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Angebliche Enthüllungen zu Biden
Ist Trumps Anwalt einem russischen Agenten aufgesessen?

Rudy Giuliani Mitte September dieses Jahres anlässlich einer Pressekonferenz in New York.
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Seit nahezu zwei Jahren sucht Präsident Trumps Anwalt Rudy Giuliani in der Ukraine nach belastendem Material gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und dessen Sohn Hunter Biden. Als Vizepräsident Barack Obamas habe der ältere Biden auf korrupte Weise dem Sohn finanziell unter die Arme gegriffen, so die Anschuldigung.

Doch obschon Hunter Biden im Aufsichtsrat des ukrainischen Energieunternehmens Burisma sass, konnte der Korruptionsvorwurf gegen Vater und Sohn bislang nicht untermauert werden. Im Gegenteil: Giulianis Umtriebe in der Ukraine hatten massgeblichen Anteil am Impeachment des Präsidenten im Januar. Und zwei von Republikanern geführte Untersuchungen der Angelegenheit im Senat verliefen ergebnislos.

Am vergangenen Mittwoch aber schien endlich Bewegung in die mutmassliche Affäre zu kommen: Das New Yorker Boulevardblatt «New York Post», im Besitz von Rupert Murdoch und dem Präsidenten stets wohlgesinnt, legte E-Mails vor, die den Korruptionsvorwurf gegen die Bidens belegen sollten.

Joe Biden und sein Sohn Hunter beim Besuch eines Basketball-Spiels in Washington im Januar 2010.

Trump und einige rechte Medien jubilierten, renommierte Blätter wie das «Wall Street Journal» und die «New York Times» aber hielten Distanz. Besonders erbitterte es das konservative Lager, dass Facebook und Twitter die Verbreitung der «New York Post»-Story zunächst unterbanden, weil sie Zweifel an ihrer Authentizität hegten.

Tatsächlich gab es mehrere Probleme mit der angeblichen Enthüllung: Die Mails sollten von der Festplatte eines Laptops stammen, den Hunter Biden zur Reparatur in einen Computershop in Wilmington in Delaware gebracht, jedoch niemals abgeholt hatte. Von dort gelangten die Informationen zu Trumps Anwalt Rudy Giuliani, der sie sodann der «New York Post» übergab.

In einem Interview mit dem Webmagazin «The Daily Beast» verwickelte sich der Besitzer des Computershops, ein erklärter Trump-Anhänger, in Widersprüche und geriet mehrmals in Erklärungsnot. Zwar behauptete Giuliani in einem Interview mit Fox News, der Inhalt der Festplatte sei «höllisch authentisch», doch erregten sowohl die Umstände als auch der Zeitpunkt der vermeintlichen Enthüllungen kurz vor der Präsidentschaftswahl Argwohn.

Die digitalen Metadaten einiger Informationen schienen ebenso fragwürdig wie der Zeitablauf ihrer Entstehung. Und in einer der E-Mails bedankte sich ein Topberater von Burisma für ein von Hunter Biden vermitteltes Treffen mit Vizepräsident Biden, für das es laut einem Sprecher Bidens keine Hinweise gibt.

Giulianis Hilfe von einem «aktiven russischen Agenten»

Verdächtig schien US-Journalisten überdies Giulianis enge Zusammenarbeit mit dem prorussischen Ukrainer Andrii Derkach, der nun sogar behauptet, im Besitz eines zweiten Laptops von Hunter Biden zu sein. Seit 2019 bedient sich Giuliani der Hilfe Derkachs, den das US-Finanzministerium im September als «aktiven russischen Agenten» bezeichnet hat.

Schon im Vorjahr waren US-Geheimdienste zum Schluss gekommen, Moskau benutze Giuliani als Medium für eine Desinformationskampagne gegen Joe Biden. Die «Washington Post» berichtete am vergangenen Donnerstag unter Berufung auf mehrere Quellen, Sicherheitsberater Robert O’Brien habe den Präsidenten bereits im Dezember 2019 gewarnt, dass Russland mithilfe Giulianis Falschinformationen verbreite. Trump habe die Warnung jedoch in den Wind geschlagen.

Er könne nicht ausschliessen, dass Derkach «ein russischer Spion» sei, sagte Giuliani dem «Daily Beast». Die Chance dafür stünden «fifty-fifty», so der ehemalige New Yorker Bürgermeister. Inzwischen berichteten mehrere US-Medien, darunter die Nachrichtenagentur AP, das FBI ermittle in der Sache des angeblichen Biden-Laptops.

Innerhalb der Redaktion der «New York Post» hatte die Story offenbar für gehörige Unruhe gesorgt: Gemäss Berichten von «New York Times» und «New York Magazine» hatten mindestens zwei Redaktoren ihre Namen nicht über den Artikel setzen wollen, weil sie den darin enthaltenen Informationen misstrauten.

Autorennamen ausgetauscht

Die Enthüllung erschien dann unter dem Namen einer Journalistin, die vor ihrer Einstellung bei dem Blatt als Produzentin des Trump-Freundes und Fox-News-Moderators Sean Hannity gearbeitet hatte. Eine zweite Journalistin erfuhr anscheinend erst nach der Publikation, dass die Biden-Story unter ihrem Namen veröffentlicht worden war.

Unterdessen versuchen US-Medien, mehr Licht in die Angelegenheit zu bringen und den Inhalt der Festplatte entweder zu verifizieren oder als Fälschung zu entlarven. Rudy Giuliani hat bereits einen Schuldigen an den Zweifeln gefunden: «Ich denke, George Soros steckt hinter dieser Gegenoffensive, er möchte ein sozialistisches Land schaffen.»

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