Nominierung bei den US-DemokratenHarris grenzt den Kreis der Vizekandidaten ein
Wer zieht mit Kamala Harris in den Kampf ums Weisse Haus? Ex-Astronaut Mark Kelly hat laut Medienberichten keine Chancen mehr.
Kamala Harris geht nach dem Abschluss der internen Abstimmung der US-Demokraten mit vollem Rückhalt in die Präsidentschaftswahl im November. Sie kam bei dem Votum auf 99 Prozent der rund 4500 abgegebenen Delegiertenstimmen, wie die Demokratische Partei mitteilte.
Die 59-Jährige dürfte nun sehr bald mitteilen, mit welchem Vize sie ins Rennen um das Weisse Haus gegen den Republikaner Donald Trump gehen wird. Medienberichten zufolge hat sie den Kreis auf zwei Männer eingegrenzt – den Gouverneur des Bundesstaates Pennsylvania, Josh Shapiro, und den Gouverneur des Bundesstaates Minnesota, Tim Walz. Harris werde ihre Entscheidung wahrscheinlich in einer Videobotschaft bekanntgeben.
«Ich habe meine Entscheidung noch nicht getroffen», erklärte Harris am Montagabend (Ortszeit) in einer E-Mail an ihre Unterstützer. Sie will allerdings schon am Dienstagabend zusammen mit ihrem Running Mate mit einem Auftritt in Philadelphia in Pennsylvania eine fünftägige Wahlkampftour durch besonders umkämpfte und wahlentscheidende Bundesstaaten – sogenannte swing states – beginnen.
Am Mittwoch soll es nach Wisconsin und Michigan gehen, Arizona steht am Freitag und Nevada am Samstag auf dem Programm. Geplant waren zudem Auftritte in den umkämpften südöstlichen Bundesstaaten North Carolina am Donnerstag und Georgia am Freitag. Lokalmedien zufolge wurden diese Termine wegen des Tropensturms «Debby» verschoben.
Der Kandidat an der Seite von Harris soll ihr helfen, ein breiteres Spektrum an Wählergruppen zu erreichen und in den «swing states» zu gewinnen.
Ist Shapiro zu israelfreundlich?
Als Favorit gilt Josh Shapiro, der Gouverneur von Pennsylvania – dem grössten «swing state». Shapiro ist als sehr beliebter Gouverneur bekannt und könnte Harris den Sieg in diesem für die Wahl als besonders wichtig geltenden Bundesstaat erleichtern. Der 51-Jährige ist ein starker Redner und hatte die Gouverneurswahl 2022 gegen einen ultrarechten Kandidaten gewonnen, der von Ex-Präsident Donald Trump unterstützt wurde.
Shapiro wäre zudem im Falle eines Wahlsiegs des Demokraten-Duos der erste jüdische Vizepräsident der USA – neben der ersten – schwarzen und indischstämmigen – Frau im Weissen Haus. Seine Unterstützung für Israel und sein Umgang mit propalästinensischen Protesten lösten im linken Lager allerdings Gegenreaktionen aus. Die Demokraten bemühen sich zu versichern, dass der Parteitag in Chicago Mitte August nicht von linken und israelkritischen Aktivisten gestört werden wird.
Shapiros Unterstützer führen Kritik an ihm auf Antisemitismus zurück. Viele Politikexperten gehen aber davon aus, dass Shapiros moderates Profil ihm mehr Stimmen aus der politischen Mitte einbringen wird als es ihn Stimmen am linken Rand kosten dürfte.
Als Generalstaatsanwalt von Pennsylvania war Shapiro gegen katholische Priester vorgegangen, die Tausende Kinder sexuell missbraucht hatten, sowie gegen den Pharmahersteller Purdue, der für die Opioid-Krise verantwortlich gemacht wird.
Walz erreicht die einfachen Leute
Der 60-jährige Tim Walz, Gouverneur von Minnesota, gilt als Politiker, der mit seiner einfachen Sprache Zugang zu Wählern ohne akademische Bildung findet. Zugleich vertritt der frühere Nationalgardist, Lehrer und Football-Trainer liberale Positionen zu Abtreibung und Cannabis.
Walz erregte Aufsehen, als er den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und dessen Vizekandidaten J.D. Vance als «weird» («merkwürdig», «schräg») bezeichnete. Er gilt als Erfinder dieses Etiketts, das Verbreitung fand und das auch Harris seither häufig für ihre Rivalen anwendet.
Der Mittelweststaat Minnesota zählt zwar nicht zum engeren Kreis der wahlentscheidenden Bundesstaaten, doch könnte Walz womöglich helfen, in «swing states» der Region wie Wisconsin und Michigan zu gewinnen.
Auch ein langjähriger Freund im Rennen
Am Wochenende hatte Harris nacheinander Walz, Shapiro und den Senator Mark Kelly aus Arizona in ihrer Residenz in Washington getroffen, wie US-Medien berichteten.
Als weitere mögliche Vizepräsidentschaftskandidaten galten der amtierende Verkehrsminister Pete Buttigieg; der Gouverneur von Kentucky, Andy Beshear, ein langjähriger Freund von Harris, sowie der Gouverneur von Illinois, J.B. Pritzker.
Harris war in einer dramatischen Wende zur Frontfrau der Demokraten aufgestiegen, nachdem Biden sich aus dem Rennen zurückgezogen hatte. Der 81-Jährige war wegen seines Alters und Zweifeln an seiner mentalen Fitness in den eigenen Reihen zunehmend unter Druck geraten und verkündete schliesslich seinen Rückzug.
Schon bei der Verkündung seines Ausstiegs schlug Biden seine Vizepräsidentin als Ersatzkandidatin vor. Die Partei versammelte sich innerhalb weniger Tage hinter Harris, die sich seither in den Umfragen besser schlägt als zuvor Biden.
AFP/nlu
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