Analyse zu Corona-HygieneGewöhnt euch an die Maske
Abstand halten, Hände waschen, Maske tragen: Dies alles wirkt nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen die Grippe. Die Schutzmassnahmen werden uns länger erhalten bleiben, als wir meinen.
Noch nie haben wir in Läden, Zug und Tram stets Maske getragen. Noch nie haben wir uns so oft die Hände gewaschen, und nie sind wir so auf Distanz zueinander gegangen, als hätten wir uns verkracht. All diese Schutzmassnahmen sollen eigentlich das Coronavirus an der Ausbreitung hindern. Noch besser wirken sie aber gegen die Grippe, wie sich nun zeigt. Sie wirken gar so gut, dass sich die Frage stellt: Sollen sie fortan immer während der Grippesaison gelten?
Jedes Jahr sterben Hunderte von Menschen an der Grippe, und wenn das Virus besonders aggressiv ist, kann diese Zahl in die Tausende gehen. Jedes Jahr liegen zahllose Arbeitskräfte erkältet und grippig im Bett, und ihre Arbeit bleibt liegen. All dies verursacht viel Leid – und bereitet der Wirtschaft Verluste in Millionenhöhe.
88 Prozent sagen Ja zur Maske
Das müsste nicht sein, wenn wir auch in Zukunft während der Grippesaison Maske tragen würden: Normalerweise ist die Grippewelle Anfang Februar am Abklingen. Dieses Jahr jedoch ist sie dank der Schutzmassnahmen erst gar nicht angerollt – zum ersten Mal überhaupt, seit Influenzaviren observiert und gemeldet werden.
Die Maskenpflicht wird heute breit unterstützt. Das zeigt ein repräsentatives Monitoring der Universität Zürich: 88 Prozent der Befragten befürworten sie. In den vergangenen Monaten haben wir unseren Widerstand gegen die Maske überwunden und setzen sie nun Tag für Tag auf. Wir tun, was uns bisher stets als paranoid erschien, wenn wir am Flughafen Asiatinnen und Asiaten mit Maske sahen. Und während es noch im letzten Sommer Mut brauchte, eine Maske zu tragen, so braucht es heute Mut, es nicht zu tun. Die Maske ist selbstverständlich geworden.
«Das Coronavirus wird noch bleiben – und die Schutzmassnahmen ebenso.»
Vieles spricht für eine Maskenpflicht allein gegen die Grippe. Dennoch wäre es ein Fehler, sie einzuführen – es wäre schlicht unverhältnismässig. Die Grippe ist deutlich weniger ansteckend als Corona, weniger gefährlich, und sie verursacht keine gesundheitlichen Folgeschäden. Würde eine Maskenpflicht gegen die Grippe verhängt, würde es nicht bei den kleinen Gruppen bleiben, die dagegen auf die Strasse gingen.
Die Dispenser mit Desinfektionsmitteln werden aber ohnehin nicht so schnell abgeschraubt wie nach der Vogelgrippe, und auch der Masken können wir uns nicht so schnell entledigen, wie wir vielleicht noch meinen. Wenn sich wieder einmal eine grössere Zahl von Menschen versammeln darf, etwa wenn diese ins Kino oder an ein Konzert gehen, dann werden sie wohl weiterhin Maske tragen.
Denn das Coronavirus wird noch bleiben und die Schutzmassnahmen ebenso; es werden sich nie alle Menschen in der Schweiz impfen lassen. Und jene, die geimpft sind, sind wohl nicht hundertprozentig geschützt.
Bald so selbstverständlich wie in Asien
So wird sich in der Schweiz wie in manchen asiatischen Ländern ein höherer Hygienestandard etablieren – und die Grippe wird sich im Windschatten von Corona nicht mehr so leicht ausbreiten können wie bis anhin. Die Bevölkerung hat während dieser Pandemie ein Bewusstsein dafür entwickelt, auf welchen Wegen Viren in den Körper eindringen können, und sie weiss, was sie dagegen tun kann.
So kann, wer das will, auch künftig während der Grippesaison eine Maske umbinden – man wird sie nicht mehr für paranoid halten.
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