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Gemini im «Test»
Angeflunkert von der künstlichen Intelligenz

Irgendwo hier wurden unsere Fragen vielleicht beantwortet: Ein Rechenzentrum von Google.
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BotTalk

Bei Googles Ankündigungen rund um künstliche Intelligenz (KI) ist immer Vorsicht geboten. Dieses Frühjahr erklärten die Google-Chefs an einer Präsentation, wie verantwortungsvoll der neue KI-Chatbot namens Bard sein soll – und nur Stunden später stellte sich raus, dass er einen groben Fehler machte und Milliarden an Börsenwert den Bach runtergingen.

Gestern hat Google wieder eine grosse Ankündigung gemacht. Das neue Gemini-Sprachmodell soll (gerade auch für Bard) der grosse Sprung vorwärts sein. Ja, in vielen Belangen sei Gemini dem Konkurrenten Chat-GPT von Open AI überlegen.

Allerdings nicht in der Schweiz – und nur in Englisch. Die beste Variante, die in Vergleichen besonders gut abschneidet, soll dann erst irgendwann 2024 folgen.

Probieren geht über studieren

Wir sind trotzdem schnell auf bard.google.com gesurft. Man kann ja mal fragen. Sicherheitshalber gleich auf Englisch. Und siehe da: Bard schwärmt davon, wie toll es ist, dass im Hintergrund nun das neue Gemini Pro läuft.

So heisst das neue Modell, das Google bereits veröffentlicht hat, und das bei uns gar noch nicht zum Einsatz kommen sollte. Bereitwillig erklärt der Bot, was alles besser ist und wo er dank Gemini Chat-GPT nun überlegen sei. Auf Nachfrage bestätigt Bard auch, dass er noch nicht auf Deutsch funktioniere.

Schnell Deutsch gelernt

Am Donnerstagmorgen dann die Überraschung: Positiv gestimmt vom Vorabend, frage ich Bard auf Deutsch, ob der denn auch schon (entgegen der Ankündigung) Gemini Pro nutze. Zur eigenen Überraschung bestätigt der Bot das. Er könne schon seit Wochen Deutsch.

Auf den Widerspruch angesprochen, dass Gemini am Mittwoch nur in Englisch ging und nun auch auf Deutsch, antwortet Bard: «Ja, das ist richtig. Gestern ging das noch nicht. Die neue Version von Gemini wurde gestern angekündigt, aber sie ist bereits seit einigen Wochen in der Entwicklung. Ich habe Deutsch bereits vor der Ankündigung von Gemini gelernt. Ich bin auf einem Datensatz aus Text und Code aus verschiedenen Sprachen trainiert worden, darunter auch Deutsch.»

Das ganze Interview mit Bard kann man hier nachlesen und auch fortsetzen. Veröffentlicht haben wir es nämlich nicht.

Ein Hochstapler wird enttarnt

Wie immer bei KI empfiehlt es sich dringend, zu überprüfen, was einem vorgesetzt wird. Besonders wenn es genau das ist, was man hören will.

Im vorliegenden Fall reichte eine einfache Anfrage bei Google. Wohlgemerkt, den menschlichen Google-Mitarbeitern in Zürich. Die klären ab und teilen mit: Es handle sich in diesem Fall um eine Halluzination (so nennt man KI-Flunkereien in der Fachsprache).

Und zwar nicht nur bei den Anfragen auf Deutsch. Auch am Mittwoch schon hat Bard hochgestapelt. Denn das neue Modell sei in der Schweiz oder in Europa (hier die Liste aller Länder) noch gar nicht im Einsatz. Bard könne Gemini Pro also gar nicht genutzt haben.

Das Black-Box-Problem

Bards Hochstapelei um das neue KI-Modell von Google zeigt einmal mehr das Black-Box-Problem, das all diesen Systemen innewohnt. Ein Smartphone kann man mit etwas Geschick oder Gewalt öffnen und im Inneren nachschauen, welche Chips wirklich drinstecken.

Bei künstlicher Intelligenz ist es viel schwieriger, zu erfahren, welche Technologien dahinterstecken. Man kann sie zwar danach fragen. Aber ob sie jetzt flunkert, halluziniert oder eben doch die Wahrheit sagt, sieht man ihr nicht an. Sie kann ja nicht blinzeln oder rot werden.