Fünf Wander-Anfängerfehler
Beim Wandern kann man nichts falsch machen? Von wegen! Unsere Autorin verrät ihre grössten Fehler, aus denen sie gelernt hat.

Gemütlich in den Bergen tippeln, dabei die Aussicht geniessen und ein paar schöne Fotos machen: Wie gross kann beim Wandern schon das Risiko von Anfängerfehlern sein? Wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann: sehr gross.
Ich bin ja ganz streng genommen kein blutiger Anfänger beim Wandern. Seit ich stehen konnte, haben mich meine Grosseltern immer in die Berge mitgeschleppt. Oft unter heftigem Protest meinerseits: Das frühe Aufstehen widerstrebte mir und ich kann mich an einige Vorfälle erinnern, während denen ich täubelnd versicherte, ich würde keinen einzigen Meter mehr weiterlaufen. Ich habe es einzig der Geduld meines Grosis zu verdanken, dass sie mich immer wieder von neuem motivierte und nicht einfach irgendwo mitten auf einem Wanderweg stehen liess – obwohl ich ihr mit meinem Zetermordio-Gebrüll sicher mehr als einmal gewaltig auf die Nerven ging.
Mittlerweile gehe ich freiwillig und gerne wandern und bin für meine eigenen Wanderrouten verantwortlich. Ich habe ja schon öfters über meine enorme Abneigung gegen das Bergaufgehen berichtet. Diese führte auch gleich zu meinem ersten grossen Wanderfehler:
Das Gefühl haben, bergab wandern sei weniger anstrengend
Vor einigen Jahren organisierten ein befreundetes Paar und ich eine Wanderung in den Flumserbergen. Die Tour vom Maschgenkamm zum Tannenboden versprach einen leichten Schwierigkeitsgrad und eine fantastische Aussicht. 7 Kilometer ist für mich nicht gerade eine Kurzstrecke, aber in meiner Unüberlegtheit und Naivität fand ich, es ginge ja alles bergab, das würde ich LOCKER schaffen. Oh, wie falsch man liegen kann mit einer solchen Annahme! Meine Oberschenkel protestierten schon nach 2 Kilometern, meine Knie wurden weich und ich hätte mich irgendwann am liebsten auch wieder täubelnd an den Wegrand gesetzt. Dummerweise werden solche Eskapaden bei erwachsenen Wanderern nicht mehr wirklich toleriert und ich musste den Abstieg durchbeissen. Die Folge war einer der schlimmsten Muskelkater aller Zeiten – ich konnte drei Tage lang nur seitwärts Treppen steigen. Nun gut, jetzt wissen wir es ein für allemal: Bergab wandern mag konditionell etwas weniger anstrengend sein – die Muskeln und Gelenke jedoch sind genau gleich gefordert.
Nicht auf die eigene Tagesform hören
Vor kurzem gingen wir auf eine Wanderung, da wusste ich schon nach 10 Minuten: Heute wird das nichts. Ich hatte noch Muskelkater vom Training zuvor und es war selbst in der Höhe einfach viel zu warm für mich. War ich vernünftig und habe auf meinen Körper gehört? Nein. Ich habe mir ja ein grosses Ziel gesetzt bezüglich der Rigi und ich wollte auf gar keinen Fall diese Chance auslassen, in den Bergen Höhenmeter zu absolvieren. Das Resultat? Ich musste auf dem Rückweg extrem beissen und hatte wirklich kurz das Gefühl, ich schaffe es nicht mehr ans Ziel. Im Gegensatz zu Flachland-Trainingsrouten hat man in den Bergen ja dann oft keine Alternative mehr, als zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Eine sehr unangenehme Erfahrung, die mich daran erinnert hat, wieder bewusster auf meine eigenen Grenzen zu achten und diese auch zu respektieren.
Mich einzig auf die Aussagen von (fitten) Wanderern stützen
Ich lese extrem gerne Wanderberichte und Blogs zur Inspiration. Und liess mich auch schon von Wanderbeschreibungen wie «der Weg weist keine nennenswerten Steigungen auf» verführen. Ohne das Höhenprofil anzuschauen. Plötzlich standen wir unterwegs vor einer Steigung, deren Heftigkeit mich komplett überforderte – inklusive einem offiziellen Strassenschild, welches vor ebendieser Steigung warnte. Meine genauen verbalen Äusserungen dazu kann ich hier aus Anstandsgründen nicht wiederholen. Sagen wir es mal so: Im amerikanischen Fernsehen müssten sie mit ziemlich vielen Beeps zensuriert werden. Seither versuche ich, nur noch Wanderungen in Angriff zu nehmen, bei welchen ich das Höhenprofil angeschaut habe.
Mich auf die offiziellen Zeitangaben von Wanderwegweisern verlassen
Das fällt natürlich in die gleiche Kategorie wie Anfänger-Fehler Nummer 3: Für fitte, geländefähige und trittsichere Wanderer mögen diese Zeitangaben oft sogar grosszügig berechnet sein. Für mich Wanderschnecke bedeutet es, dass ich mit ungefähr der doppelten Streckenlänge rechnen muss. Dies lernte ich auf die harte Tour, als wir mal unsere Rückreise mit dem Bähnli (welches notabene nur einmal pro Stunde und nicht sehr lange am Abend fuhr) aufgrund der offiziell angegebenen Laufzeit geplant hatten. Ein dummer Fehler, der fast mit einer unfreiwilligen Übernachtung auf dem Berg geendet hätte.
Auf die Wanderstöcke verzichten
Ein klassischer Anfängerfehler, geschehen auf einer vergleichsweise einfachen Wanderung: Ich dachte, ich könne den kurzen Abstieg locker auch ohne Stöcke bewältigen. Ich wusste nicht, dass dieser relativ steile Abstieg über ein Geröllfeld führte. Meine Trittsicherheit erinnert ja nun mehr an diejenige eines frisch geborenen Fohlens und weniger an eine Gemse. So schlitterte ich mehr schlecht als recht über dieses Geröllfeld. Entsprechend war auch hier der Audio-Kommentar nicht wirklich jugendfrei. Seither gehören die Stöcke standardmässig ins Wandergepäck. Man weiss ja nie ganz genau, an welchen Abstieg man unterwegs gerät.
Dieser Artikel wurde erstmals am 25. August 2017 publiziert und am 15. Mai 2023 in dieses Redaktionssystem übertragen.
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