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Meinung

Griechisches Mega-Souvenir
Magnete als Mitbringsel? Deutscher Tourist entschied sich für ein Kulturgut

Grossaufnahme der antiken Säulen des Tempels des Olympischen Zeus in Athen, Griechenland, vor klarem blauen Himmel. Wichtige archäologische Sehenswürdigkeit.
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Grundsätzlich ist es zu begrüssen, wenn Menschen den Dingen, speziell älteren, einen Wert beimessen. Vieles werfen wir weg, nachdem wir es einmal benutzt haben. Etliches entsorgen wir, wenn es einen Defekt hat, anstatt es zu reparieren. Und von anderen Dingen trennen wir uns sogar, obwohl sie noch funktionstüchtig sind, weil sie uns schlicht nicht mehr gefallen. Das Geschirr, von dem wir zehn Jahre lang gegessen haben, passt nicht mehr zum neuen Lifestyle, der alte Schlafzimmerschrank nicht in die neue Beziehung. Und das Smartphone ist technisch noch auf der Höhe, aber es ist eben nicht das neueste Modell.

Also weg mit all dem Zeug. Inzwischen reissen wir sogar Häuser ab, die gerade mal dreissig oder vierzig Jahre alt sind. Eine gigantische Verschwendung von Ressourcen.

Insofern ist es erst einmal nicht verwerflich, dass sich ein 61 Jahre alter deutscher Tourist so sehr für eine antike griechische Säule interessiert hat, dass er es sich zur Aufgabe machte, persönlich für deren Bewahrung zu sorgen. Anstatt sie weiterhin irgendwo in der Gegend herumstehen oder -liegen zu lassen, schutzlos der Witterung ausgesetzt, was selbst an Marmorblöcken nicht spurlos vorbeigeht. Also hat der Mann sie in den Kofferraum seines Autos gepackt. Was hätte diese antike Säule in seiner Heimat nicht alles sein können: ein zu angemessener Geltung gebrachtes Kunstwerk, vielleicht aber auch der Grundstein eines neuen, über viele Generationen hinweg bewohnten Gebäudes.

12 Jahre Gefängnis für Schmuggel von Kulturgütern

Aber egal, welchen Plan der Tourist verfolgte: Daraus wird nichts. Bei einer Kontrolle im Hafen von Patras – der Mann war im Begriff, per Fähre die Heimreise anzutreten – wurde sein Auto kontrolliert, die Säule entdeckt. Und er festgenommen. Wenn es schlecht läuft für den Deutschen, wird er die kommenden zwölf Jahre in Griechenland verbringen. Wogegen per se nichts einzuwenden wäre, solange der Aufenthaltsort eben nicht eine Gefängniszelle ist. Zwölf Jahre, das ist die Höchststrafe, die in Griechenland auf den Schmuggel von Kulturgütern steht.

Der Ertappte leugnet die Tat. Seine Version: Er habe die Säule gekauft, sie sei ausserdem eine Replik. Die Ermittlungen laufen.

Mal angenommen, diese nach einer Ausrede klingende Geschichte würde doch stimmen, die Säule wäre also nie etwas anderes gewesen als ein Souvenir: Worauf müssen wir uns einstellen, wenn der Trend künftig in Richtung Mega-Mitbringsel geht? Wenn uns Verwandte, Freunde und Kollegen nach der Rückkehr aus den Ferien nicht mehr mit Tassen, Kühlschrank­magneten und T-Shirts bedenken, für die man noch irgendwie Verwendung hat, oder mit etwas, das man aufessen oder austrinken kann. Sondern mit Mannshohem und Zentnerschwerem. Zu befürchten steht: Man müsste, um Platz zu schaffen, etwas anderes wegwerfen.