1:2 gegen SchachtarFür YB kommt es immer noch schlimmer
Die Young Boys können gegen die Ukrainer bis zum Schluss auf den ersten Punktgewinn in der Champions League hoffen. Obwohl ihre Sorgen im Verlauf der Partie noch grösser werden.
Keine Punkte, aber noch mehr Verletzte – für die Young Boys kommt es immer noch schlimmer. Die Partie gegen Schachtar Donezk haben sie schon mit dem letzten Abwehr-Aufgebot begonnen. Acht Verteidiger fehlen, ihre Viererkette stellt sich von alleine auf. Mittelfeldspieler Sandro Lauper muss mal wieder in der Innenverteidigung aushelfen, hinten links verteidigt der Rechtsverteidiger Lewin Blum. Ein Flickwerk.
Aber dann müssen die Berner im Verlauf der ersten Halbzeit mit Loris Benito auch noch ihren Abwehrchef mit Schmerzen im Oberschenkel auswechseln. Mit Cheikh Niasse rückt ein weiterer Mittelfeldspieler eine Reihe nach hinten. Das ist kurios, aber längst nicht das letzte Kapitel.
Lauper macht nach einer Stunde beim Stand von 1:2 einen Misstritt. Blum, der Aussenverteidiger, rückt jetzt für ihn in die Mitte. Den Platz, der so links frei wird, übernimmt der 18-jährige Rhodri Smith. Er kommt zu seinem Profidebüt, eigentlich spielt er in der U-21. Von der Promotion in die Champions League – zumindest der Schweizer Juniorennationalspieler wird den Abend in der Arena auf Schalke, wo die Ukrainer wegen des Kriegs ihre Heimspiele bestreiten, nicht vergessen.
Benito sagt: «Aufgeben ist keine Option»
Unter diesen Umständen ist es beachtlich, können die Young Boys bis zum Schluss auf den ersten Punktgewinn in der Königsklasse hoffen. Das hat mit dem Nachlassen Schachtars zu tun, aber nicht nur. Die Berner lehnen sich jetzt mit Vehemenz gegen die Niederlage auf. Zachary Athekame kommt dem Ausgleich nahe, Joël Monteiro ebenso. Doch es ändert nichts daran, dass die Young Boys in der vierten Runde zum vierten Mal verlieren. Sie sind schon so gut wie ausgeschieden.
Am Sonntag empfangen sie Lugano. Dann werden auch noch Filip Ugrinic und Monteiro gesperrt fehlen. Magnin wird erneut kreativ werden müssen. «Es braucht jetzt jeden», sagt Benito. Und fügt an: «Auch wenn wir angezählt sind, Aufgeben ist keine Option.»
Dabei sieht es erst gut aus für die Berner. Sie sind es, die nach einer halben Stunde in Führung gehen. Niasse leitet in seiner stärksten Szene den Ballgewinn ein, Kastriot Imeri erwischt Goalie Dmytro Riznyk auf dem falschen Fuss zum 1:0.
Der Führungstreffer hat sich nicht abgezeichnet. Die Young Boys brauchten in der Anfangsphase starke Interventionen von Marvin Keller, um nicht in Rückstand zu geraten. Der 22-Jährige steht überraschend im Tor, wobei Magnin bloss fortsetzt, was schon sein Vorgänger Patrick Rahmen praktiziert hat. Die Berner haben mit David von Ballmoos eine Nummer 1, die grosse Verdienste und zuletzt stark gehalten hat. Sie haben mit Keller einen Ersatz, der eigentlich zu gut für diese Rolle ist und das auch weiss. Mit solchen Einsätzen soll er bei Laune gehalten werden.
Aber die Goalieposition gibt an diesem Abend nicht am meisten zu reden, ganz und gar nicht. Auf das Berner Hoch folgt sofort das Tief. Und das hat mit Benitos Verletzung zu tun.
Schachtar nutzt den Berner Worst Case eiskalt
Der Captain lässt sich am Spielfeldrand pflegen, als Schachtar die Unordnung in der YB-Defensive eiskalt ausnutzt. Heorhij Sudakow zieht von links unbehelligt in den Strafraum, Oleksandr Subkow braucht nur einzuschieben. Die Führung hat bloss vier Minuten gehalten.
Während Schachtar jubelt, signalisiert Benito, dass er nicht weiterspielen kann. Seine Verletzung ist der Worst Case für YB. Nicht nur, weil er Stabilisator ist, sondern auch einer der wenigen Führungsspieler. Er habe einen Stich gespürt, sagt Benito. «Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes.»
Aber es würde zu kurz greifen, diese Verletzungsmisere bloss mit Pech zu begründen. Der 32-Jährige wurde nach seinem Comeback etwa auch deshalb forciert, weil Anel Husic den Ansprüchen nicht genügt. Dem im Winter als Reaktion auf Benitos Kreuzbandriss verpflichteten Husic trauen die Young Boys Einsätze im Europacup nicht zu. Sie verzichteten, ihn für die Champions League zu melden.
Eine ausgedünnte Abwehr ist eine schlechte Voraussetzung, um in der Königsklasse zu punkten. Schachtar profitiert noch vor der Pause, Sudakow, der Stolz des ukrainischen Spitzenclubs, findet erneut viel Platz vor. Diesmal düpiert er den eingewechselten Lukasz Lakomy und trifft von ausserhalb des Strafraums zum 2:1.
Dabei bleibt es. Benito sagt noch: «Da müssen wir jetzt durch.»
Schluss
Ein allerletzter Wechsel bei Schachtar, dann pfeift Schiedsrichter Orel Grinfeeld die Partie ab. YB verliert gegen Donezk 1:2 – und somit auch das vierte Spiel der Champions League. Danke fürs Mitfiebern! Gleich folgt hier eine Zusammenfassung.
90+3’
Ein letzter Eckball – noch einmal sind alle YB-Akteure vor das Donezk-Tor – sogar Marvin Keller ist mit dabei. Aber auch mit dem Berner Goalie fällt hier kein Tor mehr.
90’
Und dieser landet schliesslich in den Händen von Goalie Riznyk. Wie in der ersten Hälfte werden noch vier Minuten nachgespielt.
89’
Und da kommt sie: Ugrinics Freistoss kommt scharf, der Ball wird jedoch abgelenkt. In der nächsten Szene tankt sich Virginius an der Grundlinie durch und holt mit seinem Abschluss einen Eckball heraus.
87’
Jetzt beherrschen wieder die Ukrainer das Spiel. Wenn YB hier noch etwas Zählbares mitnehmen will, ist jetzt die Zeit für eine Schlussoffensive.
85’
Eine heikle Szene im YB-Strafraum können die Berner im Verbund klären – dann schwärmen sie aus. Elia stürmt und kriegt durch Ganvoula Begleitschutz, doch auf einen Abschluss warten die Zuschauer in Gelsenkirchen vergebens.
82’
Monteiro setzt sich gleich gegen drei, vier Gegner durch und schlägt eine starke Flanke, doch kein Berner kommt an den Ball. Die letzten Minuten der Partie brechen an.
79’
In den letzten Minuten haben auch die Ukrainer zweimal gewechselt. Gomes und Sikan sind neu im Spiel, Macedo und Lemos haben Feierabend.
75’
Athekame hat im Strafraum der Ukrainer genug Platz, um zu jonglieren – zu schiessen, das vergisst er allerdings. Gerade eine gute Phase der Berner, die sind mit Lewin Blum bereits bei ihrem dritten Captain, haben keine Auswechsel mehr und zeigen doch mächtig Moral.
73’
Wieder ein Vorstoss über rechts und Monteiro, dessen Ball gelangt per Umweg zu Ganvoula. Beim Nachschuss könnte der Ball einem Verteidiger an den Arm gefolgen sein. Denn jetzt reklamieren die Berner. Wie jedes Mal heute lässt sich Schiedsrichter Orel Grinfeeld aber nicht irritieren und lässt weiterspielen. Wohl zurecht, der Arm scheint angelegt gewesen zu sien.
70’
Das war schön gespielt der Ukrainer, Sudakov lanciert Subkov im Strafraum der Berner, dieser schliesst aus der Drehung ab – und zwingt Keller zur nächsten Parade.
65’
Schachtar wirkt gerade nicht sehr willig, das dritte Tor zu erzielen. Deshalb mal wieder YB: Lakomys Distanzversuch fliegt allerdings klar am rechten Pfosten vorbei.
Ein ganz Junger kommt
Sie fallen wie die Fliegen – für Lauper geht es nun doch nicht mehr weiter. Er wird zusammen mit Colley und Males ausgewechselt. Neu auf dem Platz stehen Elia, Virginius und ein U-21-Spieler: Rhodri Smith. Der 18-jährige Linksverteidiger hat noch kein Super-League-Spiel als Erfahrung und kommt für die letzte halbe Stunde in der Champions League zum Einsatz. Das Wechselkontingent der Berner ist jetzt erschöpft.
60’
Schachtar bringt sich gleich selbst in Nöte, zuerst verlieren die Ukrainer fahrlässig den Ball in der Mitte, dann lenkt ein Verteidiger die darauffolgende Flanke fast ins eigene Tor. Die Berner sind in der zweiten Halbzeit sonst noch gar nicht gefährlich geworden.
57’
Sandro Lauper, der gezwungenermassen zum Mittelverteidiger avancierte, zeigt in der zweiten Hälfte gleich mehrere gute Aktionen. Mit seinem Stellungsspiel entschärft er zwei, drei Angriffe der Ukrainer – bis er sich ohne Fremdeinwirkung verletzt. Vorerst wird er kurz gepflegt, aber kann er auch weiterspielen?
54’
Wieder eine gute Chance auf den nächsten ukrainischen Treffer, Bondarenko arbeitet sich per Doppelpass zum Berner Strafraum vor, setzt denn beim Abschluss den Ball aber über die Latte. Ein weiteres Tor von Schachtar wäre hier wohl die Vorentscheidung.
52’
Dann geht es mal wieder auf die andere Seite, Monteiro könnte sich an der Grundlinie zum ersten Mal richtig in Szene setzen, doch er dribbelt ins Aus.
50’
Wie vor der Pause ist vor allem Goalie Keller bei den Bernern gefordert. Zuerst muss er den nächsten Eckball entschärfen, dann landet der Ball bei Torschütze Zubkov, der sich direkt versucht. Aber zu zentral – und somit kein Problem für Keller.
48’
Athekame muss langsam aufpassen. Der mit gelb belastete Verteidiger fällt kurz nach der Pause Pedro Henrique, dann leistet er sich zwei Minuten später einen Trikotzupfer.
46’
Weiter geht es mit der zweiten Halbzeit. Und YB startet mit einer Änderung: Monteiro ersetzt den Torschützen Imeri.
Fehler gefunden?Jetzt melden.