Corona und Mundhygiene«Gesunde Zähne helfen auch gegen Viren»
Wegen der Angst vor Corona schieben viele Menschen Zahnbehandlungen hinaus. Warum das keine gute Idee ist, erklärt Zahnarzt Christoph Senn.
Herr Senn, die Schweizer Zahnärzte und Dentalhygienikerinnen klagen, dass ihre Patienten ausbleiben.
Es ist eine kleine Minderheit, die wirklich Bedenken hat, in die Praxis zu kommen. Aber einige Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen Corona-bedingt tatsächlich einen Gang zurückschalten.
Verwunderlich ist das nicht: Immerhin empfiehlt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), nicht dringende Zahnbehandlungen zu verschieben.
Da muss man präzisieren: Für gewisse Länder mag diese Empfehlung sinnvoll sein. Sie gilt aber nicht für die Schweiz. Wir haben mit den Behörden ein umfassendes Schutzkonzept erarbeitet. Unter diesen Auflagen sind seit Juni dieses Jahres sämtliche Zahnbehandlungen wieder zugelassen.
Wie sieht dieser Schutz aus?
Zu den bekannten Hygienemassnahmen wie Händewaschen, Abstandhalten und Maskentragen füllen die Patienten einen Fragebogen aus zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand und allfälligen Vorerkrankungen. Zudem messen wir Fieber und lüften jeweils gründlich, bevor ein neuer Patient kommt.
Die Sicherheit ist also gewährleistet?
Ja. Mir ist jedenfalls kein Fall bekannt, wo sich jemand in einer Praxis angesteckt hätte. Wir Zahnärzte sind uns seit je gewohnt, strikte Hygienemassnahmen einzuhalten – denken Sie nur an HIV- oder Hepatitis-Infektionen.
Trotzdem bleiben offenbar viele Menschen skeptisch und sind der Meinung: An schlechten Zähnen sterbe ich ja nicht, da warte ich lieber bis nach der Pandemie.
Diese Überlegung greift zu kurz.
Warum?
Zwar geht es beim Zahnarzt zum Glück tatsächlich selten um Leben oder Tod. Aber die Prophylaxe ist entscheidend. Wenn man Zahnschäden nicht rechtzeitig behandelt, sind sie oft irreversibel. Und was auch zu wenig bekannt ist: Die Gesundheit von Mund und Zähnen spielt eine grosse Rolle für den Allgemeinzustand eines Menschen. So gesehen, sind gesunde Zähne letztlich auch ein Vorteil bei der Abwehr von Viruserkrankungen wie Covid-19.
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