175. Geburtstag der modernen SchweizBundes-Bern öffnet Türen für die Bevölkerung
Am Wochenende feiert der Bund das Jubiläum der Schweizer Verfassung. Das Geschenk an die Bevölkerung: ein Einblick hinter die Kulissen. Was es zu sehen gibt.
Für einmal hinter die Kulissen der Macht schauen. Für einmal das Bundesratszimmer von innen sehen. Für einmal in der Nationalbank einen echten Goldbarren anfassen. Für einmal mit eigenen Augen sehen, welche skurrilen Geschenke die Bundesratsmitglieder auf ihren Auslandsreisen bekommen.
All das ist diesen Samstag und Sonntag möglich, wenn in Bern alle wichtigen Bundesinstitutionen im Rahmen der «Offenen Bundesmeile» ihre Türen öffnen. «Das gab es in der Geschichte der Schweiz noch nie. Und vielleicht wird es einmalig bleiben», sagt Andreas Schilter von den Parlamentsdiensten, der Verantwortliche des Anlasses.
Der Grund dafür ist der 175. Geburtstag der modernen Schweiz, das Jubiläum der Bundesverfassung von 1848, das dieses Jahr gefeiert wird.
«Das gab es in der Geschichte der Schweiz noch nie. Und vielleicht wird es einmalig bleiben.»
Der eigentliche Festakt am 12. September wird im Parlament gefeiert werden, mit einem kleineren Volksfest am Nachmittag. Die «Offene Bundesmeile» hingegen, der erste grosse Anlass im Jubiläumsjahr, ist ganz an die breite Öffentlichkeit gerichtet. So können die Bürgerinnen und Bürger den Geburtstag der Schweiz feiern, noch bevor ihre Politikerinnen und Politiker dies tun.
Für 17.50 Franken nach Bern
Egal, ob die Menschen aus dem Toggenburg anreisen oder aus dem Puschlav: Ein Spezialbillett der SBB für die Hin- und Rückfahrt kostet an diesem Tag mit Halbtax eidgenössisch einheitlich 17.50 Franken; der Preis ist angelehnt an die Jubiläumszahl 175.
Das Parlamentsgebäude mit dem National- und dem Ständeratssaal und mit der mächtigen Statue mit den drei Eidgenossen ist natürlich offen. Hier moderiert der Satiriker Michael Elsener Gespräche mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, Bundespräsident Alain Berset und mit den beiden Ratspräsidenten – und bietet selbst eine «Nationalrats-Comedy-Show». Daneben erfahren die Besuchenden, wie in den Kommissionen Gesetze entstehen, oder können einmal selbst versuchen, eine Ratsdebatte zu protokollieren.
Auch alle sieben Departemente machen mit. In ihren jeweiligen Amtssitzen entlang der Bundesgasse bieten sie unzählige Ausstellungen, Filme und Vorträge. So zeigt Karin Keller-Sutters Finanzdepartement, wie im noblen Amtssitz Bernerhof, einem ehemaligen Hotel, heute ausländische Staatsgäste bei Banketten verwöhnt werden. Guy Parmelins Wirtschaftsdepartement präsentiert «Schweizer Erfindungen, die die Welt veränderten». Viola Amherds Nachrichtendienst erklärt in einer Ausstellung, wie die Geheimdienstmethoden sich im Lauf der Geschichte entwickelt haben. Und, und, und.
Inside Bundesratszimmer
Zum Teil sitzen die Menschen, die hier arbeiten, selbst in ihren Büros und beantworten die Fragen der Besuchenden. Im Bundeshaus West kann sogar das «Chalet fédéral» betreten werden, das legendenumwobene Zimmer, in dem die Landesregierung ihre wöchentlichen Sitzungen abhält. Auch die Nationalbank und das bundeseigene 5-Stern-Hotel Bellevue, ganz am Ende der Bundesmeile gelegen, öffnen ihre Türen.
Im Medienzentrum des Bundes wiederum kann man auf jenen orangen Stühlen Platz nehmen, auf denen Journalisten während der Corona-Pandemie vor laufenden Fernsehkameras mehrmals wöchentlich die Bundesratsmitglieder mit Fragen gelöchert haben.
Der grosse Vorteil an Berns Kleinräumigkeit ist, dass all diese Gebäude der Macht nahe beieinanderliegen. Die «Bundesmeile» erstreckt sich entlang der Bundesgasse und ist nur rund 400 Meter lang.
Armbrustschiessen im Parlament
Auch die Kinder sollen auf ihre Kosten kommen. Im Parlament können sie sich Tattoos kleben, an einem Malwettbewerb teilnehmen oder Armbrustschiessen. Draussen zeigen die Diensthunde des Zolls ihr Können. Auf dem Bundesplatz gibt es eine «Familienzone», und auch das Wasserspiel ist in Betrieb. «Baden ist erwünscht», sagt Projektleiter Schilter.
Die Sicherheit des Monsteranlasses ist eine Herausforderung für das Bundesamt für Polizei (Fedpol) und die Berner Kantonspolizei. Besuchende, die über 16 Jahre alt sind, müssen bei allen Zugängen einen amtlichen Ausweis vorzeigen und eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen durchlaufen. Sollte es zu Wartezeiten kommen, gibt es im Aussenbereich verschiedene Bühnen, auf denen Musik und Show geboten werden.
Wie viele Menschen kommen werden, sei schwierig zu sagen, sagt Schilter. Die Infrastruktur sei ausgelegt auf je 25’000 Besuchende an beiden Tagen. Total werden 800 bis 1000 Menschen für die «Offene Bundesmeile» im Einsatz stehen.
Offene Bundesmeile: Samstag, 1. Juli, 13 bis 21 Uhr; Sonntag, 2. Juli, 9 bis 18 Uhr. Detailliertes Programm auf 1848-parl.ch. Personen über 16 Jahre brauchen einen amtlichen Ausweis.
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