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Raab boxt nochmals gegen Regina Halmich
Trümmermann, von Frau verdroschen

German TV presenter Stefan Raab, right, fights against German female boxing champion Regina Halmich in Cologne, Germany, Friday, March 30, 2007. The pair fought in the televised rematch six years after Raab lost a previous fight against Halmich. Raab lost the current fight after six full rounds. (AP Photo/Hermann J. Knippertz)
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Es geschah in der Nacht zum Ostersonntag bei einem 20. Geburtstag. Die beiden jungen Männer waren ziemlich bedient, sie hatten sich unter Einfluss von reichlich Alkohol ineinander verkeilt. Genau ist der Tathergang im Haus der Bekannten nicht zu rekonstruieren, da auch die anderen Gäste bei der Party nebenan stimmungsmässig schon deutlich over the top waren. Jedenfalls ergab ein böses Wort das andere, bis die zwei am Boden lagen, der eine mit zerbrochener Brille und Bisswunden, der andere mit Druckstellen am ganzen Körper, die erst am kommenden Tag ihre volle Blüte entfalten sollten.

Es ist das Privileg der Jugend, der Dummheit freien Lauf zu lassen. Einer der beiden Prügelknaben, der nach dem Vorfall von uns medizinisch und psychologisch betreut wurde, konnte sich den Ausraster am nächsten Morgen trotzdem gar nicht erklären: Er sei doch so ein friedfertiger Mensch! Empathisch, aber auch fit, dank veganer Ernährung und Taekwondo, erzählte er – da habe er wohl nicht an sich halten können. Die Wut auf seinen Gegner war noch da, aber man spürte auch seine Scham, die buchstäbliche Niedergeschlagenheit, die oft mit einem schweren Kater einhergeht. Und wenn man ihn so ansah, musste man einfach Mitleid mit ihm haben. Es ist gar keine schöne Sache, eins in die Fresse zu bekommen.

Wohlgepolsterte Knochen

Es sei denn, man heisst Stefan Raab und lacht sich bei dem Gedanken ins Fäustchen, mit einem Show-Kampf noch mal richtig Geld zu verdienen. In dieser Woche hat der Entertainer und Fernsehproduzent angekündigt, ein weiteres Mal mit seiner alten Gegnerin, der früheren Boxweltmeisterin Regina Halmich, in den Ring zu steigen. Am 14. September soll das Spektakel in Düsseldorf stattfinden, ein VIP-Ticket kostet 250 Euro. Schon jetzt ist das Getöse im Netz beträchtlich, Halmich gegen Raab, die sehnige Athletin gegen das Grossmaul: Diesen Boxkampf gab es bereits 2001 und 2007. Beim ersten Aufeinandertreffen brach Halmich dem Entertainer die Nase, beim zweiten Mal versuchte sie zwar, die Wucht ihrer Fausthiebe zu mässigen, doch Raab sah am Ende dennoch aus wie eine Fleischtomate, die in der Mikrowelle zerplatzt ist. Ein Trümmermann, verdroschen von einer Frau. Mit masochistischem Grinsen wankte er aus dem Ring.

Warum sich der 57-jährige Raab das noch einmal antut? Anders als die beiden eingangs erwähnten Kombattanten hat er seine Emotionen im Griff. Und er wird auch nicht gedemütigt und niedergeschlagen aus diesem Kampf hervorgehen. Raab wird seine vom guten Essen wohlgepolsterten Knochen hinhalten und die Theatralik des Augenblicks geniessen; wahrscheinlich wird Regina Halmich auch gnädiger mit ihm umgehen als in den wilden Nullerjahren. Auf so einen morschen Sack drischt man ganz behutsam ein, damit er nicht gleich in Fetzen hängt. Das Publikum wird sich wie üblich der Schadenfreude hingeben und alles tausendfach kommentieren. Und Raab wird tun, was er am besten kann: das Gebiss entblössen und grinsen.

Das hat übrigens der junge Mann am Ostersonntag, der mit den Bisswunden, gar nicht erst versucht. Ihm war vielmehr zum Heulen zumute, als ich ihn nach Hause fuhr.