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Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
Halli Galli mit zwei Dreijährigen

Eine kleine Geschichte aus dem Alltag.

Glaubt man der Werbung, dann sind Gesellschaftsspiele ein Riesenspass für die ganze Familie – Gross und Klein harmonisch vereint um einen Tisch. Alles, was es zum Glück braucht, sind Spielfiguren, -karten, Würfel, oder was auch immer in der jeweiligen Spielpackung zu finden ist.

Doch so manch gut gemeinter Versuch mit Monopoly, Mensch ärgere dich nicht und Co. endet nicht in einer Gruppenumarmung, sondern im Streit. Es gibt zum Beispiel Menschen, die vor Spielbeginn die Spielanleitung im Detail studieren, während andere sich mit den Stichwörtern auf dem Packungsdeckel zufriedengeben.

In der Regel gehöre ich zu letzterer Kategorie, so auch, als ich kürzlich von meiner dreijährigen Nichte und dem wenig älteren Cousin zu einer Runde Halli Galli herausgefordert wurde. Das Spiel ist simpel: Wenn auf den gelegten Karten fünf Früchte der gleichen Sorte gezählt werden, wird geklingelt, der oder die Schnellste erhält die Karten in der Spielmitte.

«Da kann nicht viel schiefgehen», dachte ich mir. Es ist zwar keiner der beiden Knirpse besonders sattelfest im Zählen, aber sie schienen insbesondere daran interessiert zu sein, mit voller Wucht auf die Klingel zu hauen, egal, was die Karten zeigten.

Eine Weile lang ging das ganz gut – doch dann entflammte zwischen den beiden Dreikäsehochs ein Streit um den Standort der Klingel. Argumentiert wurde ausgerechnet mit der Spielanleitung, um die sie sich selbstverständlich auch stritten. Auf die Anleitung zu pochen, ist schliesslich nur halb so effektiv, wenn man dazu nicht mit einem Papierbündel wedeln kann.

«Da steht es unter Punkt F, Q», rief der eine Knirps aufgeregt. «Nein, das stimmt nicht!», gab seine Cousine zurück. So ging es hin und her und ich musste mir das Lachen ganz schön verkneifen. Irgendwann wurde es mir aber doch zu bunt, und ich fragte: «Aber lesen kann doch keiner von euch beiden, oder?» «Nein», antworteten die Kleinen im Chor. «Gut, dann spielen wir doch einfach weiter und lassen die Klingel, wo sie ist.» «Jaaaa!», riefen beide begeistert, und damit war zumindest die nächste Spielrunde gerettet.