Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Verluste im Gaza-Krieg
Das ist zu den 21 getöteten israelischen Soldaten bekannt

epa11098593 Israeli soldiers carry the coffin of an Israeli IDF soldier Elkana Vizel during his funeral at the Mount Herzl military cemetery in Jerusalem, 23 January 2024. Elkana Vizel was killed in battle in the Gaza Strip. According to an IDF spokesperson on 23 January, some 21 soldiers were killed in action following a deadly incident of a building collapse in Khan Yunis after it was hit by a Hamas fired rocket-propelled grenade (RPG). 552 Israeli soldiers have died since the 07 October 2023 Hamas attacks in Israel, 215 of them in the Gaza operation.  EPA/ABIR SULTAN
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Was ist passiert?

Gemäss Militärangaben hat die israelische Armee bei einem schwerwiegenden Vorfall im Zentralabschnitt des Gazastreifens 21 Soldaten verloren.

Militärsprecher Daniel Hagari erklärte, Soldaten hätten gerade mit Sprengstoff hantiert, um zwei Häuser im Zentrum des Gazastreifens abzureissen, als ein Angreifer eine Panzerabwehrrakete auf einen Panzer in der Nähe abgefeuert habe. Bei der Explosion sei auch der Sprengstoff detoniert. Daraufhin seien die Gebäude eingestürzt und hätten die Soldaten unter sich begraben. Was die Detonation ausgelöst hat, ist noch unklar.

Warum ist das wichtig?

Es war die höchste Zahl israelischer Soldaten, die bei einem einzelnen Vorfall getötet wurden. Mit 24 Toten am Montag insgesamt ist es auch der verlustreichste Tag seit Kriegsbeginn.

Die Armee gibt an, sie habe seit dem Einmarsch im Gazastreifen Ende Oktober zusammengerechnet 219 Soldaten verloren. Mehr als 1200 weitere wurden verletzt. Seit dem 7. Oktober sind demnach 556 Soldaten und Soldatinnen getötet worden. Dem gegenüber stehen die nicht verifizierten Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde, die im gleichen Zeitraum 25’295 tote Palästinenser zählt.

Wie reagiert die Regierung?

Am Dienstagmorgen sprach die israelische Führung geschlossen von einem «unglaublich schweren Morgen». Die Verstorbenen seien Helden, sagten sowohl Präsident Isaac Herzog, Verteidigungsminister Yoav Gallant, Oppositionsführer Yair Lapid und Premierminister Netanyahu. Letzterer kündigte eine «umfassende Untersuchung» des Grunds für die Detonation der Minen an.

«Wir müssen die notwendigen Lehren ziehen und alles tun, um das Leben unserer Krieger zu schützen», so Netanyahu. «Im Namen unserer Helden, für unser Leben, werden wir nicht aufhören zu kämpfen, bis zum absoluten Sieg.»

Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu and Defense Minister Yoav Galant attend a press conference in the Kirya military base in Tel Aviv, Israel, Saturday, Oct. 28, 2023. (Abir Sultan/Pool Photo via AP)

Minister Benny Gantz sprach von «einem hohen Preis, den wir für einen so gerechten Krieg zahlen müssen.» Die Namen der Getöteten wurden nach der Benachrichtigung der Familien veröffentlicht.

Gibt es politische Folgen für die israelische Regierung?

Der Vorfall dürfte die Kritik an der Kriegsführung Israels auch im eigenen Land verstärken. Netanyahus Regierung ist aktuell noch weit von den eigenen Kriegszielen entfernt. Bislang hat der Premierminister immer gesagt, die Kämpfe in Gaza würden bis zum «vollständigen Sieg» über die Hamas fortgesetzt. Das könne auch noch bis im nächsten Jahr dauern.

Zuletzt war das Kabinett um Netanyahu stark unter Druck geraten, weil rund 130 der am 7. Oktober entführten Geiseln noch immer vermisst werden. Familienangehörige hatten am Montag eine Parlamentssitzung in Jerusalem gestürmt, um die israelische Regierung aufzufordern, mehr für die Rückkehr ihrer Angehörigen zu tun.

A protester wears a shirt depicting Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu attempt during a demonstration to demand the release of the hostages taken by Hamas militants into the Gaza Strip during the Oct. 7th attack, in Tel Aviv, Israel, Saturday Jan. 20, 2024.(AP Photo/Leo Correae

Auch in der Regierung gibt es heftige Kritik an Netanyahu. Zusammen mit dem Premier sitzt auch der Oppositionelle Benny Gantz im Kriegskabinett. Er verweist auf das Dilemma, dass nicht gleichzeitig die Hamas vernichtet und die Geiseln befreit werden können. Gantz’ Parteikollege Gadi Eizenkot sagte kürzlich in einem viel beachteten Fernsehinterview: «Jeder, der über einen vollständigen Sieg redet, sagt nicht die Wahrheit.»

In dieselbe Richtung äusserten sich auch hochrangige israelische Kommandanten anonym gegenüber der «New York Times». Sie sagten, dass die Freiheit der Geiseln nur durch diplomatische und nicht militärische Mittel erreicht werden könne. Die Ziele, die von der Netanyahu-Regierung gestellt wurden, seien nicht «kompatibel» miteinander.

Von sich aus wird Netanyahu aber keinesfalls zurücktreten. Möglich scheint eher, dass Benny Gantz aus dem Kriegskabinett austritt. Dann stünde Netanyahu allein in der Verantwortung.

Ändert der Vorfall die israelische Kriegsstrategie?

Ob die 24 toten Soldaten die Regierung zu einer Kursanpassung bewegen werden, erscheint aktuell als fraglich. Zuletzt hatte der Premierminister eine Zweistaatenlösung erneut deutlich ausgeschlossen. Und auch seine Äusserungen vom Dienstag, man werde «kämpfen bis zum absoluten Sieg», lassen vorerst kein Einlenken vermuten.

Hinter Netanyahus Aussagen stecken auch eigennützige Überlegungen. Sein Kalkül: Solange gekämpft wird, steht seine Macht nicht infrage, und er muss er sich nicht der Verantwortung stellen für das Versagen des israelischen Staates am 7. Oktober.

International wächst aber der Druck, den Krieg zu beenden und politisch die Zweistaatenlösung voranzutreiben. Saudiarabien biete im Gegenzug für die Schaffung eines palästinensischen Staates die Anerkennung Israels an, berichtete das «Wall Street Journal» am Montag unter Berufung auf arabische Beamte. Bereits länger Druck auf Netanyahu macht die US-Regierung, der wichtigste strategische Verbündete Israels. Anfang Woche hat sich auch Deutschland für eine Zweistaatenlösung eingesetzt. «All diejenigen, die davon nichts wissen wollen, haben bisher keine andere Alternative auf den Weg gebracht», sagte Aussenministerin Annalena Baerbock am Montag.