Neuheiten von GoogleFünf Highlights – und die immer gleiche Enttäuschung
Ganz viel künstliche Intelligenz, ein Falthandy, ein schlaues Tablet und noch viel mehr hat der Techkonzern gestern vorgestellt. Die wichtigsten Ankündigungen und Nebenschauplätze.
Google hat am Mittwoch den Reigen der jährlichen Entwicklerkonferenzen eröffnet. An diesen Veranstaltungen scharen die Konzerne hinter den grössten Software- und Internetplattformen einmal im Jahr Entwicklerinnen und Entwickler um sich, um ihnen die neusten Möglichkeiten schmackhaft zu machen.
Doch es geht dabei längst nicht mehr nur um Tools für neue Apps und Dienste. An diesen Konferenzen wird immer auch reichlich neue Software und Hardware vorgeführt, die uns allen zugutekommt.
Bei Google heisst die Veranstaltung I/O, seit ein paar Jahren findet diese jeweils in einer Freiluftarena im kalifornischen Mountain View statt. So auch dieses Jahr.
Und für einmal starten wir unsere Auflistung von Highlights und Enttäuschungen mit Letzterem. Nämlich, um die Erwartungen gleich etwas zu dämpfen und keine falschen Hoffnungen zu wecken:
Wieder keine Pixel für die Schweiz
Wer unsere Berichterstattung verfolgt, wird es sicher schon mitbekommen haben: Google baut unter dem Namen Pixel eigene Smartphones (und Uhren, Kopfhörer und neuerdings auch Tablets). Die gehören in Sachen Kameras zum Besten, was es gibt. Technisch werden sie Jahr für Jahr besser, das Android-Betriebssystem läuft darauf so gut wie auf keinem anderen Handy – schliesslich stammt das ja auch von Google –, und die Preise sind überraschend vernünftig.
Nur bringt Google die Geräte bisher nicht in die Schweiz. Alle Jahre wieder ist es dieselbe Enttäuschung. Digitec und Co. springen jeweils in die Bresche und importieren die Geräte selbst. Doch ich tu mich nach wie vor schwer damit, Geräte zu empfehlen, deren Hersteller offensichtlich zu wenig dahintersteht, sie hier offiziell und mit allen erwartbaren Service- und Garantiediensten anzubieten.
Nun, da wir dieses leidige Thema aus dem Weg geräumt haben, kommen wir zu den Highlights von Google I/O:
KI überall
Das alles bestimmende Thema dieses Frühlings dominierte auch die Präsentation von Google: Künstliche Intelligenz hier. Künstliche Intelligenz da. Neue Sprachmodelle, Chat-GPT-Konkurrent Bard wird für alle geöffnet, eine Zusammenarbeit mit Adobe Firefly, Assistenten für Tabellen, die Möglichkeit, Fotos fast beliebig nachträglich umzubauen und, und, und.
Google ist in der öffentlichen Wahrnehmung in den letzten Monaten von OpenAI und Microsoft regelrecht überrundet worden – mehrfach. Vieles davon ist dem aktuellen KI-Hype geschuldet, der teils wilde Blüten treibt. Im Hintergrund und abseits des Hype-Feuerwerks ist die Lage weit weniger dramatisch für Google.
Aber niemand mag als Verlierer dastehen, allein schon wegen der Börse. Entsprechend hat Google gestern aus allen Rohren gefeuert und keine Gelegenheit ausgelassen, KI zu erwähnen. Selbst Handy-Hintergrundbilder sollen sich mit dem neuen Android per KI erstellen lassen.
Wie bei Microsoft und OpenAI war auch bei Google vieles Show. Was sich im Alltag wirklich bewährt, muss sich erst zeigen. Spannend ist aber vor allem, dass Google die internen Teams und Firmen, die an KI forschen, nun zusammenlegt. Fusionen sind nie einfach und können für allerhand Überraschungen sorgen – im Guten wie im Schlechten.
Pixel 7A
Wenns um preiswerte Smartphones geht, ist Google mit der A-Reihe eine der besten Adressen (mal abgesehen vom erwähnten Schweiz-Dilemma). Man bekommt Design und Technik vom Vorjahr zu einem sehr guten Preis: Das aktuelle Pixel 7A kostet in den USA 500 Dollar (ohne Steuern), und man muss schon ganz genau hinschauen, um Unterschiede zum etwas teureren Pixel 7 zu finden.
Das 7A hat einen minimal kleineren Bildschirm, lädt etwas langsamer und hat eine Plastikrückseite. Die Kamera ist auch eine andere, wie gross da die Unterschiede im Alltag sind, muss sich zeigen. Fest steht aber: Google baut mit dem 7A das Smartphone-Portfolio weiter aus, und wenn sein Preis längerfristig noch fällt, wird es ein sehr spannendes Gerät.
Pixel Fold
Tatsächlich! Google traut sich, ein Falthandy zu machen. Und nicht etwa wie Microsoft eins mit zwei getrennten Bildschirmen. Nein, ein richtiges Falthandy, wie wir sie von Samsung und Oppo kennen. Vom Prinzip her funktioniert es wie das Samsung Fold oder das Oppo Find N: Ein etwas dickliches Handy lässt sich auffalten, und zum Vorschein kommt ein Mini-Tablet.
Wie wir es von den anderen Herstellern kennen, wird auch das Pixel Fold teuer. Da kann auch Google keine Wunder bewirken. 1700 Dollar (ohne Steuern) kostet das Fold in den USA. Spannender als das Gerät an sich ist aber Googles Versprechen, Android nun für Falthandys zu optimieren. Mit einem eigenen Gerät gibt es keine Ausreden mehr. Bislang mussten Hersteller wie Samsung oder Oppo selber ran, um die Software für diese neue Gerätekategorie anzupassen. Dass Google da nun mitmischt, dürfte allen helfen.
Pixel Tablet und das geniale Dock
Schon letztes Jahr hat Google angekündigt, dass sich die Firma mit Tablets nun doch wieder Mühe geben will. Zuvor hatte Google scheinbar das Interesse daran verloren und das Feld vor allem Apple überlassen. Samsung musste selber schauen, wie sie Android für Tablets optimieren konnten.
Bei der offiziellen Vorstellung des Pixel Tablets teilte Google dann auch kräftig aus: Tablets hätten sich nicht so recht durchgesetzt, sie lägen nur in Schubladen, und wenn man sie mal brauche, hätten sie keinen Strom mehr. Um Letzteres zu verhindern, lanciert Google zusammen mit dem Tablet auch ein Lautsprecher-Dock, das das Tablet zu einer Smarthome-Zentrale und einem Smartbildschirm ähnlich den Nest Hubs macht. Die Idee ist bestechend, und man fragt sich, warum Samsung oder Apple nicht früher schon so etwas lanciert hat.
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Ein Detail am Rande: Google wies ausdrücklich darauf hin, wie einfach es sei, beim Pixel Tablet die Benutzer zu wechseln. Ein weiterer Seitenhieb Richtung iPad: Dort ist es bis heute nicht möglich, das Gerät mit Benutzerkonten in der Familie zu teilen und zu personalisieren.
Wear OS 4 und die Zifferblätter
Da Google das neue Android bereits im Februar angekündigt hat, gab es an der I/O nur ein paar Neuheiten, etwa KI-generierte Hintergrundbilder. Spannender – wenn auch fast untergegangen – ist da die Ankündigung von Wear OS 4, der neuen Software für die Uhren von Google, Samsung und Co.
Aufhorchen lässt die Ankündigung eines neuen Standards für Zifferblätter, den Google und Samsung gemeinsam definiert haben. Mit diesem neuen Format können Entwickler künftig einfacher und einheitlicher Zifferblätter für Uhren mit Google-Software erstellen und im eigenen Appstore anbieten.
Google scheint es mit den Uhren (ähnlich wie mit den Tablets) nun doch noch mal wissen zu wollen und legt sich richtig ins Zeug, um dem iPad und der Apple Watch Paroli zu bieten. Uns Konsumentinnen und Konsumenten kann das nur recht sein: Konkurrenz belebt das Geschäft und macht Produkte nur besser und günstiger.
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