Glückskette sammelt über 6 Millionen Franken
In Indonesien schwindet die Hoffnung, Überlebende zu finden. Die Glückskette hat einen Spendentag für die Opfer durchgeführt.
Die Glückskette organisierte am Freitag einen nationalen Sammeltag für die Opfer des Erdbebens und Tsunamis auf der indonesischen Insel Sulawesi. Am Abend meldete die Organisation einen Spendeneingang von rund 6,2 Millionen Franken.
Gesammelt wurde seit Freitagmorgen um 6 Uhr. In den Sammelzentralen Zürich, Genf, Lugano und Chur nahmen insgesamt rund 500 Freiwillige an Telefonen von 6 bis 23 Uhr die Spendenversprechen entgegen. Auch online konnte gespendet werden.
Wer sich in Zürich per Telefon meldete, hatte die Chance, einen Bundesrat an den Draht zu bekommen. Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann hatte nämlich im Vorfeld zugesagt, in Zürich Spendeversprechen via Telefon entgegenzunehmen. Mit den gesammelten Geldern will die Glückskette in erster Linie Projekte der Partnerhilfswerke ADRA, Caritas Schweiz, Heks, Solidar Suisse und Schweizerisches Rotes Kreuz (SRK) unterstützen, schreibt das Hilfswerk.
Uno-Nothilfebüro braucht 50 Millionen
Mehr als 190'000 Menschen sind nach dem Erdbeben in Indonesien nach Schätzungen mindestens für die nächsten drei Monate auf Hilfe angewiesen. Das Uno-Koordinationsbüro für humanitäre Hilfe (Ocha) braucht dafür 50,5 Millionen Dollar, wie es am Freitag in Genf berichtete.
Es will damit Strassen, Trinkwasser- und Abwassersysteme sowie Häuser reparieren oder neu bauen, vorübergehende Auffanglager für Obdachlose betreiben und die Menschen medizinisch und mit Nahrungsmitteln versorgen.
1000 Häuser sollen in Erdloch verschwunden sein
Eine Woche nach den Erdbeben und dem Tsunami auf der indonesischen Insel Sulawesi ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 1558 gestiegen.
Internationale Hilfe komme zwar an, wegen der zerstörten Infrastruktur könne sie aber noch nicht alle bedürftigen Menschen erreichen, teilte der Sprecher des nationalen Katastrophenschutzes in Indonesien, Sutopo Nugroho am Freitag mit. Elf Länder, darunter die Schweiz, Australien, Grossbritannien und die USA hätten bisher Flugzeuge mit Hilfsgütern in die betroffenen Gebiete gesendet.
Indonesien nimmt nach Angaben des Katastrophenschutzes nur Hilfe in Form von Zelten, Wasseraufbereitungsanlagen, Generatoren und medizinischer Unterstützung an.
Seit Tagen wurden keine Überlebenden mehr unter den Trümmern entdeckt. Am heutigen Freitag läuft eine vorläufige Frist für die Rettungseinsätze ab. Danach gelten die Chancen als sehr gering – und viele traumatisierte Familien dürften allmählich traurige Gewissheit haben.
Die Zahl der Toten nach den Erdbeben und dem Tsunami in Indonesien könnte noch um mehr als 1000 steigen. In der Stadt Palu seien im Ortsteil Balaroa nach den Beben vor einer Woche rund 1000 Häuser in eine Art Erdloch gefallen, sagte der Sprecher des nationalen Rettungsdienstes, Yusuf Latief, am Freitag.
Der Ortsvorsteher von Balaroa habe angegeben, es könne dort noch mehr als 1000 Vermisste geben.
Schweiz schickt 900 Kilo Material
Die Schweiz schickte am Donnerstag ein zweites Team mit fünf Experten und 900 Kilogramm Hilfsmaterial ins Katastrophengebiet los. Die Spezialisten würden dringend benötigte Hilfe wie Material für sauberes Trinkwasser und Zelte für Menschen, die nach dem Tsunami alles verloren hätten, bringen, erklärte der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis auf Twitter. Indonesien bat die Schweiz am Vortag offiziell um Unterstützung, sie Cassis Departement mitteilte.
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Bauingenieur Peter Hilti vom Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe sagte am Freitag gegenüber Radio SRF, in Palu auf Sulawesi lägen einzelne Stadtgebiete in Trümmern. Mancherorts habe sich der Boden verflüssigt. Zudem seien mehrere Häuserkomplexe zusammengebrochen. Im Vergleich zu anderen Naturkatastrophen wie etwa auf Haiti 2010 seien die Schäden aber geringer. Die Stadt Palu sei nicht flächendeckend zusammengebrochen.
Spitäler ohne Strom
In den Spitälern der Region fehlt es an Strom und an Treibstoff. Verletzte können nur notdürftig versorgt werden. Mit Hercules-Transportmaschinen flog deshalb das Militär mehrere Dutzend von ihnen aus. Sie wurden in die Provinzhauptstadt Makassar gebracht, wo ihre Versorgung gesichert ist.
Video: Tag 5 nach dem verheerenden Erdbeben auf der indonesischen Insel Sulawesi. Video: Reuters
Mehrere tausend Überlebende warteten allerdings vergebens darauf, in einem der Flugzeuge mitgenommen zu werden. Viele flüchten jetzt auf Mopeds aus dem Katastrophengebiet, nur mit dem Allernötigsten.
Am Flughafen von Palu wurden Feldlazarette aufgestellt, die mit Notstrom-Aggregaten versorgt werden. Einer der Patienten dort, ein Mann namens Rifki, klagte jedoch: «Wir haben hier keinerlei Aussicht auf eine angemessene Behandlung. Alles, was sie uns geben, sind Schmerztabletten.»
70'000 Menschen obdachlos
Dem Katastrophenschutz zufolge haben mehr als 70'000 Menschen entlang von Sulawesis Westküste ihre Unterkunft verloren. Den Helfern boten sich grauenhafte Bilder: Leichen am Strand und im Schlamm, den die Flutwelle hinterlassen hat, Trümmerberge überall.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass fast 200'000 Leute auf Hilfe angewiesen sind. Aus aller Welt gibt es Zusagen. Wegen der zerstörten Infrastruktur wird es jedoch dauern, bis die Hilfe tatsächlich ankommt.
Kleinere Nachbeben und Vulkanausbruch
Immer noch gibt es kleinere Nachbeben. Zudem brach im Nordosten der geplagten Insel noch ein Vulkan aus. Der knapp 1800 Meter hohe Soputan schleuderte Asche bis zu vier Kilometer in die Höhe. Offenbar ging es jedoch glimpflich ab. Zunächst gab es jedoch keine Berichte über grössere Schäden.
Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Dort kommt es immer wieder zu Erdbeben. Auch Vulkanausbrüche sind keine Seltenheit. Der Inselstaat hat so viele aktive Vulkane wie kein anderes Land der Welt.
Video: Der knapp 1800 Meter hohe Vulkan Soputan schleudert Asche bis zu vier Kilometer in die Höhe. Video: AFP
SDA/anf/oli/fal
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