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20. Grand-Slam-Titel
Novak Djokovic: «Die unglaubliche Reise geht weiter»

epa09337675 Novak Djokovic of Serbia reacts during the men's final against Matteo Berrettini of Italy at the Wimbledon Championships, Wimbledon, Britain 11 July 2021. EPA/Peter Nicholls / POOL EDITORIAL USE ONLY

Als erster erhielt an diesem Sonntag der 85-jährige Herzog von Kent eine Kopie des Challenge Cup, wie der goldene Pokal mit der Ananas auf der Spitze heisst. Nach 52 Jahren als Präsident des All England Club war es das letzte Mal, dass er die traditionsreiche Siegerehrung als Vertreter des Adels begleitete, zusammen mit Kate, der Herzogin von Cambridge.

Der Moment gehörte aber Novak Djokovic, und der Serbe hatte ihn sich verdient. Mit einem 6:7, 6:4, 6:4, 6:3 gegen Matteo Berrettini, den ersten italienischen Wimbledonfinalisten, gewann er in 3:25 Stunden die Championships zum 6. Mal. Und, noch bedeutender: Er schloss mit seinem 20. Grand-Slam-Titel zu Roger Federer und Rafael Nadal auf und hat die Chance, am US Open den «Grand Slam» zu vollenden, alle vier Majorturniere im gleichen Jahr zu gewinnen. Das haben bisher nur der Amerikaner Don Budge (1938) und der Australier Rod Laver (1962/69) geschafft.

Zwei Sätze abgegeben auf dem Weg zum Titel

Im Siegerinterview mit Sue Barker liess der 34-jährige Weltranglistenerste keine Zweifel daran aufkommen, dass alles andere für ihn eine Enttäuschung wäre. «Ich kann mir schon vorstellen, dass dies geschehen wird», sagte er. «Ich bin in grosser Form und spiele mein bestes Tennis an den Grand-Slam-Turnieren. Diese Turniere haben meine höchste Priorität – also: weiter geht’s!»

Djokovic erzählte in der Abendsonne auf dem Centre Court auch, wie er als siebenjähriger Junge in Serbien einst für sich einen Wimbledonpokal gebastelt hatte. «Der Wimbledonsieg war immer mein grösster Traum, und nun stehe ich hier und halte den Pokal schon zum sechsten Mal in den Händen.» Auf dem Weg zum Titel-Triple (nach 2018/19) gab er nur zwei Sätze ab, den ersten der Startrunde gegen Jack Draper und den ersten des Finals.

Berrettini, «der italienische Hammer»

Es war aber auch ein grosser Tag für Matteo Berrettini, dessen Powertennis erneut überzeugte; der Serbe bezeichnete ihn passend als «italienischen Hammer». Der 25-jährige Römer war überwältigt von den Gefühlen, die ein Wimbledonfinal mit sich bringt. «Vielleicht waren es zu viele, um alle zu bewältigen.» Diese Niederlage sei für ihn «nicht das Ende, sondern hoffentlich erst der Anfang einer grossen Karriere.»

Djokovic blickte derweil auch zurück auf die Zeit, als er tief im Schatten von Roger Federer und Rafael Nadal gestanden war, ehe er Anfang 2011 den Anschluss fand und sich seither meist auf der Überholspur Richtung Rekorde befindet. Ende 2010 war Federer bei 16 Grand-Slam-Titeln angelegt, Nadal bei 9, er bei einem. «Ich muss ihnen Tribut zollen, sie sind Legenden und der Grund, dass ich so weit gekommen bin.» Dank ihnen habe er realisiert, was er alles verbessern müsse, um zu ihnen aufzuschliessen. «Es war eine unglaubliche Reise, und sie endet nicht hier.»

Gras essen und in die Box klettern

Djokovic hatte nach dem verwerteten Matchball – eine Tradition – ein paar Grashalme verzehrt, ehe er in seine Box hoch kletterte. Zum Trio, das ihn in der Wimbledon-Blase begleitete, gehörte auch der emotional sichtlich bewegte kroatische Coach Goran Ivanisevic, der Wimbledonsieger von 2001 – nicht aber seine Familie und seine Eltern, die wegen der Corona-Restriktionen London fern blieben.

Der nun 85-fache Turniersieger ist erst der fünfte Spieler, der die ersten drei Grand-Slam-Titel einer Saison gewinnen konnte. Er fing sich nach einem beidseits nervösen Start als erster, spielte aber nach seiner 5:2-Führung zögerlich. Doch auf den Satzverlust regierte er vehement, tat sich nach einer 5:1-Führung aber erneut schwer, den Satz zu beenden. Schon fast zwei Stunden waren gespielt, als er den Satzausgleich schaffte, und von da an blickte er nicht mehr zurück. Als er nach 2:40 Stunden mit 2:1 Sätzen führte, lief er mit geballter Faust und siegesgewiss zurück zum Stuhl.

Djokovics Olympia-Teilnahme unsicher

Berrettini warf ihm im vierten Satz zwar nochmals alles entgegen, doch je grösser der Widerstand wird, desto besser spielt Djokovic. Er ist nun der vierte Spieler nach Björn Borg, Pete Sampras und Federer, der mindestens drei Wimbledonsiege hintereinander feiern konnte. Und hat jetzt schon einen Wimbledonsieg mehr auf dem Konto als Borg.

Djokovic hätte 2021 sogar die Chance, als erster Spieler den «Golden Slam» zu schaffen, alle vier Majorturniere und Olympiagold zu gewinnen – was bisher erst Steffi Graf (1988) gelungen ist. Wegen den harten Corona-Regeln und dem Fehlen von Zuschauern sei er aber nicht mehr sicher, ob er gehen wolle, sagte er am Sonntagabend. Djokovic sagt: «Die Chancen stehen 50/50».