Chaos pur in Italiens FussballEine solche Peinlichkeit hat sich wohl noch kein Club geleistet
Bei Piacenza Calcio herrscht am Dienstag grosse Verwirrung. Mittendrin: 3 Trainer. Und ein Mob aus Fussballfans.
Christian Constantin wechselt seine Trainer so oft wie seine Unterhosen, so witzeln sie im Wallis, wo sein FC Sion beheimatet ist. Der constantinische Verschleiss an Coaches ist hoch. Doch was sich am vergangenen Dienstag ein paar Kilometer südlich des Stade de Tourbillon abspielte, hat selbst der Sittener Alleinherrscher noch nicht hingekriegt.
In Piacenza nämlich gab es gleich drei Trainer. Und das an einem einzigen Tag. Der Club, einst stolzer Vertreter der Serie A und Heimat der Inzaghi-Brüder Filippo und Simone, ist mittlerweile wegen Insolvenz in die Viertklassigkeit abgerutscht, in die Serie D, wo er in der Gruppe D auf Platz 11 liegt. Wahnsinnig viel tiefer gehts nicht im italienischen Fussball. Präsident Marco Polenghi zog daher diese Woche die Reissleine, das 0:1 gegen San Marino war zu viel des Schlechten, drei Punkte aus sechs Spielen eine zu bescheidene Beute für das noch immer stolze Piacenza Calcio.
So also entschied sich Polenghi am Dienstagmorgen, erst Sportdirektor Alessio Sestu zu entlassen und anschliessend auch Trainer Carmine Parlato vor das Trainingsgelände zu setzen. Parlato war immerhin seit dem 7. Oktober im Amt, also sechseinhalb Wochen.
Sein Nachfolger stand schon bereit. Sein Name: Simone Bentivoglio, früher Junior bei Juventus Turin und U-Nationalspieler Italiens. Seine Karriere als Spieler beendete er vor zwei Jahren bei der AC Vigasio in der Serie D, anschliessend wurde er deren Trainer, ehe er in der Serie C Arzignano coachte. Bei beiden Stationen war er nur knapp zwei Monate, sechs Spiele hat er insgesamt geleitet. Das reichte Polenghi als Erfolgsausweis, weshalb er also Bentivoglio verpflichtete.
Das Problem: Noch während des ersten Trainings am Dienstag holte ihn seine Vergangenheit ein. 2011 war Bentivoglio in einen grossen Wettskandal verwickelt und für 13 Monate gesperrt worden. Die Piacenza-Fans haben offenbar Gehirne wie Elefanten, jedenfalls stürmten sie kurzerhand das Trainingsgelände und drohten mit Boykott, würde der Präsident an Bentivoglio festhalten. Tat dieser nicht. Sogleich stellte er Bentivoglio frei und präsentierte am Dienstagabend auch schon den nächsten, den dritten Trainer an diesem Dienstag. Es ist Stefano Rossini und damit der Mann, der am 7. Oktober bei Piacenza gehen und Carmine Parlato Platz machen musste – trotz einer ansehnlichen Bilanz von zwei Siegen, zwei Unentschieden und nur einer Niederlage.
«Caos Piacenza», titelte die «Gazzetta dello Sport» und spottete: «Nicht einmal Zeit gehabt, die Koffer auszupacken.» Das Trainer-Karussell hat wohl kaum irgendwo je schneller gedreht – selbst Constantin dürfte ob des Tempos schwindelig geworden sein.
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