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Gratis-Tampons und -Binden für alle

Ein Thema – auch am Frauenstreik 2019 in Bern. Foto: Raphael Moser
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Menstruieren ist – da sind sich wohl die meisten Frauen einig – nicht gerade das fantastischste aller Gefühle. Ganz abseits von körperlichen Beschwerden kann die Periode aber auch eine absolute Sauerei sein – wann da wie viel kommt, ist nicht für alle Betroffenen einschätzbar. Um also nicht ständig Unterwäsche, Hosen, Stühle oder Betten zu verschmieren, benutzen Frauen Hygieneprodukte. Das kostet.

Für einige Feministinnen ist der Preis für Tampons und Binden, die auch benachteiligten Frauen uneingeschränkt zur Verfügung stehen sollen, ein wichtiges Gleichstellungsthema. Deutschland senkte die Mehrwertsteuer auf Menstruations­artikel von 19 Prozent auf 7 Prozent. Kanada, Irland, Australien oder Kenia befreiten diese Produkte ganz von der Mehrwertsteuer. In der Schweiz wird eine Mehrwertsteuer von 7,7 Prozent erhoben. Der Nationalrat hat entschieden, sie auf 2,5 Prozent zu senken, der Entscheid des Ständerats steht noch aus.

In Schottland ist man viel weiter: Das Parlament hat am Mittwoch beschlossen, Tampons und Binden kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das soll an öffentlichen Orten wie Gemeindezentren, Jugendclubs oder Apotheken geschehen. 24 Millionen Pfund, umgerechnet 30 Millionen Franken, soll das den Staat kosten.

Schlagwort Periodenarmut

Warum sind ausgerechnet Tampons und Binden künftig umsonst zu haben? Warum nicht etwas, das für beide Geschlechter nützlich wäre – etwa Zahnbürsten oder Rasierer?

«Period Poverty», Periodenarmut, ist das Schlagwort, das in Grossbritannien und dort vor allem in Schottland den politischen Diskurs beeinflusst hat. Periodenarmut ist, wenn Frauen nicht genug Geld haben, um sich mit Hygieneprodukten zu versorgen. Und das ist ein grosses Problem für den weiblichen Teil der Bevölkerung. Immerhin macht die Menstruation zusammen-gerechnet durchschnittlich sechs Jahre eines Frauenlebens aus.

Nicht nur in armen Ländern

Zur Armut kommt die Scham: Scham darüber, sich keine richtigen Produkte leisten zu können – und stattdessen Stoffreste benutzen zu müssen. Auch wenn sich in Europa und in den USA bezüglich der Tabuisierung von Menstruation in den vergangenen Jahren einiges getan hat, sind die Periode und alles, was dazugehört, oft noch mit beschämtem Schweigen verbunden.

«Period Poverty» ist nicht nur ein Problem in armen Ländern. Das zeigt eine Studie aus Schottland: 2018 gab dort von mehr als 2000 Frauen jede fünfte an, dass sie Probleme habe, für Hygieneartikel aufzukommen. 22 Prozent der Befragten sagten, dass sie die Binden und Tampons nicht so oft wechseln könnten, wie sie gerne würden. Eine Studie des Kinderhilfswerks Plan stellte 2017 fest, dass eines von zehn Mädchen in Grossbritannien sich keine Hygieneprodukte leisten konnte. Und: Nahezu die Hälfte war wegen ihrer Monatsblutung schon einmal nicht in die Schule gegangen.

Das neue Gesetz in Schottland ist zwar international bahnbrechend, aber im Land nur die Vollendung eines länger verfolgten Plans. Bereits vor zwei Jahren wurde beschlossen, Tampons und Binden an Schulen und Unis gratis zu verteilen. Kaum jemand hat gegen das Gesetz argumentiert. Nur Aileen Campbell von der Nationalpartei brachte diese Idee vor: Menschen von ausserhalb Schottlands könnten einreisen, grosse Mengen an Tampons und Binden einsammeln und im Ausland weiterverkaufen. Das würde man dann wohl Periodenschmuggel nennen.