Abfahrt in Val-d’IsèreWas für ein Rennen – die Schweizerinnen sind nicht zu bremsen
Weltmeisterin Jasmine Flury gewinnt vor Joana Hählen und feiert ihren ersten Weltcupsieg in der Königsdisziplin. Gleich vier Schweizerinnen klassieren sich in den Top Ten.
![First-placed Switzerland's Jasmine Flury celebrates her victory on the podium after the Women's Downhill race at the FIS Alpine Skiing World Cup event in Val-d'Isere, in the French Alps, on December 16, 2023. (Photo by Jeff PACHOUD / AFP)](https://cdn.unitycms.io/images/4m_Jzb8I4EVAmg6xrKyKI0.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=gcPjyBmvwBg)
Ihr Zustand? Mässig. Jasmine Flury kränkelt seit geraumer Zeit, was gewiss nicht die beste Voraussetzung ist, um zu performen. Aber wie sagte sie kürzlich so schön: Um zwei Minuten den Berg hinunterzufahren, reiche es schon. Gesagt, getan!
In Val-d’Isère kommt keine an die Bündnerin heran. Und was ihren Sieg noch ein bisschen schöner macht – sie gewinnt mit zwei Zehnteln Vorsprung vor Teamkollegin Joana Hählen, Dritte wird die Österreicherin Cornelia Hütter (+0,24). «Ich bin froh, habe ich letzte Woche pausiert, nur der Husten ist noch da», hält Flury im SRF-Interview fest.
Es ist für die Schweizerinnen der erste Doppelerfolg im Weltcup seit Januar 2022, als Corinne Suter in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen vor Flury reüssierte. Und es ist eine starke Antwort von ihnen, nachdem sie vor Wochenfrist in St. Moritz zu den Geschlagenen gehört haben.
Dabei beginnt das Rennen gerade für Hählen suboptimal. Sekunden vor dem Start hört sie ein Knacken im Reissverschluss ihres Anzuges. «Ich sagte dem Servicemann noch, dass er den Reissverschluss schliessen solle, er meinte: Keine Chance», erzählt sie später. Also fährt die Berner Oberländerin mit offenem Rennanzug – und schafft es dennoch zum fünften Mal auf ein Weltcuppodest. Ausgerechnet in Val-d’Isère, wo sie schon zweimal verletzt abreisen musste. «Ich verbinde eine Hassliebe mit diesem Ort», sagt sie, «aber ich habe aus diesen Erfahrungen gelernt, probierte es einfach zu geniessen, das ist mir gelungen.»
Flurys Materialpoker geht auf
Doch zurück zu Flury. Sie ist bei weitem nicht die Einzige, die mit gesundheitlichen Problemen kämpft. Die Österreicherin Stephanie Venier liegt mit Grippe flach, Sofia Goggia derweil liess die Startnummerauslosung am Freitagabend aus, um ihre Kräfte schonen zu können. Doch die Italienerin, welche die letzten beiden Abfahrten 2020 und 2021 in Val-d’Isère gewann, kann nicht kaschieren, dass ihr die Energie fehlt; sie wird Vierte. Und weil St.-Moritz-Siegerin Mikaela Shiffrin gar nicht erst nach Europa gereist ist, eröffnet das den Konkurrentinnen ganz andere Möglichkeiten.
Gerade die Schweizerinnen nutzen diese: Hinter Flury und Hählen klassieren sich Priska Nufer (6.) und Suter (9.) in den Top Ten. Lara Gut-Behrami (11.), Delia Durrer (15.) und Michelle Gisin (20.) runden das Traumergebnis ab. Und für Flury ist es eine weitere Bestätigung, eben kein «One-Hit-Wonder» zu sein. Das wurde da und dort gemunkelt, als sie in Méribel in der Königsdisziplin Weltmeisterin geworden war. Weil Flury eben keine regelmässige Podestfahrerin ist. Aber in Val-d’Isère schafft sie es zum dritten Mal auf ein Weltcuppodium, zum ersten Mal darf sie sich dabei in der Abfahrt auf das oberste Treppchen stellen.
Und irgendwie ist es für die 30-Jährige an diesem Prachtstag in den französischen Alpen auch ein Déjà-vu. Denn bereits nach Méribel war sie nicht fit angereist, machte sich entsprechend wenig Druck und schlug dann zu. Im Sommer hat Flury dann bewusst Tempo rausgenommen, sie bestieg einen Berg und reiste mit einer Kollegin und deren Hunden durch Korsika. Darüber hinaus wechselte sie ihre Skimarke – ausgerechnet nach dem grössten Triumph. Nun fährt sie auf Kästle-Ski, die einst einen gewissen Primin Zurbriggen von Sieg zu Sieg fahren liessen. Nun lässt sich festhalten: Der Materialpoker ist aufgegangen.
Überschattet wird das Rennen vom schweren Sturz der Kanadierin Stefanie Fleckenstein. Nach einem Verschneider bei der Zieleinfahrt sorgen ihre Schreie für geschockte Gesichter. Um sie pflegen zu können, wird das Rennen länger unterbrochen.
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