotischen Szenen führte. Auch Biden unterbrach Trump mehrfach, der Moderator schien teils hilflos.
Ursprünglich waren drei TV-Duelle zwischen Trump und Biden geplant. Das zweite, das für den 15. Oktober vorgesehen war, wurde jedoch abgesagt: Die Kommission hatte wegen Trumps Covid-19-Erkrankung das Format geändert und wollte die Kandidaten anstatt einer persönlichen Begegnung online zusammenschalten. Trump lehnte das ab.
Biden (77) und Trump (74) traten an dem Abend dann zeitgleich in zwei verschiedenen TV-Sendern auf, um sich Fragen von Wählern zu stellen.
Trump sagte am Dienstag im Sender Fox News, die Mitglieder der Kommission seien «keine guten Menschen». Das Gremium habe jede Glaubwürdigkeit verloren. Der Republikaner griff erneut die Moderatorin der bevorstehenden Debatte, die NBC-Journalistin Kristen Welker, an. «Kristen Welker ist furchtbar, sie ist total parteiisch», sagte Trump. Mit ihr könne das TV-Duell «niemals fair» sein.
Nach Angaben der Debatten-Kommission gehören zu den von Moderatorin Welker ausgewählten sechs Themen unter anderem die Corona-Pandemie, der Klimawandel und nationale Sicherheit. Trump kritisierte am Dienstag erneut, dass der Schwerpunkt der letzten Debatte nicht auf der Aussenpolitik liege.
Trumps Wahlkampfberater Jason Miller hatte der Kommission am Montag vorgeworfen, auf Bitten des Biden-Teams den Schwerpunkt nicht auf Aussenpolitik gelegt zu haben. Ex-Vizepräsident Biden wolle bei der Debatte nicht mit seiner früheren Unterstützung «endloser Kriege» oder mit fragwürdigen Auslandsgeschäften seines Sohnes Hunter Biden konfrontiert werden, sagte Miller. «Es ist klar, dass das Biden-Lager nicht über Aussenpolitik sprechen möchte.» (sda)
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