Gefrässige Raubfische reduzieren Krötenpopulation
Immer weniger Kröten wandern zum Küsnachter Schübelweiher. Grund für den Rückgang könnten die Raubfische sein, die ausgesetzt wurden, um Sumpfkrebse zu fressen.
1999 wurden 561 Aale und 70 Hechte im Schübelweiher ausgesetzt, um die invasiven Sumpfkrebse zu dezimieren. Die Raubfische sollten die amerikanischen Krebse fressen, die sich zu Tausenden im Weiher tummelten. Nun scheint sich diese Massnahme zu rächen: Benno Lüthi, Amphibienbetreuer der Gemeinde Küsnacht, führt die sinkenden Zahlen wandernder Erdkröten auf den Hunger der Raubfische zurück. «Wir haben am Schübelweiher einen starken Einbruch der Kröten vermutlich wegen der Hechte beobachtet», sagt Lüthi.
Dass die Raubfische die Ursache des Rückgangs sein könnten, begründet Lüthi unter anderem damit, dass die Zahl der wandernden Amphibien im unmittelbar benachbarten Rumensee stark gestiegen ist. «Wir haben am Rumensee 1500 bis 2000 Tiere beobachtet», sagt Lüthi. letztes Jahr seien es nur etwa 1000 gewesen. Während die äusseren Umstände bei beiden Gewässern vergleichbar sind, ist die Zahl der Raubfische im Rumensee wesentlich tiefer als im Schübelweiher.
Frösche nicht betroffen
Auch die Tatsache, dass die Zahl der Grasfrösche im Gegensatz zu derjenigen der Erdkröten am Schübelweiher nicht abgenommen hat, sieht der Förchler als Indiz dafür, dass die Fische die Kröten dezimieren. «Die Frösche laichen im Zufluss des Schübelweihers, der zu seicht ist für Hechte und Aale, deswegen sind sie von der Abnahme nicht betroffen», erklärt Lüthi.
Erwachsene Tiere fallen den gefrässigen Fischen nicht zum Opfer. Vielmehr stehen Kaulquappen und der Laich auf deren Speiseplan. Die Ansiedlung der Raubfische wirkt sich deswegen zeitverzögert auf die Population aus: Inzwischen soll es deutlich weniger erwachsene Kröten geben. Dies deckt sich mit den Beobachtungen Lüthis, dass die Zahl der Erdkröten erst in den letzten Jahren stetig abgenommen hat.
Konkrete Massnahmen gegen die Raubfische fordert Lüthi nicht. Er will die Situation nächstes Jahr nochmals genau beobachten. Eine Option wäre es, Fische aus dem Schübelweiher zu entnehmen, wenn sich die Situation weiter verschlechtere, sagt Lüthi. Es sei aber auch schon ein gutes Zeichen, dass keine neuen Fische mehr eingesetzt werden.
«Sumpfkrebskrieg»
Dass die Fische 1999 im Künsachter Schübelweiher überhaupt ausgesetzt wurden, hat eine lange Vorgeschichte. 1995 waren dort das erste Mal Rote Sumpfkrebse in Massen aufgefallen. Die Art gilt als Gefahr für einheimische Arten, auch für Amphibien. Das Vorhaben des Kantons, die Tiere mit einem Pestizid zu bekämpfen, sorgte damals für Entrüstung. Der Küsnachter «Sumpfkrebskrieg» war bundesweit in den Schlagzeilen.
Die Gegner des Gifteinsatzes gingen bis vors Bundesgericht – erfolgreich. Eine Verwendeung des Wirkstoffs Fenthion verurteilt auch Lüthi: «Das wäre das Schlimmste gewesen.» Doch auch die biologisch sanftere Methode hat die Balance im Weiher offensichtlich durcheinander gebracht. Dass ein hoher Raubfischbestand den Amphibien gefährlich werden könnte, kommt nicht völlig überraschend.
Bereits 2002 äusserte die Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG) in einem Bericht über die Situation im Schübelweiher diese Befürchtung. Ein Grund für den vermehrten Krötengenuss der Fische mag auch sein, dass die Hechte und Aale ihren eigentlichen Zweck erfüllt und die Zahl der Krebse erfolgreich gesenkt haben.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch