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Prozess in Paris
Staatsanwalt fordert Bewährungs­strafe für Gérard Depardieu

Gérard Depardieu kehrt mit seinem Anwalt Jérémie Assous nach einer Pause während seines Prozesses wegen sexueller Übergriffe an zwei Frauen im Jahr 2021 am Pariser Strafgerichtshof zurück.
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Gérard Depardieu entkommt wohl einer Gefängnisstrafe – aber ob ihm das genügt? Die Pariser Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag im Prozess wegen sexueller Übergriffe gegen den berühmten Schauspieler eine 18-monatige Strafe auf Bewährung gefordert. Dazu 20’000 Euro Entschädigung an die zwei Frauen, die ihn angeklagt haben, einen Entzug seiner Wahlrechte für zwei Jahre sowie die Pflicht, eine Psychotherapie zu machen. Der Name Depardieus soll auch im Register für Sexualstraftäter aufgenommen werden.

«Ja, man kann ein formidabler Schauspieler sein», sagte der Staatsanwalt. «Das hat aber nichts zu tun mit den Taten, die man ihm hier vorwirft.»

Vorgeworfen wird Depardieu, dass er 2021 zwei Frauen, die am Set des Films «Le volets verts» von Jean Becker als Bühnenbildnerin beziehungsweise als Regieassistentin arbeiteten, sexuell angefasst hat: an Brüsten, Hintern, in einem Fall auch zwischen den Beinen.

Obszöne Sprüche amüsieren ihn, sagt Depardieu

Depardieu stritt die Vorwürfe während des viertägigen Verfahrens ab. Er räumte lediglich ein, dass er schnell zornig werde und «derbe» Sprüche mache. Die obszöne Sprache amüsiere ihn. Aber nie habe er Frauen wehtun wollen. Die Anklage warf ihm auch vor, er habe sich Angestellte mit niederen Chargen als Opfer ausgesucht, sie erniedrigt und dabei seine Machtposition ausgenutzt.

Nun muss das Gericht entscheiden, ob es dem Strafantrag des Staatsanwalts folgt. Im Höchstfall steht auf dem Tatbestand des sexuellen Übergriffs fünf Jahre Haft.

Der Prozess ist zu einem denkwürdigen Showdown zwischen Depardieus aggressivem Verteidiger Jérémie Assous und den besonnenen Anwältinnen der zwei Klägerinnen geworden. Eine von ihnen sagte zu den Medien, sie habe schon in vielen Verfahren plädiert, in denen es um sexuelle Vergehen ging. Doch nie zuvor habe sie eine solche konfrontative, aufgeheizte Atmosphäre erlebt. An einem der Verhandlungstage beschloss das Gericht, einen Beamten zwischen die beiden Seiten zu stellen, so sehr musste man befürchten, es könnte handgreiflich werden.

Ein Luftstoss sei das gewesen, sagt sein Verteidiger

Maître Assous, ein Anwalt mit hinlänglich berüchtigten Methoden, nannte die Nebenklägerinnen «Lügnerinnen». Er wandte sich auch ständig an die Presse und warf der vor, sie erzähle die Geschichte selektiv, um Depardieu «zu Fall» zu bringen. Nach dem Strafantrag sagte er, sein Mandant sei erleichtert, aber müde. Dieser Prozess sei ein «Luftstoss» gewesen: nur Luft, alles vage.

Depardieu, 76 Jahre alt, verliess den Gerichtssaal, stützte sich dabei beim Anwalt und bei seinem Bodyguard auf. Zu den Reportern sagte er: «Ich werde mich jetzt ausruhen.»