Kommentar zum Fall Brittney GrinerGefangenenaustausch ist eine Niederlage für die USA
Gut, dass die amerikanische Basketballerin freigekommen ist. Doch dass es Moskau gelang, den Fall als Hebel zu nutzen, ist ein schlechtes Zeichen.
Immerhin, die Bilder des Glücks kann Joe Biden für sich verbuchen: Brittney Griners strahlende Ehefrau Cherelle Griner im Roosevelt-Zimmer des Weissen Hauses, eine Umarmung, sein Willkommensgruss an die freigelassene Olympiasiegerin, «die das Beste von Amerika» repräsentiere. Der US-Präsident muss diesen Augenblick der Erleichterung und persönlichen Rührung geniessen, der in Wahrheit natürlich eine diplomatische Niederlage ist. Eine, die allerdings schwer abzuwenden war.
Moskau hat sein Ziel erreicht
Russland lässt eine Amerikanerin frei, die USA einen russischen Bürger: Was wie ein sauberer Deal wirkt, ist ein ungerechter Gefangenenaustausch deutlich zu Gunsten Moskaus. Wiktor But ist ein Waffenhändler, der jahrelang Rüstungsgüter an Rebellen diverser Kontinente verkauft hat. Er galt als «Händler des Todes» und wurde zu 25 Jahren Haft verurteilt. Vergleichsweise geringfügig wirkt dagegen die Menge Drogen, die Brittney Griner bei ihrer Einreise im Februar am Moskauer Flughafen bei sich hatte. Klar, Griner hat dies zugegeben und sich schuldig bekannt. Allerdings ist sie dafür zu neun Jahren Haft in einer Strafkolonie in Mordwinien verurteilt worden. Das durchschnittliche Strafmass für ein solches Vergehen liegt auch in Russland ein paar Jährchen darunter.
Es spricht also einiges dafür, dass der Fall Griner für Russland ein bewusster und willkommener Hebel dafür gewesen ist, um But freizubekommen. Nach jahrelangen Bemühungen hat Moskau sein Ziel nun erreicht. Anders als Washington, das sich auch um die Freilassung des US-Geschäftsmannes Paul Whelan bemüht. Er sitzt in Russland wegen angeblicher Spionage 16 Jahre ein.
Diese 16 Jahre plus Griners neun Jahre hätten mathematisch Buts 25 Jahren entsprochen. Darauf hatten die USA spekuliert, aber Russland liess sich auf diese Rechnung nicht ein. Will Biden auch Whelan freibekommen, muss er wohl einen weiteren diplomatischen Preis bezahlen. Der Vorteil liegt bei Putin.
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