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Abnehmen mit skurriler Erfindung
Gesucht und gefunden: Das sonderbarste aller Fitnessgeräte

Zwei Frauen auf dem elektrischen Pferd im «Gym» der Titanic.
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Der Mann, der uns die Frühstücksflocken mitbescherte, steht am Anfang dieser Geschichte: John Harvey Kellogg. Der Arzt aus den USA war beseelt davon, den Menschen ihre sexuellen Gelüste auszutreiben. Dazu dienten ihm seine bewusst fad gehaltenen Frühstücksflocken (wir kommen darauf zurück) – aber auch das Sporttreiben. 

Darum erfand er für seine Gäste in seinem Sanatorium zahlreiche Fitnessgeräte. Darunter befindet sich eines, das zu den sonderbarsten überhaupt zählt – und uns zum US-Präsidenten Calvin Coolidge führt. Er lenkte sein Land von 1923 bis 1929. 

Coolidge war ein passionierter Reiter, bloss verbot ihm der Secret Service aus Sicherheitsgründen, draussen auf echte Pferde zu sitzen. Darum besorgte man Coolidge ein Pferd von John Harvey Kellogg: ein elektrisches. So sah es aus:

Das Original von US-Präsident Calvin Coolidge, intern liebevoll als «Blitz» verspottet.

Der achtsamen Leserin wird auffallen: Es fehlen ein paar Dinge, die ein richtiges Pferd ausmachen. Aber es setzte sich mit Strom so weit in Bewegung, dass es schreiten oder traben konnte. Präsident Coolidge fand dieses Gerät, das ihn gemäss seinem Arzt schlanker und fitter machen sollte, erst einmal nur zum Lachen. 

Mangels Alternative setzte er sich drauf – und fand derart Gefallen daran, dass er dreimal täglich ausritt, jeweils nach dem Aufstehen, nach dem Mittagessen und vor dem Zubettgehen. Ob sich seine Gesundheit verbesserte, ist nicht überliefert.

Dafür dies: 1925 sickerte durch, dass die Nummer 1 des Landes einem für damalige Verhältnisse eher raren Hobby frönte. Das Pferd, intern ironisch Thunderbolt (Blitz) genannt, musste repariert werden. Eine Zeitung erfuhr davon und machte das Indoorreiten des Präsidenten öffentlich.

Das Dark Horse des US-Präsidenten

Sofort begannen die Wortspiele. Politische Konkurrenten fragten, ob es sich dabei um sein «dark horse» handle, was keineswegs nett gemeint war (und neben anderem auch als «unbeschriebenes Blatt» übersetzt werden kann).

Journalisten fragten sich halb ernst, was damit wohl für ein Signal an die Welt gesandt werde, wenn der Führer der wichtigsten Nation seine Zeit auf einem elektrischen Pferd verbringe – ob er also nicht manns genug sei. Coolidge brachte die Kritik zum Umdenken, er sattelte auf eine Art Laufband um. Thunderbolt wurde der Stecker gezogen. Er ruht im Calvin Coolidge Presidential Library and Museum.

Auch in der Kamel-Version erhältlich

Coolidge war damals keineswegs der Einzige, der in gehobenen Kreisen mit Indoorreiten an seiner Fitness arbeitete. Bereits auf der legendären Titanic wurde in einem Gym kopflos geritten (siehe Hauptbild). Wer primär Seitenbewegungen trainieren wollte, konnte dies auf einem von John Harvey Kellogg entwickelten «Kamel» tun. Innerhalb der Oberschicht waren diese Fitnessgeräte tierischer Art also durchaus beliebt. Insofern können sie als Vorläufer unserer Ausdauergadgets betrachtet werden.   

Und obschon der Blitz ruht, hat er Nachfolger gefunden. Ein ehemaliger US-Jockey hat den «Equicizer» entwickelt, ein Pferd (mit Kopf), auf dem sich Haltung wie Fitness trainieren lassen. So etwa: 

Der Nachfahre von Thunderbolt: Jockey Gary Stevens wärmt sich 2013 auf einem Pferd mit Federn auf. 

Um den Bogen zu Pionier John Harvey Kellogg noch zu machen: Weil er sich weigerte, die Frühstücksflocken mit Zucker anzureichern, war es sein Bruder Will, der daraus die Milliardenfirma machte, die wir heute kennen. 

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