Häusliche GewaltVorwürfe gegen Waadtländer SVP-Nationalrat
Westschweizer Medien berichten, die Partnerin von Nationalrat Michaël Buffat habe sich in eine Institution für gewaltbetroffene Frauen begeben. Der 44-Jährige bezeichnet die Vorwürfe als «Gerücht».
In zwei Wochen werden National- und Ständerat neu gewählt. Der Waadtländer Michaël Buffat will für die SVP nicht nur im Nationalrat verbleiben, er träumt sogar von einer Beförderung in den Ständerat. Buffat tritt mit dem ehemaligen FDP-Staatsrat Pascal Broulis in einer bürgerlichen Allianz zu den Wahlen ins Stöckli an.
Doch seit Samstag haben Buffat und seine Partei ein grosses Problem. Das Medienportal Heidi.news und sein Chefredaktor Serge Michel erheben den Vorwurf, der 44-jährige Buffat sei gegenüber seiner Ehefrau gewalttätig geworden. Die Frau habe sich in einer Lausanner Vorortsgemeinde in ein Frauenhaus begeben, eine Institution für Opfer häuslicher Gewalt. Heidi.news stützt sich auf vier anonyme Quellen, die von «Streitigkeiten» und «unerträglichen Spannungen» sprechen.
Vorfall schon im Jahr 2015
Zudem greift Heidi.news einen Vorfall aus dem Jahr 2015 wieder auf, der zumindest in Teilen bekannt war. Er passierte zur Zeit, als Buffat erstmals in den Nationalrat gewählt wurde. Damals war Buffat von seiner damaligen Partnerin, die nicht seine heutige Ehefrau ist, wegen Belästigung und häuslicher Gewalt angezeigt worden. Erstmals ist nun publik geworden, was die Partnerin damals gegenüber der Staatsanwaltschaft ausgesagt hat. Heidi.news zitiert aus dem Aussageprotokoll und berichtet über die Anschuldigung wiederholter Schläge und von einer Bedrohung mit einer Schusswaffe, als die Frau Buffat verlassen wollte. Mit dem Argument, die Frau habe ihre Strafanzeige nicht innert drei Monaten erstattet, erliess die Staatsanwaltschaft am 2. März 2016 eine Nichteintretensverfügung.
«Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass ich einen Schritt zurücktreten muss, um mit meiner Familie und meinem Umfeld die Situation zu bewältigen.»
Buffat hat am Samstag auf den Medienbericht mit einer persönlichen schriftlichen Stellungnahme reagiert. Darin betont der 44-Jährige, keine Medienanfragen beantworten zu wollen: Der Medienbericht «greift einen Fall aus einem eingestellten Strafverfahren aus dem Jahr 2015 auf und geht Gerüchten nach, die mein Privatleben betreffen. Das Verbreiten von Gerüchten über mein Privatleben erfordert bei mir ein Nachdenken darüber, was mir wichtig ist. Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass ich einen Schritt zurücktreten muss, um mit meiner Familie und meinem Umfeld die Situation zu bewältigen.»
Getrennt, aber in Kontakt
Diese Redaktion sprach mit Buffat noch vor dem Versand seiner Stellungnahme. Er sei «schockiert», sagte er. Journalisten seien ihm und seiner Ehefrau schon seit längerem nachgelaufen. Er könne bestätigen, dass sie getrennt seien und jeder seinen eigenen Wohnsitz habe, aber sie verstünden sich gut. Es treffe im Übrigen nicht zu, dass seine Frau eine Institution für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen aufgesucht habe.
«Michaël Buffat hat uns in Gesprächen versichert, dass es aktuell keine Strafanzeige und keine Strafuntersuchung gegen ihn gibt.»
Kevin Grangier, Präsident der SVP Waadt, sagte auf Anfrage dieser Redaktion: «Michaël Buffat hat uns in Gesprächen versichert, dass es aktuell keine Strafanzeige und keine Strafuntersuchung gegen ihn gibt. Wenn es diesbezüglich eine Veränderung gibt, müssen wir den Fall wieder anschauen.» Man nehme den Medienartikel ernst, aber brauche Zeit, Klarheit zu schaffen und die Dinge zu analysieren.
Klarheit verlangt offenbar auch die Waadtländer FDP von der SVP. Deren Präsidentin Florence Bettschart-Narbel, die auf Kontaktversuche dieser Redaktion nicht reagierte, soll in einer parteiinternen E-Mail darauf hingewiesen haben, dass die Vorwürfe für sie unbestätigte Gerüchte seien, zu denen sie derzeit nicht Stellung nehme.
«Ich toleriere keine Gewalt gegen Frauen.»
Céline Amaudruz, Nationalrätin und Vizepräsidentin der SVP Schweiz, zeigte sich bezüglich der Anschuldigungen gegen ihren Partei- und Ratskollegen betroffen. «Ich habe eine sehr klare Linie, ich toleriere keine Gewalt gegen Frauen. Diese Haltung werde ich nicht ändern, auch wenn es sich um einen Kollegen oder einen Freund handelt», sagte die Nationalrätin dieser Redaktion.
Sie sei bereit, «sehr strenge Massnahmen zu ergreifen, wenn sich die Informationen erhärteten», auch wenn es Aufgabe der Waadtländer Sektion der Partei sei, über die Kandidatur von Michaël Buffat oder einen möglichen Parteiausschluss zu entscheiden. Dass sich diese Situation negativ auf das Wahlresultat der SVP auswirken könnte, war am Samstag ihre zweite Priorität. «Die Situation ist vor allem für die Opfer katastrophal, ich bin für sie da», sagte Céline Amaudruz.
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