Grossangriff am «Super Tuesday»
Michael Bloomberg ist überzeugt, Donald Trump zu schlagen. Doch in seiner Partei gibt es grosse Widerstände. Wie stehen seine Chancen als Präsidentschaftskandidat?

Der «kleine Michael» werde scheitern, nachdem er «eine Menge Geld» ausgegeben habe, spottete Donald Trump auf Twitter schon vor Wochen über Michael Bloomberg, den neuen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten. «Er hat nicht die Magie, um gut abzuschneiden», höhnte der US-Präsident weiter. Die beiden New Yorker verbindet eine gegenseitige Abneigung. «Unglücklicherweise haben wir einen Präsidenten, der in der Wirtschaft versagte und nun beim Regieren versagt», sagte Bloomberg, New Yorks früherer Bürgermeister. Mit einem Vermögen von 54 Milliarden Dollar lässt der Medienunternehmer Bloomberg den angeblich dreifachen Immobilienmilliardär Trump arm aussehen.
«Ich glaube, ich würde Donald Trump schlagen», liess Bloomberg letzten März verlauten. Trotzdem verzichtete er damals auf eine Kandidatur, «weil es schwierig ist, im grossen Feld der Demokraten die Nominierung zu schaffen». Der 77-Jährige tritt nun doch an, weil er mit den aktuellen Kandidierenden nicht zufrieden sein soll. Joe Biden schwächle, und Elizabeth Warren sei zu links, heisst es aus Bloombergs Umfeld, wie die «New York Times» berichtete.
Bloomberg präsentiert sich den Demokraten als «neue Alternative» – und als einziger Kandidat, der Trump besiegen kann. Sein erstes Kampagnenvideo thematisiert Bloombergs Wirken als «Jobschaffer, Leader und Problemlöser». Dabei verweist er auf seine Erfahrung als Unternehmer und Bürgermeister. «Ich kann gewinnen und führen», sagt Bloomberg in seiner Wahlbotschaft. «Wir können uns vier weitere Jahre mit Donald Trumps rücksichtslosem und unethischem Handeln nicht leisten.» Zum Start steht seine Kampagne unter dem Motto «Amerika wieder aufbauen».
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Die Präsidentschaftskampagne von Michael Bloomberg ist angelaufen. Quelle: Youtube/Bloomberg
Bloomberg vertritt Anliegen, die in seiner Partei populär sind, so zum Beispiel Klimaschutz, Kampf gegen Waffengewalt sowie höhere Steuern für Reiche. Als moderater Demokrat, der zudem früher Republikaner war und damit auch Wählende rechts der Mitte ansprechen könnte, hätte Bloomberg durchaus intakte Chancen gegen den Amtsinhaber im Weissen Haus. Vor dem Wahlkampf gegen Trump muss er jedoch die nach links tendierende Parteibasis der Demokraten von sich überzeugen. Und das dürfte alles andere als einfach werden, denn es gibt teils heftigen Widerstand.
In ersten Analysen von Politexperten werden Bloomberg eher kleine Chancen im Nominierungsverfahren eingeräumt. Bloomberg stehe bei seiner Kandidatur vor grossen Hindernissen, meint etwa die «New York Times». Ähnlich sieht es die Politwebsite «FiveThirtyEight»: «Die Nominierungschancen sind nicht sehr gut.» Bloomberg könne Trump schlagen, kommentiert die «Los Angeles Times», «aber kann er auch Elizabeth Warren schlagen?»
Im sogenannten progressiven Lager der Demokraten kommt Bloombergs Kandidatur nicht gut an. Der erneute Präsidentschaftskandidat und Senator Bernie Sanders, der wie die aufstrebende Senatorin Warren zu den Favoriten der Parteilinken gehört, hat sich prompt kritisch zu Wort gemeldet: «Wir glauben nicht, dass Milliardäre das Recht haben, sich Wahlen zu kaufen. Multimilliardäre wie Michael Bloomberg werden nicht sehr weit kommen.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Bei Teilen der Demokraten gilt Bloomberg als zu reich, zu wenig links, zu alt. Zudem hat er mit Altlasten aus seiner Zeit als Bürgermeister von New York zu kämpfen. In seiner Amtszeit gab es die Polizeitaktik «Stop and frisk» («Anhalten und Filzen»), die sich mehrheitlich gegen Afroamerikaner und Latinos richtete und daher als rassistisch kritisiert wurde. Erst kürzlich hat sich Bloomberg für das damalige Polizeivorgehen entschuldigt, denn für eine erfolgreiche Kandidatur braucht er die Unterstützung der Afroamerikaner und Latinos.
Aus dem linken Lager dürften wenige Wähler zum Milliardär überlaufen. Mit seiner Kandidatur bedrängt Bloomberg vor allem die moderaten Präsidentschaftsbewerber, allen voran Joe Biden. Der frühere Vizepräsident von Barack Obama gilt bisher als aussichtsreichster Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Ein richtiger Frontrunner ist Biden aber nicht. Seine bisherige Kampagne vermag nicht zu überzeugen.
Grossangriff am «Super Tuesday» vom 3. März
Im Vergleich zu den anderen 17 Kandidierenden beginnt Bloomberg seinen Wahlkampf sehr spät. Er hat allerdings den Vorteil, dass er mehr als genug Geld besitzt. 35 Millionen Dollar sind bereits für TV-Wahlwerbung eingeplant. Dazu kommen 100 Millionen für Anti-Trump-Anzeigen in sozialen Netzwerken, die sich an Wählende in den Swing States richten. Das sind kleine Beträge für den laut «Forbes» neuntreichsten Menschen der Welt und erst der Anfang einer Geldschlacht. Laut einem Berater wird Bloomberg «das ausgeben, was nötig ist, um Trump zu besiegen». Zuvor müsste er aber im Sommer 2020 von den Demokraten nominiert werden. In Umfragen liegt er nur bei vier Prozent. Zur Erinnerung: Trumps Präsidentschaftskandidatur für die Wahlen von 2016 galt anfänglich auch als aussichtslos.
Gemäss Medienberichten verzichtet Bloomberg auf die ersten vier Vorwahlen, die am 4. Februar 2020 in Iowa beginnen. Offensichtlich konzentriert er sich auf einen – wohl sehr teuren – Grossangriff am «Super Tuesday» vom 3. März, wenn in 16 US-Bundesstaaten, darunter Kalifornien und Texas, Vorwahlen abgehalten werden. Falls Bloomberg am «Super Tuesday» sehr erfolgreich abschneiden würde, könnte er zu einem Spitzenkandidaten der Demokraten avancieren. Damit würde er seinem Ziel – der Nomination für die Präsidentenwahl 2020 – näherkommen.
----------
Podcast: «USA: Entscheidung 2020»
Hören Sie sich die neuste Folge vom Podcast «Entscheidung 2020» mit USA-Korrespondent Martin Kilian und Auslandchef Christof Münger auch auf Spotify oder auf iTunes an.
----------
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch