«Game of Thrones»: So war das Finale der Serie
«Game of Thrones» ging heute Nacht zu Ende. Wer sitzt nun auf dem Eisernen Thron? Alles, was Sie zum Schluss des Serienphänomens wissen müssen.
SEIEN SIE GEWARNT: DIESE BESPRECHUNG ENTHÄLT VIELE SPOILER.
Was in der neusten Folge passiert ist
Was für ein wunderliches Gefühl, als die Vorspann-Melodie erklang. Zum letzten Mal «Game of Thrones» schauen. Nach acht Jahren, 72 Episoden und zirka 200'000 Toten. Doch dann setzte die gewohnte Spannung umso heftiger ein. Wie lassen die Autoren die berühmteste TV-Serie enden? Wer würde den Eisernen Thron besteigen?
Schnelle Antwort: Niemand. Drache Drogon brannte das Unding, das noch jeden Herrscher korrumpiert hat, zu flüssigem Stahl. Was die Menschen nicht zustande brachten, musste ein Tier richten. Drogon als Anarchisten zu bezeichnen, ginge aber zu weit. Eigentlich war es Trauerarbeit – Jon hatte zuvor Daenerys erstochen, nach einem Prep-Talk von Tyrion.
Mit Daenerys' Tod hatten die meisten Fans gerechnet, und bereits die ersten Szenen der allerletzten «Thrones»-Folge liessen keinen Zweifel daran. Die Drachenkönigin hielt in den Trümmern King's Landing eine ihrer hitleresken Reden, in denen sie das Befreien von Ländern mit Erobern verwechselte. Die Zwangsbeglückerin musste weg. Bloss: Was nun? Der Eiserne Thron war ja nur ein Symbol, die Machtansprüche blieben. Also wurde ein Rat mit den überlebenden Lords von Westeros einberufen, der über die Nachfolge entscheiden sollte. In einem der lustigsten Momente der Serie schlug Sam vor, das Volk darüber abstimmen zu lassen. Es folgte ein Moment der Stille, wo ich schon dachte, dass tatsächlich die direkte Demokratie ausgerufen würde. Doch dann prusteten alle Lords los. Armer Sam, immer avant la lettre.
Und so kam es, dass Tyrion die Antwort auf die Frage aller Fragen in der modernen Popkultur beantwortete: Er schlug Bran als neuen Herrscher von Westeros vor. Bran, der Krüppel, hat das Spiel um den Thron gewonnen. Als der dreiäugige Rabe ist er das Gedächtnis von Westeros, er weiss, was passiert ist, und kennt auch die Zukunft. Er wird die Fehler der Geschichte nicht wiederholen. Er kann keine Kinder kriegen und will die Herrschaft gar nicht – keine schlechte Wahl für einen Kontinent, der bisher von Machtgier geprägt war. König Bran ist so auch die Antwort auf die grossen Themen der Serie: Die Tragödie des Krieges, die Korruption der Macht und das Erbe der Gewalt.
Ich fand die Auflösung befriedigend, auch wenn das Ende der Serie mit der Installierung einer Art Zauberer aus der Fantasy-Ecke kommt. Für das realpolitische sowie das von Buchvorlage-Autor George Martin versprochene «bittersüsse» Ende sorgte Jon Snow. Er, der eigentlich der rechtmässige Herrscher über Westeros ist, wurde wegen des Mordes an Daenerys lebenslang zur Nachtwache verbannt. Als er bei der Mauer ankam, stellte sich heraus, dass es die Nachtwache gar nicht mehr gibt. Stattdessen wartete dort Tormund auf Jon. Zusammen mit anderen Wildlingen marschierten sie in den Super-Norden. Eine Schneelandschaft mit Bäumen, mit diesem Bild begann «Game of Thrones» – und so endete die Serie.
Weitere Gedanken
Bevor die grosse Diskussion um das Ende losgeht: Die allerletzte Folge war still, ruhig und nachdenklich. Diese Tonlage war schon immer die wahre Stärke von «Game of Thrones», nicht die grossen Kampfszenen. Clever, dass die Serie letztere schon in den vorletzten Episoden verbraten hat.
Viel wurde über die letzten Folgen der Serie debattiert. Eine Million Leute unterschrieben eine Petition, die forderte, dass der Schluss umgeschrieben und neu verfilmt würde. Laut war das Gemeckere auf den sozialen Medien. Bei allem Respekt für diese Co-Fans: Das ist so unrealistisch wie unnötig. Zugegeben, das Erzähltempo nahm gegen den Schluss bisweilen groteske Geschwindigkeit an. Eine Staffel mehr hätte die Serie wohl vertragen. Handkehrum: Das Debattieren über Drehbuchentscheidungen und Unperfektheiten gehörte auch stets zum Reiz der Serie. Das ist der Nachteil, wenn man ein gigantisches, heterogenes Publikum hat: Man kann es nicht allen recht machen. Zumal «Thrones» im Internet einen Writer's Room mit Millionen Autoren hat ...
War das Ende zu viel Fan-Service? Na ja, wie Tormund und Jon in den ewigen Schnee weg bromancen, erfüllt diesen Tatbestand. Aber verdammt, ich mochte es. Hauptsache, keinen Sonnenuntergang und keine königliche Hochzeit wie Aragorn und Arwen im «Herr der Ringe». Der Abschied von Sansa (neu Königin des unabhängigen Nordens), Arya (per Schiff Richtung un-kartographiertem Westen unterwegs) und Jon weckte echte Emotionen, verstärkt durch die Tatsache, dass sich die Geschwister nie mehr sehen würden - genau wie wir, die Zuschauer.
Das grosse Fazit? Alles in allem war «Game of Thrones» eine sorgfältig konstruierte Mythologie, mit Fantasy-Elementen garniert, die hübsch anzusehen waren, aber zum Glück nie überhandnahmen. Der abrupte Tod des Night King unterstrich dies. In ihrer Komplexität spiegelte die Serie universelle Themen auf unterhaltsame Weise. Liebe, Tod, Gier, Grosszügigkeit, Vertrauen, Verrat, Loyalität, Leidenschaft, Mitgefühl, Sadismus – es gibt kaum eine Charaktereigenschaft, welche die Serie nicht durch die unvergesslichen Figuren auslotete. So entfachte «Thrones» bei einer geschätzten Milliarde Zuschauer das totgeglaubte «mediale Lagerfeuer» – und sorgte dafür, dass Babys in der realen Welt Arya oder Daenerys heissen (letztere Namenswahl dürfte nun überdacht werden).
Unten können Sie mitdiskutieren – natürlich auch über das Ende der Serie. Damit gehen auch diese Recaps zu Ende. Vielen Dank fürs Mitlesen und Kommentieren über die ganzen Jahre!
PS: Ghost ist mit Jon wiedervereint. Alles ist gut.
Promi-Tote:
–Daenerys
Ekligste Gewalteskalation:
Die Ermordung von Daenerys.
Unflätigster Unzuchtsmoment:
Der Abschiedsinzestkuss zwischen Jon und Daenerys.
Bisher erschienene Recaps von Staffel acht:
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