Neue Berechnung der EmissionenGoogle rechnet das Fliegen umweltfreundlicher
Wer bei Google einen Flug sucht, bekommt auch gleich die klimarelevanten Emissionen angezeigt. Neue Berechnungsmethoden missachten dabei entscheidende Faktoren.
Erlöst uns der amerikanische Techgigant von der Flugscham? Google ändere die Art und Weise, wie es die Klimaauswirkungen von Flügen berechne, und halbiere damit teilweise die Folgen auf die Umwelt, berichtet die BBC. Die grösste Suchmaschine der Welt habe einen wichtigen Faktor der globalen Erwärmung aus ihrem Online-Kohlenstoff-Flugrechner bei der Flugsuche genommen. «Google hat einen grossen Teil der Klimaauswirkungen der Luftfahrtindustrie von seinen Seiten gestrichen», sagt der leitende Wissenschaftler von Greenpeace, Doug Parr, der BBC. Mit einem Marktanteil von über 90 Prozent bei Suchmaschinen von Google habe dies weitreichende Auswirkungen auf die Reiseentscheidungen der Menschen.
Wichtige Faktoren werden ausgeklammert
Seit Juli werden nur noch die CO₂-Emissionen angezeigt. Zuvor wurden noch andere Faktoren – die zur Umweltbelastung durch das Fliegen beitragen – mitgerechnet. Dazu gehörten Kondensstreifen – die laut einer ETH-Studie beim Fliegen schädlicher sind als das CO₂. Die Studie zeigt, dass die dünnen Streifen am Himmel die Erde um bis zu 0,4 Grad erwärmen könnten. Sie erwärmen die Erde stärker als das CO₂, das bei der Verbrennung von Kerosin in die Atmosphäre gelangt: Nur etwas mehr als ein Drittel der Klimawirkung des Fliegens komme vom CO₂. Mehr als die Hälfte komme von den Kondensstreifen.
Laut BBC ist die Luftfahrtindustrie zwar nur für 2 Prozent des weltweiten CO₂-Ausstosses verantwortlich, der Anteil am menschengemachten Klimawandel betrage jedoch 3,5 Prozent.
Der BBC erklärt Google, dass sie fest davon überzeugt seien, dass die Nicht-CO₂-Effekte des Luftverkehrs in seine Berechnungen einbezogen werden sollten. Die Priorität des Unternehmens liege jedoch bei der «Genauigkeit der individuellen Flugeinschätzung», die sie ihren Kunden zur Verfügung stelle. Der Techriese arbeite mit Wissenschaftlern zusammen, um besser einschätzen zu können, wie sich die Kondensstreifen und andere Effekte, auf die Flugreise auswirkten.
Google erklärt, es habe die Änderungen nach Konsultation mit seinen Industriepartnern vorgenommen.
Die Umweltschutzorganisation WWF empfiehlt für die Berechnung der effektiven Auswirkungen auf das Klima, die CO₂-Emissionen, welche bei einem Flug entstehen, mit dem Faktor 3 zu multiplizieren. Unterstützung erhält der WWF von Transport and Environment, einer Dachorganisation, die sich für einen nachhaltigen Verkehr einsetzt. «Die derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisse reichen aus, um festzustellen, dass die Nicht-CO₂-Effekte zwei Drittel der gesamten Klimaauswirkungen des Luftverkehrs ausmachen», schreibt die Organisation auf ihrer Website.
Die Branche zieht mit
Die Änderung von Google werde auf die ganze Reisebranche einen Einfluss haben. Die Methoden von Google werden zum Beispiel von Skyscaner – einem der grössten Onlinereisebüros der Welt mit mehr als 100 Millionen Besuchern pro Monat – übernommen, wie die BBC schreibt. Auch eine Reihe von Onlinereiseveranstaltern wie Booking.com, Expedia und Tripadvisor haben erklärt, dass sie sich an die Änderung von Google halten werden.
Die Nachhaltigkeitsbeauftragte von Google, Kate Brandt, habe gesagt, das Unternehmen wolle «Werkzeuge entwickeln, die es Reisenden und Unternehmen auf der ganzen Welt ermöglichen, der Nachhaltigkeit Priorität einzuräumen», schreibt die BBC.
Doch für Branchenexperten werde genau das Gegenteil passieren. «Ich befürchte, dass die Auswirkungen von Hunderten von Millionen Tonnen CO₂ ignoriert werden, weil sie für die Kunden unsichtbar geworden sind», erklärte Kit Brennan, der Gründer von Thrust Carbon – einem Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Unternehmen dabei zu helfen, die Auswirkungen ihrer Reisen auf das Klima zu reduzieren –, dem britischen Sender. Brennan befürchtet, dass die Verbraucher die Nicht-CO₂-Emissionen als irrelevant betrachten könnten. Was bedeuten würde, dass 1,5 Prozent der durch menschliche Aktivitäten verursachten Erwärmung ignoriert werde.
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