16 Verträge laufen ausGoalie, Torjäger, Publikumsliebling – verliert GC die wichtigsten Spieler?
Leistungsträger wie André Moreira, Hayao Kawabe oder Petar Pusic sind nur noch bis Sommer angestellt. Es kommen unruhige Zeiten auf die Grasshoppers zu.

Als GC am Mittwoch auf den FC Basel traf, sass einer auf der Bank, der das sonst selten tun muss: Goalie André Moreira. Weil Cup war, spielte sein Ersatz Justin Hammel. Und doch war Moreira bei diesem 3:5 präsent.
Als seine Mitspieler, sie lagen 1:2 zurück zur Pause, in die Garderobe schlichen, war Moreira da fürs Schulterklopfen. Er nahm Filipe de Carvalho kurz in den Arm, er klatschte mit Justin Hammel ab, dem Goalie, der für ihn spielte. Alles gut, ihr schafft das noch. Moreira, der Leader.
In Momenten wie diesen veranschaulicht Moreira, zu was er sich bei den Grasshoppers entwickelt hat. Er ist einer der Chefs dieses Teams, selbstbewusst, wortgewandt, aber auch recht unterhaltsam, das macht ihn zum beliebten Goalie, Fehler wie zuletzt jener gegen die Young Boys können ihn nicht erschüttern.
Moreira ist wichtig für GC, GC ist wichtig für Moreira, hier, so sagte er es in einem Interview mit dieser Zeitung einmal, hat er die Freude am Fussball wiedergefunden. Aber bald müssen die Grasshoppers über die Zukunft ihres Goalies entscheiden. Der Vertrag des Portugiesen läuft im kommenden Sommer aus. Und nicht nur seiner.
Einige sind Ergänzungsspieler – andere ungemein wichtig
Es gab Zeiten, da war 2023 weit weg. 2020 oder 2021 zum Beispiel. Da unterschrieben bei den Grasshoppers viele Spieler Verträge. Nun, da ungemütliche Zeiten anstehen, scheint es, als hätte man damals sorglos das aktuelle Jahr in die Arbeitspapiere geschrieben, was kümmert mich heute schon, was morgen passiert? Das führt nun zu folgender Konstellation:
André Moreira: 2023. Hayao Kawabe: 2023. Bendeguz Bolla: 2023. Christian Herc: 2023. Petar Pusic: 2023. Georg Margreitter: 2023. Noah Loosli: 2023. Guilherme Schettine: 2023. Tsiy Ndenge: 2023. Für Lesende, die dem Grasshopper Club nicht besonders nahestehen: Das ist so etwas wie das Who is Who des Teams.

Hinzu kommen mit Li Lei, Shkelqim Demhasaj, Nadjack, Teruki Hara, Leonardo Uka, Lévi Ntumba und Jeong Sang-bin einige Ergänzungsspieler. Die 16 Namen schossen 34 der 84 GC-Tore in den letzten eineinhalb Super-League-Saisons. Hierzu muss man noch wissen, dass die Schützen weiterer 26 Tore in diesem Zeitraum den Verein schon vor dieser Saison verlassen haben.
Nicht bei allen betroffenen Spielern ist die Situation gleich. Klar ist, dass zum Beispiel Li und Demhasaj wenig Argumente für eine Verlängerung mitbringen. Ntumba ist der Ersatz des Ersatzgoalies und kommt vor allem in der U-21 zum Einsatz. Uka war zuletzt an Schaffhausen ausgeliehen, kam aber nicht auf viel Spielzeit.
Dann sind da die Leihspieler der Wolverhampton Wanderers: Kawabe, Bolla und Jeong. Die gute Nachricht für GC ist, dass die Wolves trotz Abstiegssorgen kaum grosses Interesse daran haben werden, die Spieler in ihr Team zu holen, da die Premier League für sie mindestens eine Nummer zu gross scheint. Das schürt zumindest in den Fällen von Bolla und Kawabe die Hoffnung, dass sie doch bleiben könnten. Eine Option haben sie allerdings nicht in ihren Verträgen stehen. Es ist daher auch möglich, dass Wolverhampton sie anderswo hin ausleiht oder ganz abgibt. Jeong konnte sich bei GC nie durchsetzen.
Und von Fosun ist nicht viel zu erwarten
Moreira, Herc, Pusic und Ndenge gehören fix GC, sie haben Verträge mit Optionen für jeweils ein weiteres Jahr, die Gespräche laufen. Es müsste im Interesse des Clubs sein, die Spieler zu behalten, Moreira und Ndenge sind unbestrittene Stammspieler, Herc in Form ein Gewinn und der wegen Long Covid weit zurückgeworfene Pusic Publikumsliebling.
Bleiben Margreitter, Loosli, Nadjack, Schettine und Hara. Der Österreicher dürfte GC verlassen, er war zuletzt oft verletzt und ist auch dann nicht mehr gesetzt, wenn er fit ist. Loosli könnte sich wie der langzeitverletzte Nadjack mit einer guten Rückrunde eine Vertragsverlängerung verdienen. Schettine und Hara sind ausgeliehen, für beide hat GC eine Kaufoption.

Zusammengefasst: Bernt Haas hat einiges an Arbeit vor sich. Er ist seit Sommer Sportchef, in dieser Zeit wurden nur sechs Spieler verpflichtet, einzig Hara und Ndenge gehören zu den 16 erwähnten Namen. Trotzdem ist es an Haas, mit den Spielern Lösungen zu finden.
Wichtig sind bei der Kaderplanung auch die Launen von Fosun, dem milliardenschweren Konglomerat, das GC (indirekt) besitzt. Das Unternehmen hat massive Schulden und muss nach wie vor Vermögenswerte veräussern. Zuletzt wurde die Deutsche Bank damit beauftragt, die Rückversicherungsgesellschaft Peak Re zu verkaufen. Auch das indische Unternehmen Gland Pharma soll für mehrere Milliarden neue Besitzer finden, dazu wurden grosse Anteile an verschiedenen chinesischen Stahlherstellern abgegeben.
Die Grasshoppers sind im riesigen System Fosun mit über 60 Unternehmen in 16 Ländern von eher geringer Bedeutung. Aber sie sind auch ein Minusgeschäft, für die drei Saisons unter chinesischem Besitz ist bereits mit 25 Millionen Franken Verlust zu rechnen. Entsprechend ist davon auszugehen, dass auch im Sommer nicht die ganz grossen Transfers getätigt werden. Eher finden wohl wieder viele Leihspieler den Weg nach Zürich. Vielleicht aus Wolverhampton, aber auch dort gibt es eine Hürde: Die Fifa führte kürzlich die Regel ein, dass nur noch drei Spieler vom gleichen Verein geliehen werden können.
Die Neuen werden von solchen empfangen, die den Verein schon kennen und im Idealfall für ihn leben. Bei GC macht das Amir Abrashi. Noch vor wenigen Tagen stand auch sein Name auf der Liste mit den auslaufenden Verträgen. Aber der Captain bleibt, sein neuer Kontrakt läuft bis 2024.
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