Konkurrenz für ChatGPTGoogle kündigt eigenen Chatbot an – warum Microsoft im Vorteil ist
Der Hype um die schreibende künstliche Intelligenz ist beim Suchmaschinen-Konzern nicht unbemerkt geblieben. Nun lanciert er mit «Bard» einen eigenen Dienst.
«ChatGPT lässt Google alt aussehen!», «ChatGPT ist die Zukunft der Internetsuche», «OpenAI hat, was Google nicht hat»: Schlagzeilen wie diese gingen in den letzten Monaten um die Welt. Genauer seit Anfang Dezember. Da hat OpenAI ChatGPT lanciert (Lesen Sie hier: Der neuste Hype-Chatbot im Test).
Neben Verwunderung und Begeisterung sorgte der Chatbot aber auch mit der einen oder anderen Panne für Schlagzeilen – und mit gigantischen Investments von Microsoft (Dank ihm soll Microsofts Suchmaschine bald Google übertreffen). ChatGPT soll in Microsofts Office-Programme eingebaut werden, dank Zuschüssen in Milliardenhöhe soll OpenAI längerfristig an Microsoft gebunden werden.
Erstaunlich ruhig war es in der ganzen Diskussion rund um Google, die Firma, die in der Vergangenheit mit künstlichen Intelligenzen für Aufsehen gesorgt hat (1:0 für die künstliche Intelligenz). Doch jetzt hat Konzernchef Sundar Pichai in einem Blogbeitrag den eigenen Google-Chatbot «Bard» angekündigt. Dieser würde vorzu und «sehr verantwortungsvoll» der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, heisst es.
Wolkig und theoretisch
Insgesamt bleibt die Ankündigung aber auffällig wolkig und theoretisch. Tatsächlich geht es in dem Beitrag ebenso darum, zu betonen, was Google in den letzten Jahren alles an Grundlagenforschung geleistet hat und wie diese den Boom aktueller Chatbots (ChatGPT nennt Pichai nicht namentlich) erst ermöglicht hat.
So wird man den Eindruck nicht los, dass sich Google vor allem in der Diskussion zurückmelden und skeptische Anlegerinnen und Anleger besänftigen möchte. Denn dass Google die Fähigkeiten und Möglichkeiten hat, solche Technologien zu entwickeln, steht ausser Frage. Nur veröffentlicht haben sie sie bislang eben nur sehr zurückhaltend.
Und da liegt nun der spannendste Punkt und kommt auch Konkurrent-Microsoft wieder ins Spiel. Denn mit den Milliarden-Investments in OpenAI, also eine externe Firma, ist dem einstigen Windows-Konzern ein strategischer Meisterstreich gelungen.
Künstliche Intelligenzen sind ein hochriskantes Geschäft. Einerseits finanziell, weil noch nicht so ganz klar ist, wie man damit Geld verdienen möchte. Andererseits aber vor allem gesellschaftlich: Neue Technologien machen Angst und Fehler.
Wäre dasselbe dem Google-Chatbot Bard passiert, wären Schaden und Ärger für Google immens.
Erst neulich hat sich ChatGPT geweigert, Lobgedichte über Donald Trump zu schreiben. Über Joe Biden aber nicht. Peinlich und ärgerlich für OpenAI. Aber eben nicht für Microsoft. Sie sind ja «nur» Investor. Wäre dasselbe dem Google-Chatbot Bard passiert, wären Schaden und Ärger für Google immens. Das Unternehmen steht mit zahlreichen Verfahren sowieso schon im Blickfeld der Politik, da ist jeder Fauxpas einer zu viel.
Das erklärt, warum Google die letzten Jahre und Monate sehr vorsichtig und zurückhaltend war mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz an prominenten Stellen. Das Risiko, sich die Finger zu verbrennen, ist immens, und das Risiko, das Image von künstlicher Intelligenz auf lange Zeit hinaus zu beschädigen, ebenso. Das überhastete Vorpreschen mit der Google-Brille (Die Idee war gut, die Brille nicht) dürfte den Konzernchefs noch schmerzlich in Erinnerung sein.
Microsoft andererseits kann sich dank der Partnerschaft mit OpenAI entspannt zurücklehnen und schauen, was passiert. Vielleicht kaufen sie die Firma später mal, oder sie entwickeln dann doch alles selber. Google aber muss mit Samthandschuhen operieren und darf sich keine Fehler erlauben.
Wie es mit Googles Plänen rund um künstliche Intelligenz und Bard weitergeht, erfährt man vielleicht schon am Mittwoch. Dann hat der Konzern zu einer Präsentation in Paris geladen. Wir werden berichten.
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