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Meinung

Gut, gibt es den Videobeweis

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Es klingt wie eine Meldung aus dem Propagandabüro. Von 1000 Schiedsrichter-Entscheidungen werden an dieser WM im Schnitt 993 richtig gefällt. Das haben vor dem Wochenende der Schweizer Massimo Busacca und der Italiener Pierluigi Collina behauptet.

Die früheren Spitzenschiedsrichter führen die Fifa-Referees in Russland als Chefs an. Am Freitag zogen sie Bilanz nach 48 Vorrundenpartien unter dem Einfluss des Videoschiedsrichters. Ob die nordkoreanisch anmutenden Zahlen stimmen, spielt dabei gar keine Rolle. Wesentlich für die Beurteilung der Schiedsrichterleistungen ist die Quote bei wegweisenden Urteilen: Tor oder kein Tor, Foul oder regelkonformer Zweikampf, Offside oder nicht. Der sogenannte Video Assistant Referee (VAR) wird ohnehin nur bei torentscheidenden Szenen eingesetzt – oder um Spielerverwechslung vorzubeugen.

Auch die Schweizer im Glück

Es gab an dieser WM bisher Urteile, die überhaupt keinen Sinn ergaben. Bei völlig bedeutungslos gewordenen Spielen wie Ägypten gegen Saudiarabien, als der Schiedsrichter auch nach Videostudium an einem ungerechtfertigten Penalty für die Saudis festhielt. Aber auch in Begegnungen, die über das Weiterkommen entschieden. Unter anderem hatten die Schweizer Glück, als der Videoschiedsrichter nach einem klaren Penaltyfoul von Lichtsteiner und Schär gegen Serbiens Mitrovic nicht eingriff.

Der Videoschiedsrichter hat die Anweisung, nur bei klaren Fehlentscheidungen einzugreifen. In dieser schwammigen Fifa-Vorgabe liegt das grösste Problem des Systems. Es ist häufig Ermessenssache, ob ein klarer Irrtum vorliegt. Nicht im Fall von Lichtsteiner und Schär gegen Mitrovic, da hat der Referee im Moskauer Kontrollraum schlicht versagt. Daneben aber sind im Fussball viele Fälle nicht schwarz oder weiss, sondern grau. Auch hier profitierte die Schweiz einmal – Zubers Schubser vor dem 1:1 gegen Brasilien war dem Videoschiedsrichter nicht foul genug, um einzugreifen.

Viele Fehlentscheide verhindert

In der Theorie sagen Fussballfreunde gern, dass auf diesem Niveau alle entscheidenden Fehler eliminiert werden müssten, es gehe einfach um zu viel. In der Praxis diskutieren wir allerdings am liebsten stundenlang über die Streitfälle. Wir würden es vermissen, könnten wir das nicht tun.

Naturgemäss erhalten jetzt auch die wenigen groben Fehler sowie die kritischen Entscheidungen im Graubereich fast alle Aufmerksamkeit. Dabei geht fast vergessen, dass der VAR viele Fehlentscheide verhindert hat.

335 Aktionen haben die Videoschiedsrichter in den 48 Gruppenspielen untersucht, 17-mal wurde danach tatsächlich ein Entscheid vom Schiedsrichter auf dem Rasen überprüft und 14-mal auch korrigiert. 7 von 24 Penaltys der Gruppenphase wurden nur dank der Hilfe der TV-Bilder zugesprochen. Dank dem VAR werden auch Schwalben entlarvt, mögliche Offsidepositionen kontrolliert und Tacklings korrekt beurteilt.

Der VAR hat auch über das Glück und Unglück von Mannschaften bestimmt. Ohne ihn wäre vielleicht Deutschland noch im Turnier, weil Südkoreas korrektes 1:0 zuerst nicht anerkannt worden war. Und so gilt das Fazit: Der Videoeinsatz hat das Turnier nicht fehlerfrei, aber fairer gemacht. Wenn es so weitergeht, ist er ein Gewinn.